„Spricht keiner gerne aus“: Rattenplage in Südtirol laut Experte „nicht mehr loszubekommen“

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Idyllisch und der perfekte Ruheort: Das ist Südtirol. Doch die Region kämpft zunehmend mit Rattenplagen. Experten warnen vor günstigen Bedingungen.

Meran - Die malerische Stadt Meran in Südtirol ist vor allem für ihre prächtigen Schlösser, Villen und weitläufigen Parks bekannt. Neben ihren Bewohnern und Touristen zieht sie aber auch eine wachsende Population von Ratten an. Die Stadt bietet ideale Lebensbedingungen für die Tiere, ihre Bekämpfung gehört inzwischen zur Routine. Der Südtiroler Sender ORF bezeichnet die Situation als einen „Machtkampf zwischen Ratte und Mensch“. Muss die hohe Anzahl an Tieren einfach akzeptiert werden?

Samuele Sancassiani, ein Schädlingsbekämpfer, ist regelmäßig im Einsatz, um den Rattenbestand in Meran zu überwachen. Die Tiere sollen dabei besonders die Facetten an der Stadt schätzen, die auch Touristen in die Region lockt: das üppige Grün, die vielen künstlich angelegten Bewässerungskanäle und die prächtigen Gärten in vielen Wohngebieten.

Doppelt so viele Ratten wie Einwohner: Statistisch gesehen leben auch in Bayreuth rund 150.000 Ratten.

„Machtkampf“ zwischen Ratte und Mensch in Südtirol: Experten warnen vor günstigen Bedingungen

Besonders häufig werde Sancassiani in das Villenviertel Obermais in Meran gerufen, wie er dem ORF berichtete. Dort berät er die Bewohner über Maßnahmen, um zu verhindern, dass die Tiere in die Häuser eindringen. „Schwarze Ratten“ seien beispielsweise ausgezeichnete Kletterer. Wenn Baumäste zu nahe an die Hauswand reichen, würden sie gerne als Eintrittsmöglichkeit genutzt. Hinzu kommen Essensreste auf Balkonen oder Terrassen sowie offene Mülleimer, die Ratten besonders anziehen.

Ratten gehören in vielen Südtiroler Gemeinden wie Meran (re.) inzwischen zum Alltag. © chanawat3753/Panthermedia/Imago (li.); Rupert Oberhäuser/Imago (re.)

Warum werden Ratten überhaupt als „Schädlinge“ angesehen?

Menschen reagieren auf Ratten oft mit gemischten Gefühlen. Einerseits werden diese Tiere als niedliche und gesellige Nagetiere in den eigenen vier Wänden gehalten, andererseits lösen sie bei einigen Menschen Ekel und Hysterie aus. Das liegt hauptsächlich daran, dass sich wild lebende Ratten gerne an Lebensmitteln in Kellern und Lagerräumen bedienen und diese durch ihre Fressspuren und ihren Kot verschmutzen. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass sie Krankheiten wie Salmonellen, Fleckfieber oder Tuberkulose verbreiten.

Quelle: AML Schädlingsbekämpfung

Rattenplage in Südtirol: Tiere laut Schädlingsbekämpfer nicht mehr wegzudenken – Städte reagieren

„Dass wir mit dem Schädling unseren Alltag teilen, spricht keiner gerne laut aus“, so die ORF-Reporterin über die Situation in Meran. Laut dem Schädlingsbekämpfer ist die Situation in der Gemeinde insgesamt aber noch stabil. „Der Rattenbefall funktioniert zyklisch“, erklärte er dem Sender. „Einmal gibt es mehr Tiere, dann wieder weniger.“ Es sei nicht zielführend, die Rattenpopulationen mit Gift zu reduzieren. Denn eine stark dezimierte Gruppe würde sich anschließend nur umso stärker vermehren. Wichtiger sei es, die Tierbestände zu beobachten, so Sancassiani.

Auch Andreas Wenighofer, ein weiterer Schädlingsbekämpfer in Südtirol, wird fast täglich gerufen, um Ratten in Häusern oder Bauernhöfen zu fangen. Und das nicht nur in Meran, sondern auch in kleineren Gemeinden. „Wir können die Luna ein bisschen eindämmen, aber losbekommen nicht mehr“, sagte Wenighofer in einem Interview. Größere Städte wie Meran, Brixen, Wurzeln und Bruneck hätten bereits eigene Initiativen ergriffen und unter anderem Rattenfallen an Flussufern aufgestellt. Besonders im Herbst sei die Plage laut Wenighofer schlimm. Dann sollen die Tiere wie auch die Menschen anfangen, wärmere Orte zu suchen und sich in die Nähe von Häusern begeben.

Auch in Freising werden zunehmend Ratten und Müll am Bahnhof gesichtet. Stadt und Bahn reagieren auf das Problem. (nz)

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