Ein Krater des Supervulkans: Italien-Trauminsel zum Verkauf – Riesen-Streit um „natürliches Juwel“

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Die Pennata-Insel (Bildmitte) liegt im Golf von Neapel und wird verkauft. © IMAGO

Die Versteigerung einer Insel, die Teil des Supervulkans in Süditalien ist, sorgt für Ärger. Dabei ist die Insel Teil der Gefahrenzone der phlegräischen Felder.

Bacoli – Es ist ein kleines, verstecktes Paradies auf Erden: Eine Mittelmeerinsel wie aus dem Bilderbuch. 500 Meter lang, 60 Meter breit, weiße Felsen, eine 200 Quadratmeter große unvollendete Villa, Meereshöhlen und ein einmaliges Panorama auf die Inseln und Buchten des Golfs von Neapels bis hinüber zum Doppelgipfel des Vesuv.

Die Insel Pennata ist ein Naturschutzgebiet und bislang ein geheimes Kleinod für Einheimische und Besucher, die im Italien-Urlaub vom nahen Schiacchetiello-Strand der Gemeinde Bacoli aus hinüberschwimmen und dort von den Felsen ins Wasser springen.

Italien-Trauminsel am Supervulkan zum Verkauf: Wird aus verträumtem Kleinod ein Luxusrefugium für Millionäre?

Doch bald könnte die Insel ein exklusives Refugium für Millionäre werden. Das 2152 Quadratmeter große Eiland ist im Privatbesitz und soll verkauft werden. Ein Inserat der italienischen Tochter des britischen Auktionshauses Sotheby’s International bietet die Trauminsel zum Verkauf an.

„Die Insel Punta Pennata, eingebettet in das kristallklare Wasser von Bacoli, ist ein historisches und natürliches Juwel“, ist da zu lesen. „Umgeben von üppiger mediterraner Vegetation und römischen Relikten, bietet sie einen faszinierenden und einzigartigen Rückzugsort“, heißt es weiter.

Im Zentrum der Insel befinde sich neben der unvollendeten Villa eine großzügige Dependance. Es biete sich die „ideale Gelegenheit, sie in ein raffiniertes Anwesen zu verwandeln.“ Der Kauf der Insel sei „eine einzigartige und exklusive Gelegenheit für eine prestigeträchtige Investition“, heißt es in dem Angebot weiter.

Streit um Italien-Insel: Bürgermeister will Supervulkan-Krater kaufen – „Teil unserer Geschichte“

Das Kaufangebot sorgt nicht nur bei den 25.000 Einwohnern der Gemeinde Bacoli für Aufregung, nebenan liegt die bekanntere Hafenstadt Pozzuoli – das Zentrum des 16 Kilometer breiten Supervulkans der Phlegräischen Felder. Bacolis Bürgermeister Josi Della Ragione erklärte jetzt, er werde alles in seiner Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass seine Verwaltung die Pennata-Isnel kauft. Sie erinnere ihn an „Nimmerland“, die imaginäre Heimatinsel von Peter Pan.

Der Verkauf erregt sogar die Aufmerksamkeit der angesehenen britischen Tageszeitung The Guardian. „Wir haben die Agentur kontaktiert und gesagt, dass wir es gerne kaufen würden“, so Della Ragione in der Zeitung. „Es ist ein wesentlicher Teil unserer lokalen Geschichte, unserer Landschaft. Es ist ein friedlicher, unberührter Ort und wir wollen ihn schützen. Es gibt auch viele Einschränkungen, was man auf der Insel machen kann, und daher kann sie definitiv nicht für wirtschaftliche Zwecke genutzt werden.“

Insel am Supervulkan hat eine Jahrtausendelange geheimnisvolle Vergangenheit

„Hierhin gehen die Leute, um dem Alltag zu entfliehen“, so Della Ragione. Die Insel war bis zu einer Sturmflut im Jahr 1966 eine Landzunge war, damals wurde die Verbindung zum Festland weggespült. Auf ihr befinder sich auch ein Friedhof aus dem 17. Jahrhundert. Pennata ist außerdem von den unter Wasser liegenden Ruinen des römischen Badeortes Baiae umgeben, in dem die römische Aristokratie feierte.

