Gastgeberland Schweden: Über 1000 Musiker fordern in offenen Brief Ausschluss von Israel beim ESC
Ausschluss-Aufruf in Malmö: Mehr als 1000 Musiker vom diesjährigen ESC-Gastgeberland Schweden wollen nicht, dass Israel am Musik-Großereignis teilnimmt.
Stockholm – Findet der diesjährige Eurovision Song Contest (ESC) ohne Israel statt? Das zumindest ist das Bestreben von mehr als 1000 schwedischen Künstlern und Künstlerinnen, welche die Europäische Rundfunkunion (EBU) dazu aufrufen, das Kriegsland vom Musik-Großereignis auszuschließen.
Ausschluss von Israel beim ESC? Mehr als 1000 Künstler aus Schweden mit Offenem Brief
Am Montag (29. Januar) veröffentlichte die schwedische Zeitung Aftonbladet einen offenen Brief, den bekannte Musiker wie Robyn, Fever Ray und das Indie-Folk-Duo First Aid Kit unterschrieben haben. Schweden richtet 2024 den ESC aus. Die Künstler aus dem skandinavischen Land kritisieren die EBU-Entscheidung, Israel weiter am Wettbewerb teilnehmen zu lassen. Und zwar trotz dessen „brutaler Kriegsführung in Gaza“, wie es in dem Brief heißt.
Auch ehemalige schwedische Vertreter beim Eurovision Song Contest unterzeichneten den offenen Brief. Beispielsweise Eric Saade, der mit „Popular“ 2011 den dritten Platz beim ESC belegte, und Opernsängerin Malena Ernman, die 2009 mit „La Voix“ auftrat.
Wem der Name abseits der Musik bekannt vorkommt: Sie ist die Mutter von Klimaaktivistin Greta Thunberg. Die junge Schwedin hatte das Vorgehen von Israel in Gaza bereits prominent kritisiert. Gleichzeitig warb sie aber auch für die Unterstützung von propalästinensischen Gruppen, die zuvor mit antisemitischen Thesen aufgefallen waren. Das brachte wiederum Thunberg Kritik ein.
EBU mit Doppelmoral? Israel darf weiterhin am ESC 2024 teilnehmen – Russland und Weißrussland wurden zuletzt ausgeschlossen
Mit dem Hinweis auf die unpolitische Natur der Musikveranstaltung hatten sich die ESC-Organisatoren zuvor gegen Forderungen nach einem Ausschluss Israels verwahrt. Nun wird der EBU vonseiten der schwedischen Künstler Doppelmoral vorgeworfen.
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Zum Hintergrund: In ihrem Brief wiesen sie darauf hin, dass nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 keine russischen Musiker am ESC teilnehmen durften und dass 2021 Belarus die Teilnahme aufgrund von Verstößen gegen die Pressefreiheit verweigert wurde.
ESC-Länder kritisieren Israel für Gazakrieg – und der Opfer unter der Zivilbevölkerung
Israel vom ESC 2024 auszuschließen, das wurde auch schon von anderen Ländern angeregt. Vor allem wegen der Opfer unter der Zivilbevölkerung in Gaza ist Kritik zunehmend lauter geworden. So hatte das isländische Fernsehen bereits angekündigt, erst gemeinsam mit dem Sieger oder Siegerin vom nationalen Vorentscheid die Entscheidung zu treffen, ob man am ESC-Finale in Malmö am 11. Mai teilnehmen werde, wenn Israel dabei ist.
Der nunmehr 68. ESC – der im Vorfeld das Comeback einer Ikone erlebt – findet in diesem Jahr in Schweden statt, nachdem Sängerin Loreen den Vorjahreswettbewerb in Liverpool mit dem Lied „Tattoo“ für das skandinavische Land gewonnen hat. Die EBU hatte Anfang Dezember eine Liste mit diesmal 37 teilnehmenden Rundfunkanstalten veröffentlicht – darunter auch KAN aus Israel. (han/dpa)