„In Bayern bleiben die Eier braun“: Geflügelbauer äußert sich zum Eier-Streit
Die Bild-Zeitung hat eine Diskussion über die Farbe der Eier im Supermarkt begonnen. Michael Häsch schmunzelt darüber - in Bayern läuft das nämlich anders.
Dietramszell – Henner Schönecke ist sich sicher: „In fünf Jahren wird es keine braunen Eier mehr im Supermarktregal geben.“ Das äußerte der Chef des Bundesverbands der Eiererzeuger jüngst gegenüber einer großen deutschen Boulevardzeitung. „Damit hat er eine ordentliche Welle losgetreten“, meint Michael Häsch schmunzelnd. Dass sein Kollege aus Westfalen recht behält, glaubt der Dietramszeller Geflügelbauer aber nicht. Zumindest nicht in Bayern.
Grund ist die unterschiedliche Struktur der Eierwirtschaft. „In Nord- und Ostdeutschland gibt es viel größere Betriebe als bei uns“, erklärt Michael Häsch im Gespräch mit unserer Zeitung. Die verkaufen ihre Eier an Packstellen, die damit die Supermärkte beliefen. Im Süden der Republik dominieren dagegen kleinere Direktvermarkter. „Mit weißen Hühnern spart man ein paar Zehntel-Cent Produktionskosten pro Ei. Das kann in einem Großbetrieb schon 50 000 Euro im Jahr ausmachen“, rechnet der Bertenbauer, so sein Hofname, vor. Je mehr Hennen, desto höher die Ersparnis.
Weiße Hühner, das bedeute weiße Eier, erläutert er. Braune Eier – egal ob hell- oder dunkelbraun – kämen dagegen fast ausschließlich von Hühnerrassen mit braunem Gefieder. Aber warum sind weiße Eier billiger? „Das hängt mit der Züchtung zusammen“, erklärt Häsch. Weiße Hühner gehen auf das amerikanische Leghorn zurück, eine Haushuhnrasse, die sich gut für die industrielle Käfighaltung eignet. Im Vergleich zu braunen Hühnern sind sie kleiner und benötigen weniger Futter. Im Lauf ihrer etwa 13-monatigen Legephase produzieren sie gut 300 Eier, so Häsch – zehn bis 15 mehr als ihre braunen Kolleginnen. Dafür sind weiße Eier etwas kleiner. „Das entspricht der internationalen Nachfrage.“
Vier Millionen Eier pro Jahr: Michael Häsch hat 14000 Hennen
Verbraucherinnen und Verbraucher in Süddeutschland bevorzugen seinen Worten zufolge dagegen möglichst große Eier – und braune. „Nur an Ostern wollen auf einmal alle weiße Eier haben“, sagt er lachend. Die dunkle Schalenfarbe verbinden viele Menschen mit der tierfreundlicheren Boden- und Freilandhaltung. „Früher war das tatsächlich so“, weiß der Legehennenhalter, der in siebter Generation den Hof führt und Vorsitzender des bayerischen Tiergesundheitsdiensts ist. Inzwischen gebe es aber auch weiße Rassen, die sich gut im Freien halten lassen. In seinen neun Stallungen in Dietramszell läuft sowohl braunes als auch weißes Federvieh herum. Die gemischte Haltung habe sich bewährt, erzählt er: „Die Weißen sind agiler, fast schon nervös. Die ziehen die etwas schwerfälligeren Braunen mit in den Stall zum Legen.“
Gut vier Millionen Eier produzieren seine 14 000 Hennen im Jahr. Davon sind mehr als zwei Drittel braun. Das soll auch so bleiben, sagt Häsch. Er verkauft im eigenen Hofladen und an regionale Supermärkte. Den wachsenden Preisdruck spürt aber auch er: „Durch die steigenden Futter- und Energiepreise und die Aufzucht der männlichen Küken sind Eier in den letzten Jahren kontinuierlich teurer geworden.“
Für Verbandschef Schönecke und andere nord- und ostdeutsche Großbetriebe war das der Grund, auf die billigere Produktion von weißen Eiern umzustellen. Schon heute liegt deren Anteil in Supermärkten laut Bundesverband bei 70 Prozent – mit weiter steigender Tendenz. In Discountern, die oft Eier aus dem Ausland verkaufen, sind braune Eier vielerorts bereits Mangelware. Aber auch wenn sich der deutschlandweite Trend zum weißen Ei vermutlich nicht stoppen lässt, ist Häsch überzeugt: Bei bayerischen Eiern wird sich an der Farbe so schnell nichts ändern.