Auf dem Festland befand sich der Militärhafen von Miseno, der die meiste Zeit das Hauptquartier der römischen Flotte war. Durch das Phänomen des Bradyseismos versanken Stadt und Hafen größtenteils im Meer. Nach einer großen prähistorischen Eruption entleerte sich die unterirdische Magmakammer des Supervulkans und das Bodenniveau sank danach unter den Meerspiegel. Man sogar kann zu den Ruinen tauchen.

Die Pennata-Insel am linken Bildrand ist Überrest eines prähistorischen Vulkankraters, der sich am Festland fortsetzt.
Die Pennata-Insel am linken Bildrand ist Überrest eines prähistorischen Vulkankraters, der sich am Festland fortsetzt. © Giuseppe83693 via imago-images

„Die Insel hat nicht nur einen emotionalen Wert aufgrund des Friedhofs, der noch dort ist, sondern auch einen archäologischen Wert aufgrund des Militärhafens“, so Della Ragione. Und sie erinnere auch an den verheerenden Vulkanausbruch des Vesuvs am auf der gegenüberliegenden Seite des Golfs von Neapel im Jahr 79 n. Chr. „Hier brach Plinius der Ältere zu seiner Mission auf, es ist also ein ikonischer Ort“, so der Bürgermeister. Der römische Schriftsteller wollte den Ausbruch aus der Nähe beobachten und dann Menschen nahe Pompeji zu Hilfe zu eilen. Er erstickte offenbar an den Vulkangasen, die der Vesuv ausschleuderte.

Mitten in der Roten Zone: Italien-Insel war Schauplatz eines Infernos – es kann sich jederzeit wiederholen

Auch die Insel selbst ist das Überbleibsel eines Vulkanausbruchs – in diesem Fall einer Eruption in den Phlegräischen Feldern in vorgeschichtlicher Zeit vor etwa 6500 Jahren. Die leicht geschwungene Form weist darauf hin, dass die Insel der Rand eines Kraters ist, der sich am Festland in der Bucht von Miseno fortsetzt. Pennata liegt in der Roten Zone des Supervulkans und könnte jederzeit von einem Erdbeben, einem Vulkanausbruch oder einem Tsunami getroffen werden, der durch solche Ereignisse verursacht werden kann.

Der Solfatara-Krater des Supervulkans liegt nur wenige Kilometer entfernt.
Der Solfatara-Krater des Supervulkans liegt nur wenige Kilometer entfernt. © Debat Pablo Boris/IMAGO/Depositphotos

In den Gewässern vor der Insel bebt es ständig. Vorigen Sommer stürzte nach einem Erdstoß in der Nähe ein Stück Steilküste ab. Die Immobilienpreise sind in den Phlegräischen Felder wegen der ständigen Gefahr auf Sinkflug, es gilt ein Neubauverbot. Es gibt Berichte, dass die Luftwaffe ihre Akademie in Pozzuoli wegen der Gefahren abziehen will. Gleichzeitig sorgen Pläne eines Stadionneubaus des SSC Neapel in der Roten Zone für Diskussionen. Viele Einheimische verkaufen ihre Häuser, derzeit stehen in der Region bei Idealista 733 Häuser zum Verkauf. Eine 150-Quadratmeter-Wohnung von 1986 ist für gut 50 000 Euro zu haben – und das am Rand der Millionenstadt Neapel. Vielleicht ist der Verkauf der Insel auch unter diesem Aspekt zu sehen.

Wird aus dem Paradies jetzt ein Freilichtmuseum für alle?

Bürgermeister Della Ragione kennt den aktuellen Besitzer der Insel nicht, glaubt aber, dass es sich um jemanden handelt, der in Neapel lebt. Sotheby’s hat noch keinen Preis genannt, aber der Bürgermeister schätzt ihren Wert auf etwa fünf Millionen Euro. Das Ortsoberhaupt hat einen Plan. Seine Verwaltung verfüge über die nötigen Mittel für den Kauf der Insel, falls der Preis höher ausfallen würde, würde er die Hilfe der regionalen Behörden der Region Kampanien und der nationalen Regierung in Rom einfordern.

Seine Idee wäre, die Insel in ein Freilichtmuseum zu verwandeln. „Schulkinder könnten es nutzen, um die Umwelt zu studieren“, sagt er zum Guardian. „So oder so müssen wir es der Öffentlichkeit zugänglich machen. Es darf nicht an Spekulanten verkauft werden.“ Experten wollen den Supervulkan auf überraschende Weise entschärfen: Sie wollen ihn anbohren, um Dampf abzulassen.

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