Ein Nachruf zum Tod von Peißenbergs Ruhestandspfarrer Gerhard Schmid

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Kreisbote

Kommentare

Ruhestandspfarrer Gerhard Schmid ist im Alter von 91 Jahren gestorben. © FKN

Peißenberg hat eine große Persönlichkeit verloren: Im Alter von 91 Jahren der Bundesverdienstkreuz- und Bürgermedaillenträger Gerhard Schmid gestorben. Der Ruhestandsgeistliche leitete 33 Jahre lang die Pfarrei von St. Johann und erwarb sich vor allem durch sein intensives, soziales Engagement hohes Ansehen.

Peißenberg - „Unser Herr Jesus Christus hat Herrn Pfarrer i. R. Gerhard Schmid für immer heimgerufen.“ Es ist eine traurige Nachricht, die seit ein paar Tagen auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft (PG) Peißenberg-Forst zu lesen ist. Die Trauer über den Tod von Gerhard Schmid ist groß – nicht nur in der Pfarreiengemeinschaft, sondern weit darüber hinaus. Schmid, der 1933 in Stuttgart geboren wurde und nach seiner Priesterweihe 1960 fünf Jahre später in Peißenberg die Leitung der Pfarrei von St. Johann übernahm, hat in der Marktgemeinde Spuren hinterlassen – große Spuren.

Großes soziales Engagement

„Wir haben ihm in Peißenberg sehr viel zu verdanken. Wir verlieren eine ganz große Persönlichkeit“, würdigt Bürgermeister Frank Zellner Schmids Verdienste. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit investierte Schmid viel Zeit und Energie in sein soziales Engagement. Unter anderem war er Mitbegründer der Ökumenischen Sozialstation und der Paula-Lindauer-Stiftung. Er war in den 1970er Jahren maßgeblicher Motor beim Aufbau des früheren Altenheims auf der Leite ebenso wie später beim Neubau des Caritas-Seniorenzentrums in der Hans-Böckler-Straße. Auf seinen zahlreichen Indien-Reisen knüpfte Schmid Kontakte zu den Ordensschwestern „Daughters of Mary“, die bis heute in der Peißenberger Altenpflege aktiv sind. Zudem lag ihm die Krankenhausseelsorge sehr am Herzen. „Seine Leidenschaft war der Dienst am anderen Menschen. Er war Gott nahe, indem er Menschen, die Hilfe brauchten, unterstützte – und zwar unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht“, sagt Georg Fetsch. Der PG-Pfarrer behält Schmid als „lebensbejahenden Pfarrer“ in Erinnerung: „Ich habe ihn als sehr wohlwollenden Menschen erlebt.“

Das bestätigt auch Frank Zellner: „Gerhard Schmid war ein ganz freundlicher, ausgleichender und zugewandter Charakter.“ Schmid war ein Seelsorger, der seine Ziele mit Rückgrat und Stringenz verfolgte. Zellner beschreibt ihn als „sehr modernen Pfarrer“ – nicht ohne Grund. Schmid setzte die angestoßenen Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils mit Überzeugung um. Er war einer der ersten Pfarrer in der Region, die auch Mädchen für das Ministrantenamt zuließen. Schmid sei zwar eine „Respektsperson“ gewesen, erinnert sich Zellner, „aber er war unglaublich nahbar.“ Zusammen mit Ministranten spielte Schmid zum Beispiel gerne Fußball, und bezüglich seiner seelsorgerischen Besuche im damaligen Peißenberger Krankenhaus werden viele Anekdoten erzählt. So soll mit den Patienten schon einmal weit über die Besuchszeit hinaus bis tief in die Nacht Schafkopf gespielt worden sein. Die strengen Ordensschwestern blieb nichts anderes übrig, als ein Auge zuzudrücken. „Das sind Erzählungen, aber ich kann´s mir sehr gut vorstellen. Gerhard Schmid war ein geselliger Mensch“, sagt Georg Fetsch.

Die Chemie zwischen ihm und Schmid stimmte. „Das ist ja nicht immer so, wenn einer der Vorgängerpfarrer noch am Ort wohnt. Dann ist das mitunter nicht immer so harmonisch“, weiß Fetsch. Schmid sei indes stets mit Rat und Tat beiseite gestanden, wenn er gefragt wurde. „Er hat sich aber nie aufgedrängt“, erzählt Fetsch. Schmid sei immer hilfsbereit gewesen und habe auch als Ruhestandspfarrer (ab 1998) noch viele Gottesdienste zelebriert. Im Dekanat Weilheim-Schongau wirkte er noch bis ins hohe Alter als Aushilfspfarrer. Fast jeden Sonntag fuhr er mit seinem Volkswagen –Schmid war ein leidenschaftlicher Autofahrer – zur Pfarreiengemeinschaft Auerberg, um in Burggen oder Bernbeuren Gottesdienste zu leiten: „Es hat ihm dort einfach gefallen“, erzählt Fetsch.

„Er hinterlässt eine große Lücke“

Doch seit Ende 2024 ging es Schmid gesundheitlich schlechter. Mehrere Augenoperationen setzten ihm zu. „Sein Leben war nicht mehr ganz so lebenswert. Er war altersschwach“, konstatiert Fetsch. Schmid zog von seinem Haus in der Bürgermeister-Leibold-Straße ins Caritas-Seniorenzentrum. In der vergangenen Woche wurde der Ruhestandspfarrer ins Krankenhaus Weilheim eingeliefert, wo er noch in der Notaufnahme verstarb. „Er konnte schnell gehen“, berichtet Fetsch. Schmid habe dem Tod aber „nicht entgegengeschaut“. Dafür sei er nicht der Typ gewesen: „Er hat das Leben geliebt“, sagt Fetsch – und: „Gerhard Schmid hinterlässt eine große Lücke.“

Zu Ehren von Schmid fand am Samstag ein Requiem in der Kirche von St. Johann statt.

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare