Kein Ende in Sicht: Eiffelturm-Mitarbeiter streiken aus Sorge um den Turm

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Streik am Wahrzeichen von Paris und der Eiffelturm als Melkkuh: Die Mitarbeiter haben Sorge um ihren Turm © dpa/ Michael Evers

Vorgeschmack auf die Olympischen Spiele in Paris? Mitarbeiter des Eiffelturms streiken. Sie wollen ihren Turm besser geschützt wissen.

Paris – Es ist kein Ende in Sicht: Die Mitarbeiter des Eiffelturms arbeiten den fünften Tag in Folge nicht, sondern demonstrieren. Um höhere Löhne oder bessere Arbeitsbedingungen geht es ihnen jedoch nicht, sondern um den Erhalt ihres Turms. Der Vorwurf der Angestellten: Rost nage am Eiffelturm, während die Stadt Paris hohe Millionensummen aus dem Verkauf der Eintrittskarten einstreiche und an der Instandhaltung spare. Sogar ein Rat des Erbauers soll ignoriert worden sein. Das wiederum bestreitet die Stadt.

Eiffelturm-Arbeiter streiken – Pariser Sehenswürdigkeit für Touristen gesperrt

Die Betreiberfirma bemühte sich, zwischen den Streikenden und der Stadt zu vermitteln – aber offenbar ohne Erfolg. Man erwarte schriftliche Zusicherungen der Stadt Paris, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft CGT am Freitag nach stundenlangen Verhandlungen, wie die Zeitung Libération berichtete. Diese kamen erst in Gang, nachdem Frankreichs mächtige CGT-Gewerkschaftschefin Sophie Binet am Donnerstagmorgen Bürgermeisterin Anne Hidalgo zu Verhandlungen aufgerufen hatte.

Unterdessen hat sich Kulturministerin Rachida Dati., eine Erzrivalin der sozialistischen Bürgermeisterin Hidalgo, in die Debatte um den Eiffelturm eingeschaltet: Der Eiffelturm müsse endlich unter Denkmalschutz gestellt werden, dann könne der Staat die technische und wissenschaftliche Kontrolle übernehmen. Damit würde das berühmteste Bauwerk Frankreichs in ihre Zuständigkeit wechseln.

„Er steht seit 135 Jahren, aber wie lange noch?“ - Mitarbeiter in Sorge

„Er steht seit 135 Jahren, aber wie lange noch?“, stand am Donnerstag auf einem Plakat vor dem Pariser Eiffelturm. Konkret geht es im Moment um den neuen Anstrich des Eiffelturms. Der wichtige Rat von Architekt Gustave Eiffel sei den Streikenden zufolge nicht mehr befolgt worden. Eiffel habe vorgegeben, der Turm müsse einmal alle sieben Jahre gestrichen werden, dann halte die beliebteste Sehenswürdigkeit von Paris ewig. Statt neuem Glanz nun also Rost, der Turm sei in einem besorgniserregenden Zustand.

„Das Bauwerk ist in einem sehr guten Zustand“, betonte indessen der Erste Beigeordnete der Bürgermeisterin, Emmanuel Grégoire, im Interview des Senders France Info. Die Stadt habe nichts versäumt, nur den letzten Anstrich wegen der Corona-Pandemie verschoben. Und dann sei beim Entfernen alter Farbschichten giftiges Blei entdeckt worden, was die Arbeiten verzögert habe. Immerhin geht es um das Auftragen von 60 Tonnen Farbe.

Pariser Touristen nehmen Eiffelturm-Situation teils mit Humor – man „würde eh nur Nebel sehen“

Am Samstag sollen die Verhandlungen nun weitergehen, zunächst bleibt der Eiffelturm aber weiter geschlossen. Und wenn die „dame de fer“ („Dame aus Eisen“), wie die Pariser das Wahrzeichen liebevoll nennen, bis Sonntagmittag nicht wieder geöffnet hat, handelt es sich sogar um den längsten Streik in der Geschichte des 1889 fertiggestellten Turms, rechnete Libération bereits vor.

Fünf Monate vor dem Start der Olympischen Spiele in Paris weckt der Streik am Eiffelturm auch die Sorge vor weiterreichenden Protesten, die die Stadt und die Spiele lähmen könnten. Auch bei den Besitzern der Buchstände an der Seine könnte es bald zu einem Streik kommen. Die Touristen sind teils verärgert, teils entspannt. Unter einem Social Post von LeParisien heißt es humorvoll über die Tatsache, dass man nicht auf die oberen Plattformen kann: „Das macht gar nichts. Bei dem Wetter, das wir seit Tagen hätten, würde man von dort eben eh nur Nebel sehen.“ (dpa/kat)

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