Angriff auf World Central Kitchen in Gaza: Netanjahu schiebt Israels Generälen die Schuld in die Schuhe

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Israels räumt Fehler beim Angriff auf einen Hilfskonvoi im Gazastreifen ein. Netanjahu nennt die Attacke einen „tragischen Zwischenfall“.

Gaza – Am Dienstag tötete ein Luftangriff der israelischen Armee sieben Mitarbeiter der World Central Kitchen (WCK). Die Organisation versorgt Menschen in Katastrophengebieten mit Mahlzeiten, so auch im Gazastreifen. Die Fahrzeuge des Hilfskonvois wurden laut einem Bericht der israelischen Zeitung Haaretz von drei Raketen getroffen.

General aus Israel: Angriff auf Hilfskonvoi im Gazastreifen war „ein Fehler“

„Der Angriff wurde nicht in der Absicht durchgeführt, den WCK-Helfern zu schaden. Es war ein Fehler, der auf eine falsche Identifizierung folgte – in der Nacht, während eines Krieges, unter sehr komplexen Bedingungen“, sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi in einem auf der Plattform X veröffentlichten Video. Auf Bildern der Kolonne ist das WCK-Logo deutlich zu sehen. Zudem sei sie in einem aktuell konfliktfreien Gebiet unterwegs gewesen, wie die Organisation selbst mitteilte.

Palästinenser inspizieren die schwer beschädigten Fahrzeuge der in den USA ansässigen internationalen ehrenamtlichen Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK). Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind nach Angaben der Hilfsorganisation mehrere ihrer Mitarbeiter getötet worden.
Die World Central Kitchen hatte 100 Tonnen Nahrungsmittel in den Gazastreifen geliefert, bevor sie getroffen wurde © Omar Ashtawy/dpa/APA Images via ZUMA Press Wire

Laut Haaretz kam es zu dem Angriff, weil es den israelischen Kommandeuren im Gazastreifen an Disziplin fehle. Viele würden eigenmächtig handeln, ohne Genehmigungen von oben einzuholen. Die Attacke auf den Hilfskonvoi sei mit einem Terrorverdacht begründet worden. Eine Einheit habe einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen in einer Lagerhalle ausgemacht. Obwohl dieser bei Ausfahrt der Autokolonne nicht mehr zu sehen gewesen sei, seien die Drohnenpiloten dennoch zum Angriff angewiesen worden.

Humanitäre Organisationen beklagen im Nahost-Krieg fast 200 Opfer

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu kommentierte: „Leider ist es gestern zu einem tragischen Zwischenfall gekommen, bei dem unsere Streitkräfte unbeabsichtigt unschuldige Menschen im Gaza-Streifen angegriffen haben. Das passiert im Krieg und wir ermitteln gründlich.“ In Gaza sind laut Angaben der UNRWA – dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten – bislang mehr als 180 humanitäre Helfer getötet worden. Hinzu kommen Helfer, die nicht für die UNRWA arbeiten.

Die WCK hat angekündigt, ihre Hilfsleistungen im Gazastreifen vorerst einzustellen. Auch weitere Organisationen wollen ihre Aktivitäten im Gazastreifen stoppen. Dazu gehören WCKs Partner Anera und die US-amerikanische Gruppe Project Hope, die vor allem medizinische Hilfe liefert. (ah)

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