Kunst in der Apotheke - Jahresausstellung der Künstlergilde in Landsberg

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Kunst in der ehemaligen Malteser-Apotheke – noch bis zum 17. Dezember. Zur Einführung der Jahresausstellung der Künstlergilde sprach Prof. Werner Kroener. © Setzer

Landsberg – Bildende Kunst bezieht immer die Umgebung ein – teils beabsichtigt, meistens aber schlicht deshalb, weil ein Bild oder eine Skulptur nie ohne das Drumherum wahrnehmbar ist. Und die Jahresausstellung der Künstlergilde Landsberg–Lech–Ammersee hat diesmal ein ganz besonderes ‚Drumherum‘: die ehemalige Malteser-Apotheke am Hauptplatz – zukünftiges Kompetenzzentrum der VR Bank Landsberg-Ammersee, jetzt in Zwischennutzung ein Raum voller Überraschungen. Und mit 95 Kunstwerken bestückt.

An der Decke ein Mosaik mit Kräutern und Sternzeichen, an den Wänden teils Fliesenuntergrund, der noch die ehemaligen Kacheln darauf erahnen lässt, am Boden Linoleum, die Wände unverputzt, hie und da ein loses Kabel, das aus der Wand ragt: Es ist ein Provisorium, dessen Charme der Künstlergilde-Ausstellung eine besondere Atmosphäre gibt. Die gesichtslosen Figuren von Katinka Schneweis in lasierenden Farben verschwimmen so nicht nur mit dem Bild-, sondern auch mit dem Wandhintergrund. Die geometrischen „archaischen Köpfe“, die auf Meike von Arndts Bronzeskulptur thronen, nehmen die Rechtecke des Linoleumbodenstreifens auf. Strukturen – die Spuren der Holzwerkzeuge, mit denen Josef Lang sein „weißes Paar“ bearbeitet hat, die Rillen in Oskar Imhofs Skulpturen „Ei“ – korrespondieren mit den Wandfurchen der brachliegenden Wände.

Die Ausstellung wurde nicht kuratiert. Die Künstlergildemitglieder und zehn Gäste durften einreichen, was sie als Repräsentanten ihrer aktuellen Arbeiten ansehen. Die insgesamt 95 Arbeiten so zu hängen, dass nicht eine Ansammlung von Werken, sondern „eine Ausstellung als Ganzes“ entsteht, sei herausfordernd gewesen, sagt Kuratorin und erste Vorsitzende des Vereins Dr. Silvia Dobler. „Es war eine Art Spiel mit dem Raum.“ Das gelungen ist: Bilder, Skulpturen und Umgebung gehen eine Einheit ein. Dass die Bank den Raum natürlich selbst nutzen wolle, sei klar, so Dobler. Auch wenn die ehemalige Apotheke vor allem in ihrem aktuellen Zustand ideal als Ausstellungsraum sei – weshalb der Verein der Bank auch herzlich für die Möglichkeit der Zwischennutzung danke.

Sichtlich vom Raum angetan war auch Werner Kroener, selbst Künstler sowie Professor für Gestaltungslehre, visuelle Kommunikation und Bildsprache. Die Arbeiten zeigten ein breites Spektrum der Themen: Jeder habe selbst entscheiden, was er zeigen wolle, und gebe so eine „sehr persönliche Nachricht“weiter, betonte er in seiner Einführung. Zu sehen sei aber auch „ein Panorama der Gesellschaft“: Kunstschaffende aus dem Profi- und Amateurbereich, mit unterschiedlichsten Berufen „erkunden das Feld visueller Formen“.

Der Raum, der eine „Hintergrundfolie“ für die Kunstwerke bilde, ähnele einem „Lost Place“. Der Kunstschaffende positioniere sich hier in einer „Gegenposition zur glatten Welt“ – wodurch Bilder voller Poesie und Mythos auf Heizungslamellen treffen. Ein „Zufall der Umgebung, der zu einer anderen Interpretation der Bilder“ führe. Was der Betrachter aus den Bildern für sich herausnimmt, steht ihm frei. Eine Deutungshoheit, die laut Kroener Kunst auszeichne und einen Gegensatz zur nackten Nachricht biete. „Und deshalb brauchen wir die Kunst.“

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