Literarischer Herbst in Freising soll Horizonte erweitern
Der Verein Modern Studio bringt zum 42. Mal mit dem Literarischen Herbst vielfältige Geschichten und ihre Autoren nach Freising.
Freising – Der 42. Literarische Herbst startet am heutigen Donnerstag mit der Vernissage im Alten Gefängnis zur Illustrations-Ausstellung der italienischen Künstlerin Simona Mulazzani. Der Verein Modern Studio Freising, allen voran die Hauptorganisatorinnen Irmgard Koch und Helma Dietz, haben wieder ein abwechslungsreiches Programm mit Lesungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammengestellt. In Kooperation mit der Stadtbibliothek gibt es auch dort tolle Mitmachaktionen.
Dass die Veranstaltungsreihe nun bereits zum 42. Mal stattfindet und aus dem Freisinger Kulturherbst nicht mehr wegzudenken ist, ist auf die „gute Zusammenarbeit mit den Schulen“ zurückzuführen, wie Irmgard Koch, erste Vorsitzende von Modern Studio, sagt. Sie nennt die Lesungen in den Schulen am Vormittag die „Hauptaktivität“ des Literarischen Herbstes. An neun Veranstaltungen werden in drei Grundschulen, der Wirtschaftsschule, beiden Realschulen und in drei Gymnasien sowie in der FOS/BOS Bücher verschiedener Genres, überwiegend vom Autor selbst, vorgelesen. „Die Öffentlichkeit bekommt davon leider nur wenig mit, aber die Schulen haben höchstes Vertrauen in uns und warten jährlich schon immer, dass wir auf sie zukommen für die Lesungen.“
Fokus liegt bei der Jugend
Freilich gibt es auch öffentliche Lesungen am Abend, heuer fünf an der Zahl (siehe Kasten unten). Vor allem freut sich Koch, dass wieder zwei öffentliche Lesungen für Jugendliche am Abend angeboten werden können – natürlich seien auch Erwachsene herzlich willkommen. „Es ist sehr schwer Jugendliche an der Angel herbeizuziehen, was kulturelle Veranstaltungen angeht“, sagt Koch. Die Literaturwissenschaftlerin hofft, dass die Themen und auch die Veranstaltungsorte – das JUZ und das Café Junkers – dazu beitragen, dass viele Jugendliche den Weg zu den Lesungen finden. Im Roman von Dirk Reinhardt „No Alternative“, aus dem er am 13. November vorlesen wird, geht es um die Klimaproteste, „die immer mehr in den Hintergrund geraten“, so Koch. Am 29. November liest Anja Reumschüssel aus ihrem neuen Roman „Über den Dächern von Jerusalem“. „Der Konflikt am Gaza-Streifen wird hier als Roman thematisiert. Er zeigt von Anfang an sehr gut auf, dass die Thematik nicht nur von einer Seite betrachtet werden kann“, schildert die Vereinsvorsitzende.
Geschichten für die Seele
Doch auch alle anderen Autoren und Bücher sind von ihr und ihrer Vereinskollegin Helma Dietz mit Sorgfalt ausgesucht worden. „Wir arbeiten schon sehr lange zusammen und sind uns immer einig, was die Themen und das literarische Niveau angeht“, erzählt Koch. Das ganze Jahr sehen sie sich um, um zu wissen, was es so Tolles an neuen Büchern gibt. So war Koch auf beiden Buchmessen, in Leipzig und Frankfurt, unterwegs. „Uns geht es bei den Kindern vor allem um literarische Erziehung“, sagt Koch. Die Technik fürs Lesen, das sei Aufgabe der Schulen, aber ihr und Dietz sei es wichtig, den Kindern etwas zu bieten, das „Hirn, Geist und die Seele füttert“ – Geschichten, die packen und ihre Fantasie anregen. Bei der Jugend, die in Kochs Augen immer weniger liest, sei es wichtig, sie ihren Lesestoff selbst aussuchen zu lassen. „Doch es ist auch wichtig, ihnen zu zeigen, dass es noch andere Literatur gibt als die aktuell trendigen New-Adult- und Romantasy-Bücher“, sagt die Literaturexpertin. Man müsse die Jugend anschubsen, zu Literatur zu greifen, die in der Realität spielt und die über ihre eigene Blase hinausgehet, „damit sie mit Figuren und Lebenswelten konfrontiert werden, die anders sind“.
Als alte Tradition des Vereins gibt es zum Literarischen Herbst eine begleitende Ausstellung mit Buchillustrationen. Heuer zeigt die noch aktive italienische Künstlerin Simona Mulazzani unter dem Titel „Sanftes Leuchten“ bis 1. Dezember im Alten Gefängnis ihre Bilder, welche sie für fast 100 Bücher illustrierte. „Sehr schön, sehr malerisch“, ist Koch begeistert. „Eine Ausstellung, die für Erwachsene genauso gut anzuschauen und wertzuschätzen ist wie für Kinder.“
Weitere Informationen zum Literarischen Herbst Freising und seine Termine, auch die der Stadtbibliothek Freising, gibt es unter www.modern-studio.de/termine/ oder im Flyer, der in Geschäften ausliegt.
Öffentliche Lesungen
Dienstag, 12. November, 20 Uhr: „Slata Roschal — 153 formen des nichtseins“ im Camerloher Gymnasium, Wippenhauser Straße 51. Eintritt frei.
Mittwoch, 13. November, 18 Uhr: „Dirk Reinhardt — No Alternative“ im Jugendzentrum, Kölblstraße 2. Eintritt frei.
Freitag, 15. November, 20 Uhr: „Nora Schramm — Hohle Räume“ im Alten Gefängnis Freising, Brennergasse 1 (Mitveranstalter Bücher Pustet). Eintritt: 10 Euro/ermäßigt 5 Euro, Kartenvorverkauf: Bücher Pustet
Donnerstag, 21. November, 19.30 Uhr: „Martina Bogdahn — Mühlensommer“ im Bücher Pustet, Obere Hauptstraße 45. Eintritt: 12 Euro/ermäßigt 8 Euro, Karten bei Bücher Pustet.
Freitag, 29. November, 18 Uhr: „Anja Reumschüssel — Über den Dächern von Jerusalem“ im Junkers Café, Fischergasse 4. Eintritt frei.