„Wollen ein Zeichen setzen“ – Zugpersonal schmeißt alle Passagiere aus ICE in Bayern raus

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Reisende eines ICE werden in Bayern ohne Vorwarnung aus dem Zug geworfen. Die Bahn klärt auf und rechtfertigt die drastische Maßnahme.

Nürnberg – Strapazen sind Bahnreisende bereits seit längerem gewohnt. Immer wieder kommen Züge verspätet an ihr Ziel oder fallen gar ganz aus. In seltenen Fällen endet die Fahrt für die Reisenden auch bereits vor dem eigentlichen Zielbahnhof. Diese Erfahrung mussten nun auch Fahrgäste eines ICE in Bayern machen. Kurz nach dem Start der Reise wurden sie aus dem Zug geworfen. Die Bahn bezog nun Stellung.

Reisende mussten ab Nürnberg auf andere Züge umsteigen (Symbolbild). © IMAGO/Michael Bihlmayer

ICE soll von München nach Hamburg fahren – plötzlich schmeißt Zugpersonal alle Passagiere raus

Der ICE 886 war am Dienstagmorgen (10. Juni) gegen kurz nach 6 Uhr in der Früh am Münchner Hauptbahnhof gestartet und sollte bis nach Hamburg fahren. Etwa eine Stunde nach der Abfahrt ertönte dann eine Durchsage des Zugpersonals über die Lautsprecher des Schnellzugs.

„Wir bitten um Entschuldigung. Aber wir als Zugbegleiter wollen ein Zeichen setzen. Dieser Zug ist uns zu dreckig, um damit weiterzufahren. Der Zug endet deshalb in Nürnberg“, sei dabei zu hören gewesen, wie der Unternehmer und Gastgeber des bekannten Business-Podcasts „Tomorrow by OMR“ Tom Junkersdorf auf seinem LinkedIn-Profil berichtet. Er selbst sei auf dem Weg zu seiner Mutter nach Hannover gewesen.

Die Passagiere seien daraufhin fassungslos gewesen. Einer habe sogar gefragt, ob das versteckte Kamera sei, so Junkersdorf weiter. Auf einem Foto, das der Unternehmer in seinem Post teilte, war kein großer Dreck im Inneren des Zuges zu erkennen. Am Nürnberger Hauptbahnhof mussten Passagiere mindestens eine Stunde auf ihre Anschlusszüge warten, die laut Junkersdorf bereits überbucht gewesen seien. Auch am Service-Büro der Bahn habe es lange Schlangen gegeben.

Bahn erklärt Rausschmiss der Passagiere: „ganz klarer Einzelfall“

War der ICE also wirklich zu dreckig, um bis nach Hamburg fahren zu können? Das wollten wir genauer wissen und fragten bei der Bahn nach. Eine Sprecherin bestätigt auf Nachfrage den Fall und erklärt: „Wir entschuldigen uns in aller Form bei unseren Reisenden im ICE 886. Unser Anspruch ist, dass ein Fernreisezug bei einer Fahrt durch ganz Deutschland hohe qualitative Standards erfüllt. Dies war bei dieser Fahrt leider nicht gegeben und die Fortsetzung der Weiterfahrt nach Einschätzung des Bordpersonals nicht zumutbar.“

Die Entscheidung zur Weiterfahrt liege bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Es handelt sich beim heutigen Ereignis ganz klar um einen Einzelfall, den wir außerordentlich bedauern“, so die Sprecherin.

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Bahn verweist auf Fahrgastrechte und entschuldigt sich bei Betroffenen

Den Reisenden sei eine Stunde später eine alternative Reisemöglichkeit angeboten worden. Zugleich verwies die Sprecherin auf die auch in diesem Fall geltenden Fahrgastrechte. Entschädigungen könnten über bahn.de und den DB-Navigator beantragt werden. Erst wenige Wochen zuvor hatte es auf einer anderen ICE-Fahrt durch Bayern ebenfalls Ärger gegeben. (jr)

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