Gehaltserhöhung verhandeln: Wie viel Prozent im Jahr sind realistisch?
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung? Wie man den besten Moment findet und welche Erhöhungen realistisch sind.
Wer eine Gehaltserhöhung haben will, stellt sich oft die Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch mit dem Vorgesetzten? Und wie viel kann ich eigentlich kriegen? Schließlich wollen viele Angestellte den Moment abpassen, in dem ihre Leistung und ihr Beitrag zum Unternehmen auch in der Gehaltserhöhung anerkannt werden. Doch nicht nur Leistung, sondern auch Veränderungen im Arbeitsverhältnis oder in der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens spielen eine Rolle. Wann eine Gehaltsverhandlung sinnvoll ist und wie hoch diese realistisch ausfallen kann.
Der passende Zeitpunkt: Wann kann man eine Gehaltserhöhung verhandeln?
Ein guter Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung ist meist dann, wenn sich eine Veränderung im Berufsleben zugetragen hat. Eine der wichtigsten Situationen, in denen eine Gehaltserhöhung angebracht ist, ist laut Arbeitsrechte.de das Ende der Probezeit, wenn sich der Mitarbeiter als wertvoll für das Unternehmen erwiesen hat. Auch der Wechsel von einem befristeten zu einem unbefristeten Arbeitsvertrag oder ein neuer Arbeitsvertrag sind Gelegenheiten, in denen eine Gehaltsanpassung sinnvoll sein kann. Weitere Gründe sind eine interne Versetzung, bei der der Mitarbeiter in eine neue Abteilung oder ein anderes Tätigkeitsfeld wechselt, sowie die Übernahme von mehr Verantwortung oder eine Beförderung.

Gehaltserhöhungen sind auch abseits von tariflichen Regelungen oder vertraglichen Vereinbarungen möglich. In solchen Fällen gibt es jedoch keine rechtlichen Grundlagen, was bedeutet, dass die Verhandlungen geschickt geführt werden müssen. Eine gute Vorbereitung ist dann entscheidend und man sollte in einem Termin mit dem Vorgesetzten gezielt erklären können, warum man die verlangte Gehaltserhöhung auch verdient hat. Ein gesetzlicher Anspruch auf regelmäßige Gehaltserhöhungen, etwa einmal jährlich, besteht allerdings nicht.
Realistische Höhe: Wie hoch kann die Gehaltsverhandlung pro Jahr ausfallen?
Die realistische Höhe einer Gehaltserhöhung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Branche, die Größe und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens sowie die individuelle Leistung spielen eine Rolle und sollten bei Verhandlungen nicht außer Acht gelassen werden. Die Faustregel lautet aber: 3 Prozent bis 5 Prozent sind als jährliche Gehaltserhöhung in Deutschland realistisch. Laut Indeed.com kann auch eine Gehaltserhöhung von 10 Prozent bis 15 Prozent drin sein, wenn eine Beförderung oder ein großer Karrieresprung passiert sind; ein Wechsel in eine Führungsposition kann sogar eine Gehaltserhöhung von bis zu 20 Prozent nach sich ziehen. Bei der Übernahme von mehr Verantwortung oder einer Veränderung der Tätigkeiten innerhalb derselben Position kann man eine Erhöhung von bis zu 10 Prozent aushandeln.
Wenn keine signifikanten Veränderungen in der Arbeitsstelle auftreten, spielen oft persönliche Entwicklungen wie wachsende Berufserfahrung und Unternehmenszugehörigkeit eine Rolle. In solchen Fällen kann eine Gehaltserhöhung zwischen 3 Prozent und 7 Prozent realistisch sein.
Meine News
Gehaltsentwicklung in Deutschland: Erhöhung ist niedriger, trotzdem gibt es insgesamt mehr Geld
Gehälter steigen im Durchschnitt jedes Jahr und auch für 2025 wird eine Veränderung erwartet; allerdings nur eine moderate, da die durchschnittliche Gehaltserhöhung laut dem Beratungsunternehmen Kienbaum auf 3,8 Prozent sinkt. 2024 betrug sie noch 4,7 Prozent. Die Gehaltserhöhungen werden also wieder kleiner, nachdem es in den letzten Jahren überdurchschnittliche Steigerungen gab.
Diese Entwicklung ist allerdings gar nicht so negativ, wenn man sie im Kontext der rückläufigen Inflation betrachtet: Laut dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung lag die Inflationsrate 2024 im Schnitt nämlich nur bei 2,4 Prozent. Während die Inflation also zurückgeht, steigen die realen Löhne an, was den Arbeitnehmern trotz der niedrigeren prozentualen Erhöhung unterm Strich mehr Geld einbringt.
Zusätzlich ist ein bemerkenswerter Anstieg der Tariflöhne zu verzeichnen. Im Jahr 2024 steigen diese um durchschnittlich 5,6 Prozent, was einen kräftigen Anstieg des Gehalts darstellt. Nach Jahren der Reallohnverluste bieten diese Entwicklungen eine spürbare Verbesserung für die Arbeitnehmer, auch wenn der Spitzenwert der Tariflöhne noch nicht wieder den von 2020 erreicht hat.