Hubert Aiwanger hat den falschen Job in München – und wird zum Problem
Unter Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger leidet das Bild der Landesregierung. Dafür gibt es einen Grund. Ein Kommentar.
München – Vielleicht hat Hubert Aiwanger angsthasig einen Start-up-Erfolg gestoppt. Kann aber auch sein, dass der Chef der Freien Wähler mit seinem Veto gegen die Volocopter-Bürgschaft mutig verhindert hat, dass der Freistaat Bayern 50 Steuer-Millionen in ferne Flugtaxi-Träume versenkt.
Wirklich fair beurteilen kann Aiwangers umstrittene Entscheidung noch niemand, nicht ohne Glaskugel. Das Problem für den Wirtschaftsminister in der Regierung von Ministerpräsident Markus Söder ist ein anderes: Sein Veto passt schön ins überzeichnete Bild eines verhinderten Agrarpolitikers, der sich zwar leidenschaftlich um Borkenkäfer und Jagd kümmert, aber lustlos durch die Welt von Wirtschaft und Hightech schlurft.
Hubert Aiwanger schwänzt Sitzungen der Max-Planck-Gesellschaft
Leider ist da was dran. Dazu passt, dass Hubert Aiwanger nun auch aus der forschungsintensiven Max-Planck-Gesellschaft flog, weil er fünf Jahre lang jede Sitzung schwänzte. Auch da ist nicht erwiesen, ob Bayern irgendein materieller Schaden davon entstand. Was aber zweifellos leidet, ist das Bild der Staatsregierung in München. Bayern bräuchte in Krisenzeiten einen Wirtschaftsminister, der für Aufbruch und Innovation brennt, der ein, zwei Jahrzehnte vorausdenkt, national Ansehen hat und über ein internationales Netzwerk verfügt.
Für nichts davon steht Hubert Aiwanger. Weil er trotz aller (besonders gern von der CSU befeuerter) Kritik seine Stärken auf anderen Politikfeldern hat, Menschen durchaus überzeugen kann, fleißig ist und hunderttausende Wähler hinter sich hat, wird umso klarer: Er sitzt seit 2018 im falschen Ministerium mit dem seit 2023 noch falscheren Zuschnitt. (Christian Deutschländer)