Kleine Rente ist wenig aussagekräftig: Das ist das wahre Netto-Einkommen von Rentnern

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Trotz der Altersarmut in Deutschland zeigen Statistiken, dass niedrige Renten nicht unbedingt aussagekräftig für das Einkommen von Rentnern sind.

Leben Rentner in Deutschland wirklich am Limit? Wie aus dem aktuellen Alterssicherungs- und Rentenbericht der Bundesregierung hervorgeht, haben Rentnerpaare ein überraschend hohes Netto-Monatsbudget zur Verfügung. Durchschnittlich 3.759 Euro monatlich erhalten Senioren demnach nach allen Abzügen - vor fünf Jahren waren es noch 2.910 Euro. Die Zahlen basieren auf Daten einer Studie des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (infas), für die 16.000 Personen auf Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe in zwei Phasen befragt wurden.

Altersarmut: Niedrige Renten meist nicht für Gesamteinkommen aussagekräftig

Dem Bericht zufolge sind die Beitragseinnahmen der allgemeinen Rentenversicherung bis September um rund 5,3 Prozent gestiegen. Bis 2026 wird sich der Beitragssatz von 18,6 Prozent demnach halten können, ab 2027 rechnet man mit 18,9 Prozent, ab 2028 mit 19,9 Prozent. Die Renten haben sich zum 1. Juli 2024 um 4,57 Prozent erhöht.

Der Betrag von 3.759 Euro monatlich bezieht sich auf das Einkommen von Paaren in den alten Bundesländern. Männer, die allein leben, haben im Jahr 2023 2.207 Euro erhalten, alleinlebende Frauen 1.833 Euro. In den neuen Bundesländern haben im selben Jahr Rentnerpaare im Durchschnitt 3.174 Euro erhalten - alleinstehende Männer 1.820 Euro, alleinstehende Frauen 1.850 Euro monatlich.

Die meisten Rentner leben nicht nur von der gesetzlichen Rente

Wie es im Bericht weiter heißt, setzt sich das Einkommen der Seniorenhaushalte mit 53 Prozent aus der gesetzlichen Rentenversicherung zusammen, andere Alterssicherungssysteme bilden 24 Prozent des Bruttoeinkommens ab. Komponenten außerhalb des Alterssicherungssystems machen 22 Prozent aus, den Rest bildet das Erwerbseinkommen.

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Das Einkommen von Rentnern in Deutschland ist bei Paaren überraschend hoch. (Symbolbild) © Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Der Bericht weist außerdem darauf hin, dass eine niedrige Rente wenig über das Gesamteinkommen aussagt. So beziehen beispielsweise vier bis acht Prozent der Haushalte eine Rente unter 500 Euro. Bei Paaren mit der Kleinstrente bildet diese allerdings nur sechs Prozent des gesamten Haushaltseinkommens ab. Zählt man weitere Einkünfte bei jener Gruppe noch hinzu, so ergibt sich für diese Gruppe ein verhältnismäßig hohes Bruttoeinkommen.

Rente wie in Österreich: Wagenknecht fordert Rente nach österreichischem Modell

Darauf verwies das Arbeitsministerium auch bei einer Vorstellung von Daten auf Anfrage der BSW-Chefin Sahra Wagenknecht. Aus der Antwort ging hervor, dass bis zu 16 Millionen Arbeitnehmern der Bundesrepublik eine niedrige Rente unter 1.200 Euro brutto droht. Dazu müssten Beschäftigte 45 Jahre einen Stundenlohn von 17,20 Euro verdienen, was bei 39 Prozent der aktuell Beschäftigten nicht der Fall ist. Wagenknecht spricht daher von einer „Rentenkrise im Land” und fordert eine Mindestrente von 1.500 Euro. Sie plädiert zudem für eine Volksabstimmung, um in ein Rentensystem nach dem Vorbild Österreichs zu wechseln.

In Österreich erhielten langjährig Versicherte 1.560 Euro Rente netto vor Steuern - und das 14-mal im Jahr. Wie Berechnung der OECD zeigen, können Berufseinsteiger in Österreich im Idealfall nach 45 Erwerbsjahren mit einem Durchschnittsverdienst mit 78,1 Prozent Rente rechnen, in Deutschland erreicht man dagegen nur 37,5 Prozent des Verdienstes. In Österreich zahlen fast alle Erwerbstätigen in die Rentenversicherung ein, einschließlich staatliche Angestellte und Selbstständige.

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