Seit 40 Jahren unterstützen die „Freunde Djibos“ Projekte in Burkina Faso - Heuer mit einem Weihnachtsbummel
Seit 40 Jahren unterstützen die „Freunde Djibos“ Projekte in Burkina Faso. Nun blicken die Vorsitzende und ihr Vize auf ihre wichtigsten Projekte zurück. In diesem Jahr gibt es außerdem etwas Neues in der Vorweihnachtszeit.
Gelting – Vor genau 40 Jahren, 1983, kam ein vierjähriger Bub mit dem Namen Toubako aus der Stadt Djibo im westafrikanischen Burkina Faso nach Deutschland. Er sollte dort wegen einer Beinlähmung ärztlich behandelt werden. Toubako hatte eine falsche Spritze gegen Malaria erhalten, wodurch seine Nerven geschädigt waren. Im Klinikum Harlaching und mithilfe des Wolfratshauser Kinderarztes Dr. Hermann Güllich konnte er geheilt werden. Möglich war das alles, weil eine Geretsriederin, die in Burkina Faso als Entwicklungshelferin arbeitete, den Kontakt hergestellt hatte; und weil die Geltinger Familie Hurnaus Toubako bei sich zu Hause aufnahm.
Vor 40 Jahren kam Toubako nach Deutschland - Seitdem besteht der Kontakt nach Burkina Faso
Als der Bub nach einem Jahr in seine Heimat zurückkehrte, riss die Verbindung nicht ab. Irmgard und Josef Hurnaus sowie einige weitere Geltinger besuchten ihren Schützling sogar. Nachdem sie die Not in Burkina Faso mit eigenen Augen gesehen hatten, beschlossen sie 1985, den Verein „Freunde Djibos“ zu gründen – der Anfang einer bis heute währenden Erfolgsgeschichte.
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Der Verein zählt zwar nur 34 Mitglieder, aber wenn die Vorstandschaft zur Mithilfe bei den seit 1985 jedes Jahr stattfindenden Weihnachtsbasaren (siehe Kasten) bittet, beteiligen sich rund 100 Geltinger. Sie backen Kuchen und Plätzchen, kochen Marmelade, stricken, nähen und verkaufen die Waren, die aus Djibo geliefert werden. Mit dem Erlös sowie mit Spenden hat der Verein in den vergangenen fast vier Jahrzehnten viel erreicht. Die Vorsitzende Irmgard Hurnaus und ihr Vize Josef Pripfel blicken bei einem Gespräch mit unserer Zeitung zurück auf die wichtigsten Projekte.
Verein half unter anderem, fünf Schulen zu bauen
Dank der Mittel aus Gelting wurden in Zusammenarbeit mit örtlichen Organisationen elf Tiefbrunnen und fünf Schulen gebaut. Mädchen wurde es ermöglicht, aufs Gymnasium zu gehen, was in den afrikanischen Ländern nicht üblich ist. Mädchen wurden auch ausgebildet, etwa in Geflügelzucht oder im Töpfern. Für Menschen mit Behinderung richtete man eine Weberei ein. Eine bestehende Textilfabrik mit 20 Mitarbeiterinnen erhielt eine Solaranlage und eine Küche, in der die Frauen Marmelade kochen und vermarkten können.
Die Freunde Djibos unterstützen auch eine Aktion, die Frauen nach der Beschneidung hilft und junge Mädchen über die Folgen von Beschneidung aufklärt. Die bisher größten Projekte entstanden in Zusammenarbeit mit einer österreichischen Organisation und mit Mitteln der Europäischen Union. Es wurden eine Handwerkerorganisation mit rund 980 Handwerkern nach dem Raiffeisenprinzip gegründet, ebenso eine Handwerkerbank und ein Ausbildungszentrum für Handwerker, in dem auch Verwaltung, Buchhaltung und Finanzierung gelehrt werden.
Programm des Weihnachtsbasars
Vereinsmitglied Irmgard Huber hatte die Idee, heuer statt des bewährten Adventsbasars in der Geltinger Turnhalle erstmals einen „Weihnachtsbummel für Afrika“ zu organisieren. Er findet am Samstag, 2. Dezember, zwischen 11 und 18 Uhr statt. An fünf Stationen in Gelting erwarten die Besucher kulinarische Köstlichkeiten, Handarbeiten und afrikanische Handwerkskunst. Station eins ist das katholische Pfarrheim am Alleebüchelweg 6. Dort gibt es Eintöpfe, Kuchen und Getränke. Weiter geht es zu Familie Huber (Alleebüchelweg 4), wo Strick- und Webwaren, geschliffenes Glas sowie Glühwein und Punsch angeboten werden.
Station drei befindet sich im Pavillon am Dorfplatz und erwartet die Besucher mit Patchwork- und Filzprodukten sowie Marmeladen, Stollen und Plätzchen. Die vierte Station mit Tombola befindet sich im Haus der Familie Waldherr/Pripfel (Siedlungsstraße 4). Dort kann man auch Holzwaren, Kinderpunsch und Waffeln für den guten Zweck kaufen. An Station fünf im Haus der Familie Hurnaus (Ringstraße 18) werden Waren aus Afrika angeboten. peb
Aktuell unterstützen die Freunde Djibos eine nach dem Tod von Josef Hurnaus im vergangenen Mai gegründete örtliche Hilfsorganisation namens „Tien Hamma“, was Dankbarkeit bedeutet. Sie ermöglicht Kindern von Eltern, die durch Terror getötet wurden, den Schulbesuch.
Jedes Kind soll bis zum Schulabschluss unterstützt werden
Der Terrorismus sei leider immer noch allgegenwärtig, sagt Josef Pripfel. Viele Menschen seien auf der Flucht, die Bauern könnten nicht auf ihren Feldern arbeiten, und die Bevölkerung werde teilweise aus der Luft mit Lebensmitteln versorgt. Die vom Verein unterstützten Schulkinder lebten bei Pflegefamilien in der Nähe der Schulen. „Die Familien bekommen dafür zweimal im Jahr einen Sack Reis und einen Kanister Öl. Für die Kinder übernehmen wir das Schulgeld, zahlen die Schuluniform und die Schulbücher“, berichtet Irmgard Hurnaus. Bisher helfe man so 30 Kindern. 50 seien mit Beginn des neuen Schuljahrs hinzugekommen, und es würden jedes Jahr mehr. Ziel sei es, jedes Kind bis zum Schulabschluss zu unterstützen. Irmgard Hurnaus und Josef Pripfel garantieren, dass auch bei diesem Projekt jeder Cent der Freunde Djibos den Kindern zugutekomme und nicht in Organisation und Verwaltung fließe.
Toubako, inzwischen 44 Jahre alt, hat übrigens studiert und arbeitet als Koordinator für „Ärzte ohne Grenzen“. Er sei verheiratet, habe vier Kinder und es gehe ihm gut, sagt Irmgard Hurnaus, die ihrem ehemaligen Pflegekind jede Woche schreibt. Von Tanja Lühr
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