Analyse zeigt: So schnell verlieren E-Autos an Wert
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VonFabian Hartmannschließen
Nach guten Verkaufszahlen 2023 stagnierte die Nachfrage nach Elektroautos zuletzt. Ein Grund: ihr rascher Wertverlust. Den hat eine neue Analyse nun erneut untermauert.
München – Elektroautos unterliegen aktuell einem großen Preisverfall. Bereits nach nur drei Jahren verliert ein durchschnittliches Batterieauto (BEV) mehr als die Hälfte seines ursprünglichen Wertes. Doch auch die geringen Händlerpreise konnten bis zuletzt nicht zu einer höheren Nachfrage nach Elektroautos beitragen.
Ihr rascher Wertverlust war nun auch Thema einer Analyse der Unternehmensberatung Berylls, über die zunächst die Wirtschaftswoche berichtete. Ihr zufolge würde ein durchschnittliches batteriebetriebenes Auto mit einem beispielhaften Neupreis von 43.600 Euro bei einer Laufleistung von 60.000 Kilometer nach drei Jahren nur noch 18.800 Euro kosten. Und hätte damit 57 Prozent seines ursprünglichen Werts eingebüßt.
Eine Änderung der misslichen Lage sei Branchenexperten zufolge weiterhin nicht in Sicht: „Junge gebrauchte BEVs stehen im Handel wie Blei, die Standzeiten steigen und Restwerte sind im freien Fall“, teilten sie in München mit. Das stellt nicht nur Besitzer von E-Autos vor eine schwierige Entscheidung.
Elektroauto-Nachfrage ging zuletzt deutlich zurück
Als Grund für die niedrigen Handelspreise auf dem Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos sieht die Agentur Berylls einerseits eine insgesamt stagnierende Nachfrage nach Batterieautos. Darüber hinaus würden aktuell viele neue Modelle mit höheren Reichweiten und günstigeren Preisen auf den Markt gebracht. Das erschwere einen Weiterverkauf gebrauchter E-Autos, was sich mittlerweile nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich oder Großbritannien zeige – denn auch dort befanden sich die Restwerte von E-Autos zuletzt im freien Fall. Außerdem seien viele gebrauchte E-Autos große, teure SUVs und für viele Gebrauchtkäufer uninteressant.
Für die rund 524.000 im vergangenen Jahr in Deutschland neu zugelassenen E-Autos haben die Branchenexperten einen Restwertverlust von beinahe drei Milliarden Euro errechnet. Für die aktuelle Generation Elektroautos sehen sie „kaum noch Hoffnung am Gebrauchtwagenmarkt. Hier können lediglich die immensen Verluste minimiert werden“, erklärten sie weiter.
Wegen raschem Wertverlust von E-Autos verzeichneten zuletzt auch Leasingfirmen Verluste
Unter den stark gesunkenen Preisen für gebrauchte Elektroautos litten zuletzt auch die Leasingfirmen. In der Regel basieren die Konditionen der Leasingverträge auf dem geschätzten Gebrauchtwert eines Fahrzeugs zum Zeitpunkt des Vertragsablaufs. Die Zahlungen sollen dabei den Wertverlust abdecken. Sinkt der Gebrauchtwagenwert jedoch stärker als erwartet, verlieren Leasingunternehmen Geld mit diesen Fahrzeugen.
Hersteller, Händler und Leasingfirmen, bei denen die E-Autos in den Büchern stehen, sei deshalb dazu geraten, ihr Vertriebsmodell umzukrempeln: Statt Elektroautos zu verkaufen, sollten sie sie besser halten und in zweiter oder gar dritter Hand an Autofahrer leasen oder per Abonnement vermieten. So ließen sich nicht nur Verluste abfedern, sondern auch die Kontrolle über wertvolle Batteriematerialien behalten. Etwa für die Hersteller könnte das ein enormer Vorteil sein, um die gesetzlich vorgeschriebenen Recyclingquoten bei der Akkuproduktion zu erfüllen.
Bei Elektroautos war das zuletzt der Fall, unter anderem da US-Elektroautoherteller Tesla wegen der zurückgehenden Nachfrage nach neuen elektrischen Fahrzeugen die Verkaufspreise mehrmals und teils sehr deutlich senkte. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, haben infolge dessen auch andere Unternehmen ihre Preise für neue Elektroautos gesenkt, was zu einem Einbruch der Gebrauchtwagenpreise geführt hat. (fh)
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