Keine muslimische Bestattung in Zorneding
Moslems, die sich in Zorneding wohl und gut aufgehoben fühlen, müssen sich leider nach ihrem Tod aus der Gemeinde verabschieden. Denn eine muslimische Tuchbestattung ist aktuell nicht möglich und wird in naher Zukunft wohl auch nicht ermöglicht werden.
Zorneding – Das Thema stand in der Maisitzung des Gemeinderats auf der Tagesordnung und wurde nicht von allen Ratsmitgliedern als diskussionswürdig eingeschätzt. So sprach sich Stefanie Berndlmeier massiv dagegen aus, sich mit der Causa überhaupt zu befassen. Man habe ja wohl „ganz andere Herausforderungen aktuell“, so die CSU-Rätin. Die Zornedinger Verwaltung hatte sich unter anderem beim Bayerischen Gemeindetag, der Stadt Ebersberg, dem Gesundheitsamt Ebersberg und Bestattungsunternehmen erkundigt, ob es „wirklich einen Bedarf für die Einführung einer Tuchbestattung gibt“.
Muslimische Bestattungen: zu aufwendig, zu teuer, schwer umsetzbar in Zorneding
Gut für Zorneding, dass dem scheinbar derzeit nicht so ist, da ansonsten ein „enormer Verwaltungsaufwand“ nötig wäre. So müsse extra ein eigenes Grabfeld geschaffen werden, wo bislang noch niemand begraben wurde. In bestehenden Friedhöfen wäre die Entfernung der Fundamentstreifen nötig. Das würde bei zwei Fundamentsreifen, die für die Stabilisierung des Erdbodens sorgen, immerhin 1.400 Euro kosten. Zudem wäre nach Ausweisung eines Grabfelds durch einen Imam ein hydrogeologisches Gutachten erforderlich, um die Tauglichkeit des Bodens für Tuchbestattungen zu überprüfen. Hierbei setzt die Zornedinger Verwaltung laut ihrer Recherche Kosten von knapp 3.600 Euro an.
Auch Haftungsfragen erschweren die Durchführung der Bestattungsvorgaben: Etwa beim Ablassen von Verstorbenen in das Grab, wo ein nichtmuslimischer Bestattungsangestellter den Körper nicht berühren darf, sondern nur ein Moslem, der von den Angehörigen beauftragt und bezahlt werden muss. Auch das Schließen des Grabes erledigt normalerweise ein örtlicher Bestatter. Im Fall der muslimischen Variante übernehmen dies Hinterbliebene mit Schaufeln. Wer muss geradestehen, wenn ein Unfall passiert? Kritisch beäugt wird auch das so genannte „ewige Grabrecht“: Nur ein Verstorbener pro Grabstelle, und das für immer. Dies sei in den Friedhöfen der Gemeinde „nur schwer umsetzbar“, so der Sachvortrag.
Zudem bereiten der Verwaltung der Verwesungsprozess wegen einer möglichen Wachsleichenbildung oder eine neue Friedhofgebührenkalkulation bei der Umsetzung einer muslimischen Tuchbestattung Sorgen. Ramona Baumgartner (Linke) räumte ein, dass auf das „ewige Bestattungsrecht“ verzichtet werden könnte, was Piet Mayr nicht gelten ließ: Das sei aber bei den Moslems so vorgeschrieben. Und so widersprach er auch dem GrünenRat Moritz Dietz, der Baumgartners Ansicht teilte. Giuli Hillebrand (Grüne) musste Bürgermeister Mayr beipflichten. Sie hatte wohl schon öfter die Erfahrung gemacht, dass von muslimischer Seite keine Kompromisse eingegangen würden. Aber: Moslems bereiten sich sehr sorgfältig und lange im Voraus auf Beerdigungen vor, so Hillebrand. Sie wüssten also, dass es etwa in Kirchseeon gut möglich wäre, sich standesgemäß bestatten zu lassen.
Der Sachbericht zu diesem Thema endete mit: „Die Verwaltung schlägt vor, solang kein konkreter Bedarf besteht, von der Einführung der muslimischen Tuchbestattung Abstand zu nehmen.“ Eine Hallo-Nachfrage nach der Anzahl lebender Moslems in der Gemeinde konnten weder die Sachbearbeiterin noch der Bürgermeister beantworten. osw
Mit dem „Meine Anzeigenzeitung“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Meine Anzeigenzeitung“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.
Auch interessant
Kommentare
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.
Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!