US-Autozulieferer will an deutschem Standort 500 Stellen streichen - Sorge um vollständige Schließung

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Die US-amerikanische Lear Corporation will an einem deutschen Standort den Großteil der Stellen abbauen. Der Betriebsrat befürchtet eine vollständige Schließung.

Besigheim - Nachdem der US-Autozulieferer BorgWarner jüngst mit seinem bereits angekündigten Stellenabbau in Rheinland-Pfalz begonnen hat, will ein anderer Konzern aus den Vereinigten Staaten auch an einem Standort in Baden-Württemberg massiv Arbeitsplätze streichen. Die im Jahr 1917 in Southfeld, Michigan gegründete Lear Corporation hat bereits die Schließung des Standortes Kronach (Bayern) in diesem Jahr gemeldet und ähnliche Befürchtungen gibt es auch für den Standort Besigheim (Baden-Württemberg). Dort soll nämlich ein Großteil der Stellen abgebaut werden.

Erst vor wenigen Tagen hatte der luxemburgische Weltmarktführer Ceratizit verkündet, sein Werk in Besigheim – und auch das in Empfingen – Ende kommenden Jahres schließen zu wollen und nun trifft es eben auch den Standort von Autozulieferer Lear Corporation in der Stadt. Wie die Bietigheimer Zeitung (BZ) auf Anfrage erfuhr, sollen bis Mitte des Jahres rund 500 Mitarbeiter gehen. Da im Besigheimer Stadtteil Ottmarsheim derzeit 725 Mitarbeiter beschäftigt sind, ist die Sorge vor einer kompletten Schließung des Standortes groß.

Lear-Standort Besigheim: 455 Mitarbeiter müssen laut Betriebsratschef gehen

Die Lear Corporation ist mit weltweit rund 173.700 Mitarbeitern einer der größten Autozulieferer der USA und baut in Sindelfingen (Baden-Württemberg) beispielsweise Komponenten für Porsche und Mercedes-Benz und am Standort Wackersdorf (Bayern) für das BMW-Werk Regensburg. In Besigheim werden dagegen seit Jahrzehnten Autositze für die großen deutschen Hersteller gefertigt, wichtige Folgeaufträge von Audi und Porsche waren aber bereits vor rund drei Jahren ausgelaufen. Nachdem die Belegschaft bereits von etwa 850 Mitarbeitern auf derzeit noch 725 reduziert wurde, steht laut dem Betriebsratschef ein weiterer – noch viel drastischerer – Stellenabbau im Raum.

Name Lear Corporation
Gründung 1917
Sitz Southfield, Michigan, Vereinigte Staaten von Amerika
Branche Automobilzulieferer
Mitarbeiter 173.700 in 37 Ländern
Standorte in Deutschland (Auswahl) Sindelfingen, Besigheim, Bremen, Köln, Garching, Remscheid, Wackersdorf

„Bei Lear müssen rund 500 Leute gehen“, sagte der Besigheimer Lear-Betriebsratsvorsitzende Paul Erfurt auf Anfrage der BZ. Konkret sollen laut ihm ab dem 1. April rund 200 Mitarbeiter das Werk in Ottmarsheim verlassen, bis Juli sollen es insgesamt 455 sein. „Dann bleiben noch 250 Leute“, so Erfurt. Die IG Metall und der Betriebsrat haben für die betroffenen Mitarbeiter einen Sozialplan ausgehandelt; beispielsweise soll es eine auf ein Jahr befristete Transfergesellschaft geben. Der Betriebsratschef befürchtet allerdings, dass der Standort in einem Jahr komplett geschlossen werden könnte.

Arbeiter fertigen im Autozulieferunternehmen Lear Corporation Autositze.
Die Lear Corporation will laut dem Betriebsratschef am Standort Besigheim 500 Stellen streichen. Die Sorge um eine Schließung wächst (Bild zeigt den Standort Eisenach in Thüringen). © Jens Kalaene/dpa

Sorge vor Schließung: Lear Corporation hat bereits Standorte in Deutschland dichtgemacht

Unbegründet ist diese Befürchtung angesichts des drastischen Stellenabbaus bei Lear in Besigheim nicht. Zudem hat der US-Konzern eben bereits in der jüngeren Vergangenheit deutsche Standorte geschlossen oder solche Schließungen angekündigt. Neben dem bereits genannten Werk in Kronach soll beispielsweise auch Eisenach (Thüringen) vor dem Aus stehen, und der Standort im nordrhein-westfälischen Neuenkirchen wurde im vergangenen Jahr geschlossen. Laut Paul Erfurt ist die Stimmung bei Lear in Besigheim auch deshalb schlecht, weil es angesichts der aktuellen Krise schwer wird, in der Autoindustrie einen neuen Job zu finden.

Zuletzt wurde auch bekannt, dass ein deutscher Standort eines Autozulieferers Ende Mai geschlossen werden soll. Alle Mitarbeiter erhielten bereits die Kündigung.

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