Headhunterin über Image-Wandel - „Rüstungbranche früher ähnlich verpönt wie Pornoindustrie“, heute herrscht Kampf um Talente

Die Rüstungsindustrie befindet sich in einem deutlichen Aufwärtstrend, spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor zwei Jahren. Eva Brückner, eine erfahrene Headhunterin, steht vor der Herausforderung, Top-Positionen in diesem Sektor zu besetzen. Im Interview mit dem „Handelsblatt“ gab sie preis, dass für die Besetzung einer Führungsposition bis zu 300 Personen kontaktiert werden müssen.

Früher, so Brückner, „lehnte ein Großteil der Menschen einen Job in der Rüstung kategorisch ab. Die Branche war ähnlich verpönt wie die Pornoindustrie.“ Doch seit Beginn des Konflikts in der Ukraine habe sich das Image gewandelt. Die Leute verstünden nun, dass Deutschland die Branche stärken müsse und „dass sie mit einem Job in der Rüstung selbst einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit leisten können“, sagte Brückner dem „Handelsblatt“.

Schwierige Kandidatensuche in der Rüstungsindustrie

Jedoch ist die Suche nach geeigneten Kandidaten trotzdem nicht einfacher geworden. „Von der Stellenausschreibung bis zur Vertragsunterzeichnung können bis zu sechs Monate vergehen“, sagte Brückner. Dies liegt daran, dass Talente heutzutage höhere Anforderungen stellen und die Rüstungsindustrie bei Themen wie Homeoffice oder flexiblen Arbeitszeiten hinterherhinkt.

Die Gehälter in der Branche sind oft an den Metall- und Elektrotarif der IG Metall gebunden und bieten im Vergleich zu anderen Sektoren keine überdurchschnittlichen Bezüge. Dies könnte ebenfalls ein Grund für die schwierige Personalsuche sein, wie Brückner im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ vermutet.

Ein besonderes  Problem ist der geringe Frauenanteil in Führungspositionen der Rüstungsindustrie. „Wenn ich eine Stelle ausschreibe, bekomme ich 100 Bewerbungen von Männern und keine einzige von einer Frau“, offenbarte Brückner. Untersuchungen  hätten gezeigt, dass weniger als fünf Prozent der Führungspositionen in der Rüstungsbranche auf der ersten und zweiten Ebene von Frauen besetzt sind.

Rüstungsaktien trotzen ethischen Bedenken: Üppige Renditen trotz Kritik

Doch wie steht es um die Rüstungsindustrie aus Anleger-Sicht betrachtet? Nach Angaben der „Wirtschaftswoche“ (Wiwo) lassen viele Anleger aufgrund ethischer Bedenken bewusst die Finger von Rüstungsaktien. Dabei wird klar, dass der Bedarf an Rüstungsgütern nicht zu leugnen ist. Viele Fonds und institutionelle Investoren schließen Anlagen in den Rüstungssektor sogar kategorisch aus. Dennoch, so die „Wiwo“ weiter, könnte die robuste Nachfrage und das generelle Meiden der Aktien Chancen für Anleger eröffnen.

Laut „Wiwo“ konnten Rüstungsaktien auf lange Sicht betrachtet üppige Überrenditen bieten. So wird angeführt, dass der MSCI World Aerospace and Defense Index in den vergangenen 30 Jahren 11,1 Prozent Rendite pro Jahr generiert hat. Dies ist fast dreieinhalb Prozentpunkte mehr als der breite Index MSCI World. Die „Wiwo“ stellt fest, dass der Unterschied mit Zinseszinseffekt über Jahrzehnte hinweg enorm ist.

Rheinmetall-Aktie klettert auf neues Allzeithoch 

Die Rheinmetall-Aktie (WKN: 703000) befindet sich derweil weiterhin auf Höhenflug und erreichte am heutigen Montag, 26. Februar 2024, zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch von 422,40 EUR.