Nahost-Konflikt im Ticker - Fünf Palästinenser bei israelischem „Anti-Terror-Einsatz“ getötet

Fünf bewaffnete Palästinenser bei Drohnenangriff getötet

Bei einem israelischen Luftangriff in Tubas im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben fünf Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren getötet worden. Die israelische Armee sprach von einem „Anti-Terror-Einsatz“ im Bereich von Tubas und dem benachbarten Tamun. Beide Orte liegen im nördlichen Abschnitt des besetzen Westjordanlands. Nach Armeeangaben griff eine israelische Drohne in Tubas eine bewaffnete Terrorzelle an. 

Nach palästinensischen Angaben waren auch israelische Truppen nach Tubas vorgedrungen und hatten sich in der Nähe des örtlichen Krankenhauses positioniert. Die Armee habe eine Ausgangssperre verhängt. 

Vor zwei Wochen hatte Israel einen größeren Militäreinsatz im Westjordanland begonnen. Die ohnehin gespannte Lage hat sich dort seit dem Hamas-Massaker mit 1.200 Toten am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Beginn des Gaza-Kriegs deutlich verschärft.

Israelische Armee veröffentlicht Video von Geisel-Tunnel

20.13 Uhr: Die israelische Armee hat ein Video veröffentlicht, in dem der Tunnel im Gazastreifen gezeigt wird, in dem sechs israelische Hamas-Geiseln gefangengehalten und getötet worden waren. Der Weg in den in 20 Meter Tiefe gelegenen Tunnel führe über Leitern von einem Zugang in einem Kinderzimmer, sagte Armeesprecher Daniel Hagari in dem Video. Er steht in einem ausgebombten Raum, an dessen Wänden noch bunte Zeichentrickfiguren zu sehen sind. 

Der enge und niedrige Tunnel führe etwa 120 Meter zu einer Eisentür. „Hier wurden die Geiseln gefangengehalten und ermordet“, sagte Hagari in dem etwa dreieinhalb Minuten langen Video. Die Leichen waren Anfang September geborgen worden.

Der Armeesprecher zeigte sichergestelltes Material - Waffenmagazine, Akkus und Koranbücher der Hamas, ein Schachspiel und Kleidungsstücke. „Das ist ihr Blut“, sagte Hagari in dem Video und zeigte auf große dunkle Flecken auf dem Boden des Tunnels. „Sie waren hier, über Wochen und Monate, in diesem Tunnel ohne Luft, in dem man nicht aufrecht stehen kann.“ Noch immer seien 101 Geiseln in der Gewalt der Hamas, „einige von ihnen lebendig“, die in ähnlichen Tunneln gefangen gehalten würden. 

Blinken: Israelisches Militär muss sein Vorgehen ändern

18.06 Uhr: US-Außenminister Antony Blinken hat das israelische Militär nach dem Tod einer US-Bürgerin im Westjordanland zu „fundamentalen Änderungen„ seiner Vorgehensweise aufgerufen. Es sei „inakzeptabel„, dass inzwischen zwei US-Staatsangehörige getötet worden seien, sagte Blinken bei einer Presskonferenz mit seinem britischen Kollegen David Lammy in London.

Das israelische Militär hatte eingeräumt, für den Tod einer propalästinensischen Aktivistin im Westjordanland in der vergangenen Woche verantwortlich zu sein. Die Frau hatte sowohl die türkische als auch die US-Staatsbürgerschaft. Sie wurde nach israelischen Angaben bisherigen Erkenntnissen zufolge unabsichtlich erschossen. Die Schüsse der Soldaten hätten dem Hauptverantwortlichen des gewaltsamen Protestes gegolten, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Man bedauere den Tod der Aktivistin zutiefst und untersuche den Vorfall.

Blinken sagte zu dem Vorfall: “Niemand sollte sein Leben riskieren, nur um frei seine Ansichten zum Ausdruck zu bringen.“ Israels Sicherheitskräfte müssten einige fundamentale Änderungen an ihrer Vorgehensweise im Westjordanland vornehmen, einschließlich ihrer Regeln zum Einsatz von Waffen, betonte der US-Politiker.

“Wir sehen seit Langem Berichte über Sicherheitskräfte, die wegschauen, wenn extremistische Siedler Gewalt gegen Palästinenser anwenden. Wir haben Berichte über exzessive Gewalt durch israelische Sicherheitskräfte gegen Palästinenser gesehen und jetzt haben wir den zweiten US-Staatsbürger, der von israelischen Sicherheitskräften getötet wird. Das ist inakzeptabel“, sagte Blinken.

