Gmunder Pfarrsaal wegen Schäden gesperrt: Pfarrei plötzlich auf Herbergssuche
Hiobsbotschaft für den Pfarrverband Gmund-Bad Wiessee: Weil die Dachkonstruktion erhebliche Schäden aufweist, musste der Gmunder Pfarrsaal gesperrt werden. Für den Pfarrer beginnt eine Herbergssuche.
Gmund – „Wir mussten über Nacht Lösungen finden“, macht Pfarrer Stephan Fischbacher die akute Lage deutlich. Am Mittwochabend (13. Dezember) hat laut Fischbacher die Kirchenverwaltung von St. Ägidius „schweren Herzen“ die Entscheidung getroffen, den Saal im katholischen Pfarrzentrum bis auf Weiteres für alle Nutzungen zu sperren. Das Gutachten eines Statikerbüros habe ergeben, dass das Dach des Pfarrsaals erhebliche Mängel aufweist.
Standsicherheit wegen Schäden am Dach nicht mehr gewährleistet
„Es wurden alle Leimbinder besichtigt“, berichtet der Pfarrer. Dabei seien die Schäden an den Holzbalken sichtbar geworden. Weil die Standsicherheit damit nicht mehr garantiert werden kann, zog die Kirchenverwaltung die schmerzlichen Konsequenzen und machte den Saal kurzerhand dicht. Ein Risiko möchte niemand eingehen. Zu sehr erinnere die Situation an das Unglück von Bad Reichenhall. Auch beim dortigen tragischen Einsturz der Eislaufhalle im Jahr 2006 unter Schneemassen hatte eine solche Dachkonstruktion mit Leimbindern eine Rolle gespielt.
Bücherei und Pfarrbüro von Sperrung nicht betroffen
Betroffen von der Sperrung ist laut Fischbacher ausschließlich der Saal. Alle anderen Räumlichkeiten im Pfarrzentrum stünden weiter zur Verfügung, auch die Bücherei, das Pfarrbüro und der Konferenzraum. Durch den Wegfall des Saals – viel genutzter Treffpunkt der Pfarrei-Mitglieder – stehe man dennoch vor „großen Herausforderungen“, macht der Pfarrverbandsleiter deutlich.
Für kurzfristig anstehende Veranstaltungen wurde Lösung gefunden
Für kurzfristig anstehende Veranstaltungen hat Fischbacher inzwischen Lösungen gefunden. Dank Unterstützung der Gemeinde könne beispielsweise das Ehrenamtsfrühstück an diesem Sonntag in der Aula der Schule stattfinden. Die Proben des Kirchenchors seien in den Konferenzraum verlegt worden, und die Kindermette für die Kleinen an Heiligabend werde ebenfalls in der Schulaula gefeiert. „Für weitere größere Veranstaltungen suchen wir aktuell aber noch nach Lösungen“, erklärt der Pfarrer und betont: „Uns ist es wichtig, das Pfarreileben so gut wie möglich aufrecht zu erhalten.“
Pfarrer Fischbacher sucht nach alternativen Räumlichkeiten
Dazu würde der Pfarrverband alternative Räumlichkeiten benötigen. Fischbacher zieht Parallelen zur Weihnachtsgeschichte: „Die Schließung bedeutet für uns eine Art Herbergssuche, denn eine Pfarrei braucht einen Ort für Versammlungen und größere Treffen.“ An eine zügige Instandsetzung des Pfarrsaals glaubt der Geistliche indes nicht. Das sei schließlich auch eine Frage der Finanzierung, und in der Erzdiözese werde derzeit eher der Kurs verfolgt, Gebäudebestand abzubauen.
Kirchenverwaltung bemüht sich schon seit vielen Jahren um Sanierung
Dass das katholische Pfarrzentrum in Gmund grundsätzlich ein Sanierungsfall ist, darauf weist die Kirchenverwaltung schon seit Jahren hin. Zuletzt hatte Altbürgermeister und Kirchenpfleger Georg von Preysing im Frühjahr 2021 in unserer Zeitung von den (vergeblichen) Bemühungen um eine Sanierung berichtet. Das Ordinariat hatte das Gmunder Objekt damals auf der Prioritätenliste weit nach hinten geschoben. „Wir wurden da ausgebremst“, sagte Preysing gestern rückblickend. Allerdings sei es bei den damaligen Sanierungsplänen nicht nur um den Dachstuhl gegangen, sondern beispielsweise auch um die Fenster und die marode Heizungsanlage.
Wie es nun mit dem Pfarrsaal weitergeht, kann auch Preysing zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Die Sache sei kompliziert, weil keine vernünftigen Unterlagen über die Dachkonstruktion vorliegen würden. Vermutlich müsse man nun zunächst genauer untersuchen, wie groß die Schäden am Dach tatsächlich sind. Erst dann könne die Pfarrei vor Ort entscheiden, wie sie weiter vorgehe.
gab