Tektonische Platte unter dem Pazifischen Ozean wird auseinandergerissen

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Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass Erdplatten im Ozean stärker sind als andere. Eine neue Studie soll das nun widerlegen.

München – Lange waren sich Wissenschaftler uneinig, doch nach Jahrzehnten der Forschung wurde sich in den 1960er Jahren auf die Theorie der Plattentektonik festgelegt. Doch selbst mehr als 60 Jahre später werden die gängigen Forschungsergebnisse immer wieder verfeinert. Eine neue Studie zeigt nun, dass mehr Bewegung in der Erde steckt als bislang angenommen. Erst zuletzt entdecken Forscher eine bislang unbekannte Erdplatte.

Der gängigen Theorie nach besteht die Erdkruste aus sieben großen und einer Anzahl deutlich kleineren Platten in rund 100 Kilometern Tiefe. Das Gestein unter den Platten ist fest, jedoch würde durch den hohen Druck und die hohen Temperaturen ein plastisches Fließen stattfinden, das mit dem Fließen eines Gletschers vergleichbar sei.

Die Folgen der Bewegung der Erdplatten für die Erde sind vielfältig. Dort, wo sie aneinander reiben oder auseinanderreißen, kann es zu schweren Erdbeben kommen, können Vulkane oder Tiefseegräben entstehen sowie Gebirge. Zudem können auf Dauer ganze Kontinente aufgrund der Plattentektonik auseinanderbrechen oder zusammenstoßen. Eine Studie zeigt jedoch auch, dass das Leben auf der Erde anders als lange angenommen wohl bereits vor der Plattentektonik entstanden ist.

Studie zur Plattentektonik: Forscher untersuchen Ozeanplatten – und widerlegen alte Theorie

Eine neue Studie, die von einem Team aus Wissenschaftlerin im Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, zeigt nun, dass es sich bei vier Hochebenen, die im westlichen Pazifik untersucht wurden, nicht etwa um starre Platten handelt, sondern um Gebiete mit Schwachstellen, die durch Kräfte am Rand der Platten auseinandergerissen werden.

Plattentektonik – Bewegung der Erdplatten wirken sich auf die Erde aus.
Die Bewegung der Erdplatten hat unmittelbare Auswirkungen auf die Oberfläche der Erde (Symbolbild). © imago

„Wir wussten, dass geologische Verformungen wie Verwerfungen im Inneren der Kontinentalplatten fernab der Plattengrenzen auftreten. Aber wir wussten nicht, dass dasselbe mit den Ozeanplatten passiert“, erklärt Erstautor Erkan Gün, Geowissenschaftler an der University of Toronto, gegenüber sciencealert.com. Bislang gingen die Forscher davon aus, dass im Zentrum ozeanischer Platten große Teile der Erdkruste äußerst starr bleiben würden, während sie über dem Erdmantel trieben und sich nicht wie die Plattenränder verformen.

„Daten zeigen, dass Gegenteil der Fall ist“: Ozeanische Erdplatten schwächer als bislang angenommen

Aufgrund des hohen Aufwandes beschränkten sich die Wissenschaftler auf ein Gebiet von vier ozeanischen Hochebenen, die zwischen Japan und Hawaii liegen. Dazu zählen die Hochebenen Shatsky Rise, Hess Rise, Ontong-Java-Plateau nördlich der Salomonen und das Manihiki-Plateau nordöstlich von Fidschi und Tonga.

Das Forschungsteam fand heraus, dass die Plateaus Verformungs- und magmatische Merkmale aufweisen, die darauf hindeuten würden, dass sie durch Zugkräfte am Rand der Pazifischen Platte auseinandergerissen werden, wo Platten unter benachbarte Platten abgezogen werden. „Man ging davon aus, dass die subozeanischen Hochebenen stärker sein sollten, weil sie dicker sind“, sagt Gün. „Aber unsere Modelle und seismischen Daten zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist: Die Plateaus sind schwächer.“

„Die Theorie ist nicht in Stein gemeißelt und wir finden immer noch neue Dinge“, erklärte der Geophysiker Russell Pysklywec von der University of Toronto und Mitautor der Studie. Grund dafür sei das relativ kleine Gebiet, dass die Forscher beobachtet hätten. „Die Entsendung von Forschungsschiffen zur Datenerfassung ist ein großer Aufwand“, so Gün. „Tatsächlich hoffen wir, dass unser Papier etwas Aufmerksamkeit auf die Hochebenen lenkt und mehr Daten gesammelt werden.“

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