Trumps Goldcard: Wo Sie sich die Staatsbürgerschaft einfach kaufen können

Gerade einmal drei Wochen ist es her, dass die US-Regierung die Anmeldeseite für ihren neuesten Aufenthaltstitel, die Trumpcard startete. Wer diese für fünf Millionen Dollar kauft, darf dann unbegrenzt in den USA leben und arbeiten. 

Sie scheint ein Erfolg zu sein. Schon wenige Tage später meldete die US-Regierung, dass sich 15.000 Interessenten auf der Webseite eingetragen hätten. Mittlerweile sollen es laut US-Handelsminister Howard Lutnick sogar 75.000 Menschen sein. Euphorisch schwärmte er gegenüber dem US-Sender Bloomberg schon von den möglichen Einnahmen. Zahlt jeder die verlangten fünf Millionen Dollar, „dann reden wir hier von knapp unter 400 Milliarden Dollar“. Die genaue Zahl wären 375 Milliarden Dollar. 

US-Bundeshaushalt 6,1 Billionen Dollar schwer

Diese enorme Summe muss man aber in zweierlei Hinsicht einordnen. Erstens beträgt der gesamte Bundeshaushalt der USA rund 6,1 Billionen Dollar. Die Zusatzeinnahmen würden diesen also um rund sechs Prozent erhöhen. 

Die Zahl ist schwer mit dem deutschen Bundeshaushalt zu vergleichen, weil im US-Budget etwa auch die Sozialausgaben enthalten sind. Gleichen wir das auf deutsche Verhältnisse an, wäre die Summe vergleichbar damit, dass Deutschland in einem Jahr eine Sondereinnahme von 105 Milliarden Euro hätte. Das wäre allerdings immer noch eine Menge.

Es dürften nur wenige Tausend Visa verkauft werden

Zweitens wird diese Summe so nie zustande kommen. Was Lutnick auf der Trumpcard-Webseite sammelt, sind keine echten Bewerbungen. Stattdessen können sich Menschen dort für eine Art Newsletter eintragen, so dass sie benachrichtigt werden, wenn es weitere Infos zur Trumpcard gibt. 

Zwar sagt der Minister, die Einträge würden zuvor gefiltert – also etwa geprüft, ob die angegebene E-Mail-Adresse tatsächlich existiert – allerdings ist unklar, wie rigide diese Prüfung ist. So ist anzunehmen, dass unter den 75.000 Interessenten durchaus auch viele neugierige US-Bürger oder US-Unternehmen sein könnten, die schlicht wissen wollen, wie es mit dem neuen Visum weitergeht. 

Lutnick ist für „Investment-Visa“ sehr optimistisch

Die Liste ist also mehr eine Art Newsletter. Die „Conversion Rates“ solcher Instrumente – also die Quote an Menschen, die ein Produkt tatsächlich kaufen, für dessen Newsletter sie sich eingetragen haben – ist meist gering. Selbst im besten Fall wäre hier nicht mit einer Rate von mehr als fünf Prozent zu rechnen. Das wären dann nur noch 3750 Visa und nur noch Einnahmen von 18,75 Milliarden Dollar – 0,3 Prozent des US-Haushaltes. Wiederum auf Deutschland übertragen entspräche einmaligen Mehreinnahmen von 4,6 Milliarden Euro.

Umfragen von US-Medien haben ergeben, dass sich auch viele ausländische Beratungsunternehmen eingetragen haben – einfach, um auf dem Laufenden zu bleiben, welche Optionen sie ihren Mandanten anbieten können. Denn Trumps Idee eines „Investment-Visa“, also eines käuflichen Aufenthaltstitels, ist keine Seltenheit. Die USA besitzen dieses schon seit 1990 in Form des EB-5-Visums. Dieses soll jetzt durch die Trumpcard ersetzt werden. 

Unter dem alten Visum mussten Interessenten mindestens 1,05 Millionen Dollar in den USA investieren und damit mindestens zehn Arbeitsplätze schaffen oder erhalten. In bestimmten Brachen wurde die Anforderung auf 800.000 Dollar reduziert. Diese Bedingung findet sich bei der Trumpcard nicht mehr. Zuletzt besaßen rund 80.000 Menschen ein solches Visum – allein das lässt daran zweifeln, dass eine fünfmal teurere Trumpcard ähnliche Erfolge haben könnte.

Hier gibt es ebenfalls Investment-Visa

Investment-Visa gibt es auch in vielen anderen Ländern. In Europa bieten etwa Portugal, Spanien, Italien, Griechenland, Zypern, Ungarn, Lettland und Großbritannien solche Aufenthaltstitel an. Die Kosten schwanken je Land zwischen 50.000 und 2 Millionen Euro. Auch die Bedingungen sind immer anders: Mal reicht eine direkte Zahlung wie bei der Trumpcard geplant, mal muss eine Investition in die Wirtschaft getätigt werden oder Immobilien aufgekauft werden. Außerhalb Europas bekommen Sie solche „goldenen Visa“ zum Beispiel in der Türkei, in Kanada, in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten

Manche Staaten gehen sogar noch einen Schritt weiter und geben Ihnen gegen Geld nicht nur ein Visum, sondern gleich die Staatsbürgerschaft. Auf Malta gibt es diese etwa für ein Investment von mindestens 750.000 Euro, in der Türkei können schon 400.000 Euro reichen. Viele Karibikinseln verkaufen Staatsbürgerschaften schon für 200.000 bis 325.000 Euro und auf den Südseeinseln Vanuatu und Nauru zahlen Sie dafür sogar nur etwas mehr als 100.000 Euro. Selbst unser Nachbarland Österreich bietet eine solche „Citizenship by Investment“ an – hier müssen allerdings sieben bis zehn Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren investiert werden.

Deutschland besitzt keine Investment-Programme 

Deutschland besitzt bis jetzt keine Residency-by-Investment- oder Citizenship-by-Investment-Programme. Allerdings bekommen ausländische Unternehmer hierzulande meist schon nach drei Jahren eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis, wenn sie nachweisen können, dass ihre Investitionen einen positiven Einfluss auf die deutsche Wirtschaft haben und sie mindestens fünf Arbeitsplätze geschaffen haben. Nach mindestens fünf Jahren und wenn der Investor ausreichende Deutschkenntnisse vorweisen kann, sowie seinen Wohnsitz im Land hat, ist dann eine Einbürgerung möglich.