„Tatort“ heute: Wiener Jubiläumskrimi mit weniger Schmäh und mehr Substanz

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Auf Tuchfühlung: Moritz (Harald Krassnitzer) und Bibi (Adele Neuhauser) kommen sich näher. © Foto: Petro Domenigg/ORF

Seit 25 Jahren ermittelt Harald Krassnitzer als „Tatort“-Kommissar in Wien. Zum Dienstjubiläum am 10. März 2024 gibt‘s ein besonderes Geschenk: einen glänzenden Krimi, der ins Best-of-Archiv der Reihe gehört.

Das hat er sich verdient, der Moritz. Zum Dienstjubiläum servieren ihm die Autoren Thomas Christian Eichtinger und Samuel R. Schultschik einen saftigen Krimi nach Wiener Art: außen resch und innen zart. Sogar ein paar Tränen fließen beim sonst gern grantelnden Oberstleutnant Eisner (Harald Krassnitzer), als er wegen Mordverdacht in Untersuchungshaft sitzt. Der „Tatort: Dein Verlust“ ist ganz klar ein Fall fürs Best-of-Archiv der unverwüstlichen ARD-Reihe.

Weniger Schmäh, mehr Substanz lautet das Motto von Regisseurin Katharina Mückstein, die mühelos die Balance zwischen Nähe und Distanz in diesem Horrortrip des Hauptkommissars hält. Gefährlich nah kommen sich die Ermittler Moritz und Bibi (Adele Neuhauser) zum 60. Geburtstag. Doch der partytrunkene Polizist entschlummert dem Fast-Kuss auf dem heimischen Sofa.

Der Albtraum nach dem Erwachen

An die Bibi, ihre Torte und das erotische Knistern erinnert sich Moritz am nächsten Tag nicht mehr. Sogar seinen Einsatz am Tatort, einem Wiener Club, in dem der Besitzer erschossen wurde, verpennt er. Dafür erlebt er im Wachzustand einen Albtraum: Auf der Überwachungskamera ist sein Gesicht zu sehen, seine DNA-Spuren finden sich am Tatort, und ein Zeuge erkennt ihn aus jener verhängnisvollen Mordnacht wieder.

Das Zwischenmenschliche im Fokus

Filmriss, Gedächtnisverlust oder doch K.-o.-Tropfen im Geburtstagsschampus? Man leidet schon sehr mit dem Moritz, der mit der Verzweiflung eines orientierungslosen Demenzpatienten der Wahrheit hinterherstolpert. Der „Tatort: Dein Verlust“ ist ein Geschenk, das die 25 Jahre Ermittlungsarbeit von Harald Krassnitzer würdigt. Ein gelungener Krimi, der das Zwischenmenschliche in den Fokus stellt und damit Raum für Empathie schafft. Da ist die enge Freundschaft zu Kollegin Bibi, die allen Krisen zu trotzen scheint, und die innige Bindung zu Eisners Tochter Claudia (Tanja Raunig), die ihren neuen, vom Vater kritisch beäugten Freund Lukas (Julius Feldmeier) anschleppt. Sie alle machen dieses kluge Verwirrspiel zum wuchtigen Krimi-Drama.

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