Blaichacher Herrenfriseur schließt Retrosalon - nach 60 Jahren
Ein „Stück Nostalgie“ endet: Friseur Hermann Josef Klarer machte in seinem kleinen Friseurgeschäft für immer das Licht aus. Doch ganz so leicht kam der fast 75-jährige Friseurmeister aus der „Nummer“ nicht heraus.
Blaichach – Wenige Tage nach dem Schlussstrich unter eine mehr als 60 Jahre währende Handwerkstradition klopfte es – noch einmal – am frühen Vormittag an der Ladentüre: „Ich habe das Licht gesehen, und...“ Seine Bitte um einen Haarschnitt am frühen Vormittag musste Klarer leider abschlägig bescheiden. Er habe seit Ende des Monats endgültig und für immer geschlossen. „Schade!
Herrenfriseur in Blaichach schließt nach 60 Jahren seinen Salon
Wirklich schade“, so der sichtlich enttäuschte letzte Kunde. Und „schade“ findet das auch Klarer. Aber es helfe nichts. „Irgendwann ist Schluss. Irgendwann ist es gut.“ Da schwingt schon etwas Abschiedsschmerz mit, nach 61 Jahren. Das Berufsbild des Friseurhandwerks habe sich in diesen Jahren gewandelt – sogar mehrfach. Wie jedes andere Handwerk eben auch. Doch an der Grundausstattung seines Geschäftes, dass er als junger Mann von seinem Vater übernommen hatte, änderte sich kaum etwas. „Lass‘ es – das ist Retro!“ hätten Kunden und gute Freunde (meist in einer Person) immer wieder alle Andeutungen ihres Friseurs verworfen, die nach Renovierung oder Umbau „gerochen“ hätten.
Friseur in Blaichach gibt seinen Retro-Salon auf nach vielen Jahren
In der Tat sieht es bei Friseur Klarer genauso aus wie in den 1960er und 1970er Jahren. Alles sauber und ordentlich. Aber kein „neumodisches Zeug“ oder Stühle wie in der Zahnarztpraxis. Zweckmäßig und gut. Und das in Blaichachs ältestem Haus, wie Klarer betont und auf eine alte Fotografie an der Wand deutet. Damals, also vor rund 160 Jahren, war die heutige Hausnummer Sonthofener Straße 22 noch ein schlichtes Einzelhaus. Wie heute gingen zwei Fenster zur Straße hin. Aber innen scheint die Zeit in den 1960er Jahren stehengeblieben zu sein: Retro. Alles komme wieder, meint Klarer. Doch der Friseurmeister mit großer Leidenschaft für seinen Beruf, ist mit sich und seinem Leben im Reinen. Friseur sei ein Dienstleistungsgewerbe mit Menschen. „Die intimste Körperregion eines Menschen ist sein Kopf.“ Und daran zu arbeiten, das sei eine Frage des Vertrauens. Wer sich da nicht gut aufgehoben fühle, bleibe weg.
Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.