„Schande“, „Dritte-Welt-Land“: Presse zerlegt Olympia-Gastgeber Frankreich – sogar Messi mischt sich ein
Gewalt, Regelverstöße und ein abgelehntes Tor sorgen für Aufregung beim Olympia-Auftakt. Argentinien fordert nun Maßnahmen von der FIFA.
Saint-Étienne – „Befremdlich“. Ein Wort reichte Lionel Messi in seiner Instagram-Story, um die Ereignisse beim Olympia-Auftakt zu beschreiben. Aber was war passiert? Argentinien verlor sein Auftaktmatch gegen Marokko mit 1:2 und das auf höchst kuriose Art und Weise.
Argentinischer Verband legt Beschwerde ein
Denn die Gauchos hatten eigentlich in der 16. Minute der Nachspielzeit noch den Ausgleich erzielt. Knappe zwei Stunden später wurde der Treffer aber dann doch noch zurückgenommen. Der argentinische Fußballverband AFA hat deswegen sogar eine Beschwerde bei der FIFA eingereicht.
Claudio Tapia, Präsident der AFA, bezeichnete die Vorfälle in Saint-Étienne in den sozialen Medien als „bedauerlich“. Er argumentierte, dass die Fortführung des Spiels nach der Invasion des Spielfelds durch marokkanische Fans und der „Gewalt“ gegen die argentinische Delegation „sinnlos“ und ein Verstoß „gegen die Regeln des Wettbewerbs“ gewesen sei.

Argentinische Presse wütet nach Olympia-Auftakt
Zusätzlich wurde die Meinung der Kapitäne beider Mannschaften nicht berücksichtigt, die sich gegen eine Fortsetzung des Spiels ausgesprochen hatten. Tapia forderte die FIFA auf, „entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und die Verantwortlichen zu bestrafen“. Otamendi, der Kapitän der Mannschaft, sprach von einer „historischen Schande“, während die lokale Presse, Gastgeber Frankreich, scharf kritisierte.
Die Zeitung Ole schrieb: „Der organisatorische Beginn der Olympischen Spiele war katastrophal, als ob ihnen der Fußball egal wäre“. Sie fügte hinzu: „Die Olympischen Spiele, vom Absurden gestürmt. Frankreich startete mit Mängeln eines Dritte-Welt-Landes.“ In Argentinien war häufig das Wort „Papelon“ zu hören, was Blamage bedeutet. La Nacion titelte: „Nicht einmal dem exzentrischsten Romanautor wäre eine solche Horrorgeschichte eingefallen“. Sie behaupteten, dass das olympische Ideal „der Lächerlichkeit“ preisgegeben worden sei.
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Olympia-Auftakt erst vier Stunden nach Anpfiff zu Ende
Die Argentinier glaubten, nach einem vermeintlichen Tor von Cristian Medina in der 16. Minute der Nachspielzeit, einen Punkt im Stade Geoffroy-Guichard gerettet zu haben. Dieser später aberkannte Last-Minute-Treffer löste jedoch nur Chaos aus. Wütende marokkanische Fans warfen zunächst mit Gegenständen und stürmten dann das Spielfeld aus Protest. Die Mannschaften gingen in die Kabinen, in dem Glauben, das Spiel sei beendet. Der offizielle Olympia-Liveticker vermerkte zunächst „end of play“, vier Minuten später jedoch „interrupted“ (unterbrochen).
Mehr als zwei Stunden nach diesen seltsamen Szenen kehrten die beiden Mannschaften auf das mittlerweile leere Spielfeld zurück. Das Spiel sollte fortgesetzt werden, aber der erfahrene schwedische FIFA-Schiedsrichter Glenn Nyberg konsultierte zuerst den VAR. Nachdem er die Videobilder gesehen hatte, entschied er auf Abseits und das Tor von Medina wurde nicht anerkannt. Nyberg ließ noch drei Minuten nachspielen, dann war das Spiel endgültig vorbei – mehr als vier Stunden nach dem Anpfiff. (sid/kk)