Putins Prestigeprojekt wankt: „Unfreundliche Länder“ blockieren wichtiges Atomkraftwerk

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Der russische Staatskonzern Rosatom will den Bau des Kernkraftwerks Akkuyu in der Türkei vorantreiben. Doch das Projekt gerät ins Stocken – die Belegschaft vor Ort ist wütend.

Moskau – Der russische Staatskonzern Rosatom will das erste türkische Atomkraftwerk AKW Akkuyu bauen. Trotz Sanktionen wurde das Projekt bislang fortgesetzt, Rosatom versicherte dessen Umsetzung. Allerdings deuten aktuelle Entwicklungen auf Probleme hin: Seit jüngster Zeit kommt es zu Protesten auf der Baustelle des Kernkraftwerks Akkuyu aufgrund von Lohnverzögerungen. Nun versucht sich Rosatom zu erklären.

Putins Prestigeprojekt in der Krise – Proteste wegen Lohnverzögerung

Laut Behauptungen von Rosatom sind die Zahlungsverzögerungen auf „die Aktionen unfreundlicher Länder“ zurückzuführen, die mit russischen Atomprojekten konkurrieren. Insbesondere gehe es um die Blockierung „eines erheblichen Geldbetrags aufgrund des Einflusses Dritter“, teilte der Pressedienst des Konzerns gegenüber dem russischen Medienunternehmen RBC mit. Kremlchef Wladimir Putin bezeichnet die mit der Ukraine verbündeten westlichen Nationen offiziell als „unfreundliche“ Länder.

Kremlchef Wladimir Putin
Putins Prestigeprojekt gerät ins Stocken – unter anderem wegen Sanktionen. (Archivbild) © Komsomolskaya Pravda/imago

„Wir sind alle zu Geiseln des Verhaltens unfreundlicher Länder geworden, die mit fragwürdigen Methoden unfair mit den fortschrittlichen Projekten russischer Atomwissenschaftler konkurrieren“, erklärte Rosatom. Das Unternehmen versicherte Lösungen für die Finanzierungsprobleme des Projekts.

Proteste bei Russland-AKW in der Türkei: Russischer Staatskonzern muss sich erklären

Gemeinsam mit der türkischen Seite arbeite man an möglichen Ansätzen und „einer schnellstmöglichen Rückkehr der Situation zu einem konstruktiven Kurs“. Die lokale Tochtergesellschaft Akkuyu Nuclear bestätigte, dass sie in ständigem Kontakt mit wichtigen Vertragspartnern stehe und „alle in ihrer Macht stehenden Maßnahmen ergreife“, um das Problem zu lösen.

Mehrer russische und kasachische Telegram-Kanäle hatten Videos von Baustellen veröffentlicht, wie Arbeiter auf der Baustelle von Akkuyu protestieren und Straßen blockierten. Demnach protestiert die Belegschaft offenbar wegen seit Monaten ausstehenden Lohnzahlungen. Ob das wirklich der Grund ist und die Lohnzahlung tatsächlich so lange nicht erfolgte, lässt sich jedoch nicht verifizieren.

Putins AKW-Projekt in der Türkei steht vor einigen Hürden

Das Akkuyu-Projekt steht seit Jahren vor verschiedenen Herausforderungen. Ursprünglich sollte der erste Block schon im Jahr 2023 an den Start gehen, aber Sanktionen haben diese Pläne bereits früher ins Stocken gebracht, indem sie die beteiligten Länder vor Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Ausrüstung aus Drittländern stellten.

Zudem fehlten für den Bau des AKW offenbar wichtige Lieferteile, weshalb Rosatom einen deutschen Hersteller verklagen wollte. Rosatom beschuldigt Siemens Energy, noch nicht die bestellten Bauteile für ein in der Türkei geplantes Atomkraftwerk geliefert zu haben. „Die Ausrüstung wurde nie an den Standort geliefert“, wurde der stellvertretende Ministerpräsident der Russischen Föderation, Alexander Novak, von Interfax zitiert. Beim Unternehmen Siemens Energy ist eine Klage laut eigenen Angaben noch nicht eingegangen.

Putins Konzern will auch in Kasachstan ein AKW bauen

Anfang Juni 2025 erhielt Rosatom zudem den Zuschlag für den Bau des ersten AKWs in Kasachstan. Rosatom sei der Zuschlag erteilt worden, das internationale Konsortium zu leiten, das die Anlage bei Ulken am Balchaschsee errichten werde, erklärte die Atomenergiebehörde der früheren Sowjetrepublik in Zentralasien Mitte Juni. Um den Bau des Atomkraftwerks hatten sich auch Energiekonzerne aus China, Frankreich und Südkorea beworben.

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