Ukraine versetzt Russlands Wirtschaft teuren Schlag – Fehlende Lieferungen sollen 6,5 Milliarden Dollar kosten
Die Ukraine leitet viel russisches Gas nach Europa. Damit soll zum Jahresende Schluss sein. Russlands Wirtschaft sollen Milliarden entgehen.
Kiew – Russischen Gaslieferungen durch die Ukraine steht das Aus bevor. Für Kreml-Chef Wladimir Putin kommt das nicht unbedingt gelegen – erst dieses Jahr hatte Russlands Gas-Titan Gazprom massive Verluste berichtet. Jetzt könnten auch noch die Einnahmen aus den letzten EU-Ländern kippen. Es geht um Milliarden.
Ukraine verweigert Gas-Lieferung nach Europa – und bringt Russlands Wirtschaft um Milliarden
6,5 Milliarden US-Dollar – Russland sollen enorme Einnahmen entgehen, sobald die Ukraine das russische Gas nicht mehr nach Europa weiterleitet. Das hatte eine Analyse von Bloomberg ergeben. Umgerechnet wäre das eine Summe von etwa 5,9 Milliarden Euro. „Selenskyj trennt sich endlich von seiner Abhängigkeit von Russland, indem er den Hahn zudreht“, sagte James Hill, CEO von MCF Energy, dazu dem Nachrichtenportal Newsweek. Der Energie-Experte sprach von einem „schmerzhaften Schlag“ für Moskau.
Allerdings sei das auch mit Risiken verbunden. „Während die Ukraine einen mutigen Schritt vollzieht – Selenskyj hat definitiv einen Schritt in die richtige Richtung gemacht – stellt das Europa vor eine bedeutende Herausforderung. Diese muss gelöst werden, ehe der Vertrag im Dezember ausläuft“, fügte Hill hinzu. Konkret sieht er Risiken für Europas Gasversorgung. Sobald der Transitvertrag ausläuft, könnte Kiew sich mit dem Verlust eines wichtigen Einkommenstunnels konfrontiert sehen; außerdem erhöhe dies die Unsicherheit für die europäische Energieversorgung im Winter. Newsweek hatte versucht, Gazprom und den ukrainischen Versorger Naftogaz zu erreichen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte lange nach Möglichkeiten gesucht, Europa abhängiger von russischem Gas zu machen. Der Fall Nord Stream 1 zeigte schon 2022, wie Putin Energie als Waffe zu gebrauchen versuchte – hier hatte er die Gasversorgung unter verschiedenen Vorwänden verringert und schließlich ganz eingestellt. Das sollte für Druck in den westlichen Ländern sorgen.
Ukraine will Gas-Transit aus Russland einstellen – „Es ist vorbei“
Der Hintergrund des Ganzen ist die Tatsache, dass die Ukraine mehrere Pipelines unterhält, durch die russisches Gas in den Westen fließt. Unter anderem versorgen sie die EU-Staaten Österreich, Ungarn und die Slowakei. Seit 2019 besteht ein Vertrag zwischen ukrainischen Unternehmen und dem russischen Gas-Titanen Gazprom, der fünf Jahre lang halten sollte. Wegen des russischen Angriffskriegs hatte Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, schließlich angekündigt, der Vertrag werde am 31. Dezember 2024 auslaufen – eine Fortsetzung würde es nicht geben.
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„Es ist vorbei“, hatte Selenskyj Ende August dazu gesagt. Aus dem Kreml kam dazu umgehend Kritik. „Eine solche Entscheidung der Ukraine wird den Interessen der europäischen Verbraucher, die weiterhin russisches Gas kaufen wollen, ernsthaft schaden“, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nach Selenskyjs Ankündigung. „Sie werden einfach viel mehr bezahlen müssen, was ihre Industrie weniger wettbewerbsfähig machen wird.“ Sollte Kiew das Abkommen nicht verlängern wollen, hätte Russland allerdings vor, alternative Routen zu finden – zum Beispiel über einen geplanten türkischen Gas-Hub.
EU kommt auch ohne Russland-Gas aus – „Bereit, ohne russisches Erdgas zu leben“
Die Europäische Kommission scheint derweil unbesorgt zu sein, was die Versorgung der Länder angeht, die noch Gas aus Russland beziehen. Vor einigen Wochen noch hatten zum Beispiel Ungarn und die Slowakei vor einer Energiekrise gewarnt; man brauche das Gas. Österreich dagegen blieb ruhiger – dass hier noch russisches Gas fließt, liegt weniger an Abhängigkeit als eher an Langzeit-Knebelverträgen, aus denen sich das Land zu lösen versucht.
Im September hieß es aus Brüssel: „Die EU ist bereit, ohne das verbleibende russische Erdgas zu leben, das über die Transitroute durch die Ukraine geliefert wird“, erklärte die EU-Energiekommissarin Kadri Simson. Man habe sich mehrere Monate lang auf das Versiegen des Gasflusses vorbereitet und alternative Lieferwege gefunden. Beispiele dafür könnten LNG-Lieferungen aus den USA oder aus Norwegen sein, zuletzt hatte die EU außerdem mit Aserbaidschan verhandelt, um dessen Gas über Russland nach Europa leiten zu lassen.
Schon seit 2022 hatten viele westliche Länder sich nach Alternativen zu russischem Gas umgeschaut. Teils gelang das aus Solidaritätsgedanken zur Ukraine, teils, weil Russland selbst die Gaslieferungen absichtlich verknappt oder gar eingestellt hatte. Einige Länder hatten allerdings zwei zusätzliche Jahre Zeit bekommen, sich um Alternativen zu bemühen.