Das erhitzt die Gemüter: Während 160 Einsatzkräfte das Feuer in einer lichterloh brennenden Scheune bekämpften, haben Diebe den Maibaum in Mintraching geklaut.
Mintraching – Aus über zehn unterschiedlichen Ortschaften setzen sie sich zusammen, um sich mit ausgeklügelten Plänen auf die Jagd nach Maibäumen zu machen. Ihr Name: die „Maibaumfreunde“. Dieses Jahr besonders im Visier der Gruppe: der Mintrachinger Maibaum. Nachdem bereits zwei Versuche gescheitert waren, sollte ein dritter am Freitag erfolgreich sein – und erhitzt die Gemüter. Denn während des Raubs brannte gleichzeitig eine Scheune mitten im Ort. Die Mintrachinger Burschen, die oftmals ebenso bei der Feuerwehr sind, rückten aus – der Baum blieb unbewacht.
Wie es im Detail ablief, erklärt Raphael Urban, 2. Vorsitzender des Katholischen Burschenvereins Isarlust Mintraching (KBIM): „Die Alarmierung für die Feuerwehr war zirka um 14.20 Uhr. Ein Mitglied unseres Vereins und der Hausherr des Hofs, auf dem wir am Baum arbeiten, war ebenfalls beim Einsatz. Der Teleskoplader, der normalerweise alles absichert, war zuvor im Einsatz auf dem Hof. Er hätte den Maibaumklau schwieriger gestaltet.“
Appell an die Vernunft bleibt ungehört
Eine Mieterin des Hofs habe die Burschen „zeitnah“ informiert, dass Diebe am Werk sind. Allerdings waren einige mit dem Feuerlöschen beschäftigt und konnten so nicht antworten. „Blöderweise hat sie auch nicht ihre Hand auf den Baum gelegt, stattdessen an die Vernunft appelliert, das Vorhaben aufgrund der Umstände abzubrechen“, berichtet Urban.
Der Tradition zufolge gilt ein Diebeszug als gescheitert, sobald ein Ortsansässiger die Hand auf den Maibaum legt und sich für ihn ausspricht. Da dies nicht geschah, sprechen die Diebe nun von einem „schnellen und sauberen Klau“. Innerhalb von zehn Minuten hatten sie den Baum vom Hof gebracht und in Günzenhausen gelagert.
Mintrachinger Burschen sprechen von „unsportlichem Verhalten“
Zurück bleibt Enttäuschung über ein eher „unsportliches Verhalten“ beim Vorstand des KBIM. Man habe aufgrund der zuvor gescheiterten Versuche zwar schon geahnt, dass bald eine weitere Aktion folgen würde. Wieso die Maibaumdiebe aber eine solche Notlage ausgenutzt haben, sorgt in Mintraching für Unverständnis.
Einen Fehler in ihren Verhalten sehen die Maibaumdiebe nicht. Sie sprechen von einem unglücklichen Zufall, der nicht in ihrem Sinne gewesen sei. Dass man am Freitagnachmittag zugeschlagen habe, sei das Ergebnis einer vorangegangenen Spionage gewesen. Dabei habe man festgestellt, dass der Baum tagsüber nicht immer bewacht werde. Am besagten Tag sei man ab 7 Uhr vor Ort gewesen, habe auf eine Gelegenheit gewartet.
Maibaumdiebe weisen Schuld von sich und erhalten Morddrohung
Das unglückliche Zusammenspiel zwischen Feuerwehreinsatz und Maibaumklau sorgte jedoch für hitzige Debatten zwischen beiden Parteien in den Sozialen Medien. Ein Mitglied des Burschenvereins Günzenhausen, der wie die gesamte Truppe aufgrund der Umstände des Maibaumklaus anonym bleiben möchte, soll in dem Verlauf per Direktnachricht sogar eine Morddrohung erhalten haben.
Inzwischen sind beide Seiten um Diplomatie und eine Lösung bemüht. Noch am selben Tag um 20.15 Uhr wurde über die Auslöse verhandelt. Die Forderung: 20 Rollbraten mit Beilagen und Bier, bezahlt vom KBIM. Der will „Charakter“ zeigen, wie es Urban nennt. Denn letztlich habe es sich um einen sauberen Klau gehandelt.
Ob der Mintrachinger Burschenverein, wie üblich, beim Auslösefest teilnimmt, ist derzeit noch ungewiss. Wobei sich aber beide Parteien einig sind: Dieser Vorfall soll nicht auf ewig einen Keil zwischen die Beteiligten treiben.