Enttäuschende „Jahrhundertchance“: Neuer Besitzer will Real-Filialen loswerden

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Ein Handelsunternehmen hat sich mit dem Kauf von ehemaligen Real-Märkten wohl übernommen. Einem Medienbericht zufolge will sich das Unternehmen von einigen Filialen wieder trennen.

St. Wendel - Das Handelsunternehmen Globus hat sich mit der Übernahme von 16 ehemaligen Real-Märkten offensichtlich verhoben. Die Handelskette suche für sieben der großflächigen Märkte Käufer, berichtete die Lebensmittelzeitung am Freitag (12. Juli) unter Berufung auf Insider. Es gebe Gespräche und erste Vorverträge.

Globus will Real-Märkte loswerden: Millioneninvestitionen in den Umbau

Mit der Übernahme der Real-Märkte in den vergangenen drei Jahren hat Globus sein Filialnetz in Deutschland auf 65 Märkte ausgebaut. In einer Mitteilung vom April 2021 sprach das Handelsunternehmen noch von einer „Jahrhundertchance“. Entsprechend hoch waren die Erwartungen und die Investitionen in den Neuerwerb. Bis zu 20 Millionen Euro steckte Globus jeweils in den Umbau der neuen Standorte. Da dafür überwiegend Fremdkapital eingesetzt wurde, stieg die Nettoverschuldung von 1,3 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2021/22.

Real-Markt in Ludwigshafen-Oggersheim.
Die Marke Real ist sein März 2024 Geschichte. © Herrmann Agenturfotografie/Imago

Doch die Erwartungen wurden enttäuscht. Kenner des Unternehmens berichten, dass nur „eine Handvoll“ der ehemaligen Real-Märkte die Planziele gut erreiche, so die Lebensmittelzeitung. Bei mehreren sei absehbar, dass sie nie auf Kurs kommen. Einige würden Millionenverluste anhäufen.

Globus will Real-Märkte loswerden: Vor allem Nordrhein-Westfalen betroffen

Vor allem in Nordrhein-Westfalen soll es Probleme geben. So sollen unter anderem die Märkte in Bedburg und Duisburg verkauft werden. Kaufland zeigt offenbar Interesse an einigen Märkten, hat sich aber noch nicht offiziell geäußert. Ein weiterer potenzieller Interessent, die Edeka-Region Rhein-Ruhr, erklärte, dass es derzeit keine direkten Verhandlungen mit Globus gebe.

Globus ist auf eine schnelle Lösung angewiesen. Der Druck auf das Handelsunternehmen ist groß, auch wegen der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Globus kann aufgrund von Sondergenehmigungen nur die Hälfte der Gewinne aus dem Russlandgeschäft nach Deutschland transferieren. Für das vergangene Jahr wird diese Summe auf rund 25 Millionen Euro geschätzt.

Globus selbst gibt sich zugeknöpft. Thomas Hewer, Deutschland-Chef von Globus, bestätigte gegenüber der Lebensmittelzeitung nur, dass man sich in einer Konsolidierungsphase befinde und jeden Standort genau auf seine Wirtschaftlichkeit prüfe.

Der Niedergang von Real: Ein großer Handelskonzern wird zerschlagen

Der Handelskonzern Metro hat 2020 die rund 270 Märkte seiner angeschlagenen SB-Warenhaustochter Real an den russischen Investor SCP verkauft. Dieser veräußerte einen Großteil der Märkte an Edeka, Kaufland und Globus. Weitere Märkte wurden geschlossen und die verbliebenen rund 60 Real-Märkte im Juli 2022 an das Family Office der Unternehmerfamilie Tischendorf und ein Team von Real-Managern verkauft.

Nur wenige Monate später kam die Kehrtwende, SCP kaufte die Märkte zurück. Doch offenbar gelang es nicht, das Geschäft erfolgreich zu betreiben. Am 29. September 2023 stellte das Unternehmen einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung für die verbliebenen 62 Märkte. Davon wurden 14 an Wettbewerber verkauft, die restlichen 49 Standorte wurden im März 2024 geschlossen. Damit war der Handelskonzern Real endgültig Geschichte.

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