Israel meldet Angriff auf Hamas-Kommandozentrum in humanitärer Zone - laut Zivilschutz 40 Tote

Dienstag, 10. September, 06.48 Uhr: Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben eine in einer humanitären Zone im Gazastreifen untergebrachte Kommandozentrale der islamistischen Hamas angegriffen. Nach Angaben des Direktors für Versorgung bei der Zivilverteidigung in Gaza kamen mindestens 40 Menschen bei dem Luftangriff ums Leben, mehr als 60 seien verletzt worden.

Demnach wurden Zelte getroffen, in denen Binnenflüchtlinge untergebracht sind. Laut dem israelischen Militär wurden vor dem Angriff mit Präzisionsmunition zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu verringern, dass Zivilisten zu Schaden kommen.

Angaben zu möglichen Opfern machte die Armee in der Nacht nicht. Sie erklärte lediglich, dass Terroristen von der Zone in Chan Junis im Süden des umkämpften Küstengebiets aus gegen die israelischen Truppen und den Staat Israel vorgegangen seien. Die Hamas erklärte auf ihrem Telegram-Kanal, Israels Behauptung, ihre Kämpfer hätten sich in der humanitären Zone Al-Mawasi bei Chan Junis aufgehalten, sei „eine eklatante Lüge“.

Ex-Minister Gantz warnt Israel vor Vernachlässigung des Konflikts mit Hisbollah

05.35 Uhr: Der frühere israelische Verteidigungsminister Benny Gantz hat sein Land davor gewarnt, den Konflikt mit der libanesischen Hisbollah-Miliz im Norden des Landes zu vernachlässigen. „Die Zeit im Norden ist gekommen und ich denke, dass wir in dieser Hinsicht zu spät dran sind“, sagte Gantz, der am Sonntag (Ortszeit) an einem Nahost-Diskussionsforum in Washington teilnahm.

Aus seiner Sicht hat Israel einen „Irrtum“ begangen, als es nach dem Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vom 7. Oktober so viele Menschen aus dem Norden des Landes evakuiert haben. Tausende Israelis sind seit Beginn des Gaza-Kriegs aus an den Libanon grenzenden Gebieten geflohen. Die pro-iranische Hisbollah-Miliz und die israelische Armee beschießen sich in dem Grenzgebiet fast täglich gegenseitig.

Gantz, der früher dem israelischen Kriegskabinett angehörte, hatte die rechtsreligiöse Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Juni verlassen. In Washington sagte der ehemalige Armeechef nun: „Ich denke seit einigen Monaten, dass wir über genügend Truppen verfügen, um uns um den Gazastreifen zu kümmern, und dass wir uns darauf konzentrieren sollten, was im Norden des Landes passiert.“

Im Gazastreifen habe Israel „einen entscheidenden Punkt des Einsatzes überschritten“, analysierte der Ex-Minister. „Wir können im Gazastreifen ausführen, was immer wir wollen.“ 

Gantz stellte sich hinter die Forderung zahlreicher Israelis an ihre Regierung, ein Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas abzuschließen, das die Freilassung aller von den Islamisten verschleppten Geiseln ermöglicht. „Ich denke, wir sollten versuchen, ein Abkommen zur Befreiung unserer Geiseln zu schließen, aber wenn wir das nicht in den kommenden Tagen oder Wochen schaffen, sollten wir in den Norden gehen“, sagte er.

Israel habe die notwendigen Kapazitäten und könne auch den „Staat Libanon treffen“, wenn sich dies als notwendig erweisen sollte. Zugleich betonte Gantz: „Die echte Frage ist der Iran“ mit seinen „Stellvertretern in dem ganzen Gebiet“.

Berichte: Mindestens fünf Tote bei israelischen Angriffen auf syrische Armee-Standorte

Montag, 09. September, 01.21 Uhr: Israel hat in Syrien Berichten zufolge fünf Armee-Standorte angegriffen und dabei mindestens fünf Menschen getötet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, die Angriffe am Sonntagabend seien in drei Wellen erfolgt. Sie hätten sich gegen Armee-Standorte in Masjaf östlich der Stadt Hama gerichtet, wo pro-iranische Gruppen sowie Experten für die Entwicklung von Waffen präsent seien. In dem Gebiet sei auch ein wissenschaftliches Forschungszentrum angesiedelt.

Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, bei den israelischen Angriffen seien mindestens fünf Menschen getötet worden. 19 weitere seien verletzt worden, einige von ihnen schwer, zitierte Sana den Leiter des staatlichen Krankenhauses in Masjaf, Faisal Haidar.

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Quellen in Syrien. Die Angaben lassen sich kaum unabhängig überprüfen. 

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