Angst vor Rezession in den USA lässt die Märkte zittern: Ökonomen warnen vor globaler Finanzkrise
Arbeitslosigkeit, Staatsschulden, Börsenabsturz: In den USA geht die Angst vor einer Rezession um. Fachleute halten das für unwahrscheinlich, sehen jedoch Handlungsbedarf.
Washington, D.C. – An den Börsen weltweit ist es am Montag, 5. August, zum Absturz der Aktienkurse gekommen. In Japan verzeichnete der Nikkei-Index historische Verluste um mehr als zwölf Prozent. Der weltweite Absturz hat verschiedene Ursachen. In den USA hat der jüngste Arbeitsmarktbericht der Regierung die Angst vor einer Rezession verschärft. Gleichzeitig hat die Entscheidung der Notenbank, den Leitzins nicht zu senken, für weitere Bedenken gesorgt.
An sich fiel das geschätzte Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent im zweiten Quartal positiv aus. Frühindikatoren wie der Manufacturing Index deuten laut Handelsblatt jedoch darauf hin, dass das Wachstum abnimmt. Das verarbeitende Gewerbe gilt derzeit als Schwachstelle der US-Wirtschaft.
Arbeitsmarktbericht schürt Ängste vor Rezession in den USA
Zudem zeigte der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, dass Unternehmen im Juli lediglich 114.000 neue Jobs geschaffen haben. Das sind deutlich weniger als die erwarteten 175.000. Zudem liegt die Arbeitslosenquote mit 4,3 Prozent auf einem Dreijahreshoch. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,5 Prozent.
Auch die Staatsverschuldung sorgt für Bedenken – und schürt bei Ökonomen Ängste vor einer weltweiten Finanzkrise. Die Schulden nehmen alle 100 Tage um eine Billion Dollar zu. Einige Ökonomen befürchten einen Teufelskreis. „Die Zinsausgaben steigen, was höhere Steuern erfordert, was wiederum das Wirtschaftswachstum bremst, was wiederum zu einer weiteren wirtschaftlichen Kontraktion führt“, heißt es dazu etwa in einer Analyse des Anleiheinvestors Double Line, aus der das Handelsblatt zitiert.
Fachleute rechnen nicht mit Rezession in den USA, trotz Börsen-Crash: „nur am Rande mit der Wirtschaft zu tun“
Trotz dieser Warnzeichen halten Ökonomen eine Rezession in den USA für unwahrscheinlich. „Die Märkte reagieren so, als ob der schwache Arbeitsmarktbericht vom Freitag eine Rezession signalisiert, aber das tut er nicht“, sagte der Finanzmarktanalyst Ed Yardeni. „Was sich derzeit an den Finanzmärkten abspielt, hat nur am Rande mit der Wirtschaft zu tun“, sagte Marktstratege Ebrahim Rahbari laut Handelsblatt.
Die Ökonomen der Investmentbank Goldman Sachs schätzen die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession laut Tagesschau.de für die kommenden zwölf Monate auf 25 Prozent. „Für mich ist es nicht das wahrscheinlichste Szenario, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession rutscht“, sagte Klaus-Jürgen Gern, Leiter der internationalen Konjunkturprognose am Kieler Institut für Weltwirtschaft, dem Handelsblatt. Wahrscheinlicher seien einige Quartale unter dem potenziellen Wachstum von zwei Prozent. „Die Dynamik in der US-Wirtschaft ist nicht groß, aber das war erwartbar – und nur so schwächt sich die Inflationsdynamik weiter ab.“
Kampf gegen Rezession in den USA: Wirtschaft hofft auf die US-Notenbank
Die Hoffnungen der Finanzmärkte und die Erwartungen von Fachleuten liegen nun auf der US-Notenbank unter dessen Chef Jerome Powell. Bisher hat die Fed noch gezögert, den Leitzins zu senken. Dieser befindet sich mit aktuell 5,25 bis 5,5 Prozent auf einem sehr hohen Niveau. Entsprechend groß ist auch der Spielraum für Zinssenkungen. „Da ist eine Menge Luft nach unten, was Zinsen angeht“, sagte Konjunkturforscher Klaus-Jürgen Gern dem Handelsblatt. „Die Notenbank könnte eine Rezession so beenden, aber sollte die Wirtschaft jetzt bereits darauf zusteuern, nicht mehr verhindern.“
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Fachleute rechnen damit, dass die Fed die Zinswende bei der Sitzung im September einleitet. Statt des üblichen Zinsschritts von 0,25 Prozentpunkte könnte es eine Senkung von 0,5 Prozent geben. Goldman Sachs rechnet laut Tagesschau.de jedoch mit einer Senkung um einen viertel Prozentpunkt im September. Im November und Dezember könnten dann zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte folgen.