Purdy gegen Mahomes - Im Vergleich mit seinem Gegner wirkt ein Super-Bowl-Quarterback wie ein armer Mann
Im Super Bowl kann Brock Purdy seine märchenhafte Geschichte mit einem Happy End krönen. Der Quarterback der San Francisco 49ers kam einst als „Mr. Irrelevant“ in die NFL. Nun trifft er in Patrick Mahomes auf den größten Star der Liga. Nirgends wird der Unterschied zwischen den beiden so deutlich wie beim Gehalt.
Wenn die letzte Runde des NFL-Drafts, der Auswahlprozesses von College-Spielern, läuft, werden die Namen der ausgewählten Spieler auf NFL Network, dem übertragenden Sender in den USA, meist nur unkommentiert eingeblendet. Viele dieser Spieler sind nur absoluten College-Football-Experten bekannt.
Doch wenn es um den allerletzten Spieler geht, steigt die Aufmerksamkeit wieder. Der Football-Youngster, der im Draft an letzter Stelle ausgewählt wird, erhält den ironischen Titel „Mr. Irrelevant“. Der jährliche Preisträger bekommt sogar ein Trikot mit der Nummer 262, die Position, an der er von einem NFL-Team gewählt wird.
Selten gelingt es dem Mr. Irrelevant, einen bleibenden Eindruck in der Liga zu hinterlassen, nur wenige haben überhaupt ein NFL-Spiel bestritten.
Purdy wird 2022 überraschend Starter bei den San Francisco 49ers
Brock Purdy wird 2022 zum Mr. Irrelevant. Der Quarterback der Iowa State University wird an der 262. Position von den San Francisco 49ers ausgewählt.
Bei den Niners schafft er es nach einer anstrengenden Saisonvorbereitung und Vorsaison sogar in den Kader, ist hinter Trey Lance und Jimmy Garoppolo aber nur die Nummer drei auf der Position. Mit Spielzeit rechnet der damals 22-Jährige nicht.

Doch erst verletzt sich Lance, dann fällt mitten in der Saison auch noch Garoppolo aus. Plötzlich zieht Purdy die Fäden auf der wichtigsten Position im Football bei einem der großen Titelfavoriten. Purdy ist jetzt relevant.

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Und er überrascht alle. Selbst seine größten Fans haben nicht kommen sehen, was der Junge aus Arizona dann an der Bucht von San Francisco leistet. Woche für Woche überzeugt er als Spielmacher und führt die Niners in die Playoffs.
Fast hätte der märchenhafte Aufstieg schon in der ersten Saison ein kitschig-romantisches Ende gefunden. Doch im NFC Championship Game gegen die Philadelphia Eagles verletzt sich Purdy am Ellbogen seines Wurfarms - ohne ihn geht San Francisco gegen die Eagles unter.
Purdy ist vom Mr. Irrelevant zu einem der besten Quarterbacks aufgestiegen
In seinem zweiten Jahr kennt Purdy jeder, der mit dem eiförmigen Ball zu tun hat. Er ist kein Unbekannter mehr, kein Mr. Irrelevant. Er geht als Stamm-Quarterback der Niners in die Saison.
In dieser Funktion führt er sein Team erneut in die Playoffs und wird sogar als MVP gehandelt - als wertvollster Spielers des Jahres. In allen Statistiken steht Purdys Name ganz oben.
Ob er tatsächlich der MVP wird oder doch eher der favorisierte Lamar Jackson von den Baltimore Ravens ist – Achtung Wortwitz – irrelevant. Denn Purdy spielt anders als Jackson im Super Bowl. Er greift mit seinem Team nach dem ganz großen Titel.
In Las Vegas schließt sich für den heute 24-Jährigen ein Kreis. Hier fand vor rund zwei Jahren der Draft statt, im Allegiant Stadium trifft er mit seiner Mannschaft nun auf Titelverteidiger Kansas City Chiefs.
Das Quarterback-Duell im Super Bowl: Purdy gegen Mahomes
Auf der Position des Quarterbacks treffen zwei völlig verschiedene Spieler aufeinander: Auf der einen Seite der noch oft unterschätzte Purdy. Auf der anderen Seite Patrick Mahomes.
Mahomes ist der Megastar der Liga und gilt als bester Spieler der NFL. In seinen sechs Jahren als Quarterback führte er die Chiefs immer ins Conference Final, dem Halbfinale. Nun steht er zum vierten Mal im Endspiel und jagt seinen dritten Titel. Mit 28 Jahren ist er bereits einer der größten Spieler in der Geschichte der NFL.

Doch kurz vor dem Super Bowl schwärmt Mahomes von seinem Gegenüber. „Ich habe Brock seit dem College spielen sehen und wusste, wie gut er ist“, sagt der Anführer der Chiefs. „Er war ein Gewinner und hat während seiner gesamten College-Karriere wichtige Spielzüge gemacht. Wenn man im College ein Programm so umkrempeln kann, wie er es bei Iowa State getan hat, dann kann man das auch in der NFL, egal in welchem Umfeld.“
Er sei „nicht sehr überrascht“ vom Erfolg des 49ers-Quarterback. „Er ist ein Typ, der da rausgeht und abliefert.“
Beim Gehalt wird der Unterschied zu Mahomes deutlich
Nirgendwo wird der Unterschied zwischen den beiden Spielmachern so deutlich wie beim Gehalt. Mahomes unterschrieb 2020 einen Zehnjahresvertrag, der ihm eine Rekordsumme von 450.000 Millionen US-Dollar einbringen wird. Sein durchschnittliches Jahresgehalt liegt bei 45 Millionen.
Purdy erhält für die laufende Saison ein Grundgehalt von rund 870.000 Dollar. Das sind nicht einmal zwei Prozent von dem, was Mahomes kassiert. Im Ligavergleich rangiert Purdy nur auf Platz 89 von insgesamt 96 Spielmachern. Gehalt und Leistung passen bei ihm also überhaupt nicht zusammen.

Vertraglich ist es für ihn sogar von Nachteil, dass er an letzter Stelle gedraftet wurde und so nicht mit den Teams verhandeln konnte.
Die Verträge der gedrafteten Spieler unterliegen strengen Regeln und richten sich nach der Draft-Position. Der Verhandlungsspielraum der Spieler ist gering. So unterschrieb Purdy einen Vierjahresvertrag über insgesamt 3,74 Millionen Dollar. Wäre er nicht im offiziellen Draft zu den Niners gekommen, hätte er bereits nach seiner zweiten Saison nachverhandeln können. So kommt der große Zahltag für ihn wohl erst 2025. Ein Super-Bowl-Ring wird ihm bei den Verhandlungen sicher helfen.
Die Geschichte von Brock Purdy ist aber schon jetzt eine der schönsten Sportgeschichten der letzten Jahre. Vom Mr. Irrelevant zum Quarterback im Super Bowl. Der große Aufstieg eines übersehenen Talents gegen alle Widerstände. Das Finale wird zu David gegen Goliath.
Es ist schon ein Märchen. Wird es ein Happy End geben?