Komplikationen und Versäumnisse: Putins Reaktion auf Kursk-Vorstoß droht zu scheitern

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Für Russland kam der Kursk-Vorstoß im Ukraine-Krieg einer Schmach gleich. Wladimir Putin kündigte eine Reaktion an. Doch es ist Sand im Getriebe.

Kursk/Moskau – Der Kursk-Vorstoß im Ukraine-Krieg hat Russland überrascht und dauert nun schon fast zwei Wochen an. Die Ukraine gewinnt – wenn auch langsamer – immer weiter russisches Gebiet und bringt dem Aggressor erhebliche Verluste ein. Dieser, speziell die Führung im Kreml, wirkt mit der Situation überfordert und unbeholfen.

Erst relativ spät nach dem Einfall ukrainischer Truppen wurden in den betroffenen russischen Grenzregionen Notstände ausgerufen und Evakuierungen eingeleitet. Viele Augenzeugen sprachen dabei von chaotischen Zuständen. Und auch die Rückeroberung der militärischen Kontrolle auf seinem Staatsterritorium gestaltet sich für Moskau schwer.

Russland gründet nach Kursk-Vorstoß einen Rat – und stiftet dadurch im eigenen Lager mehr Verwirrung

Denn auch wenn der Kreml nun Truppen von der Ost-Front im Ukraine-Krieg nach Kursk abzieht, offenbart sich ein Problem im russischen Machtapparat nach dem Kursk-Vorstoß: Keiner weiß so recht, wer denn eigentlich für die inländische Verteidigung zuständig ist.

Am Donnerstag (15. August) erklärte Russlands Verteidigungsminister Andrej Belousow, dass ein Koordinierungsrat für militärische und sicherheitspolitische Fragen in den Regionen Belgorod, Brjansk und Kursk eingerichtet werde. Ziel sei es, die russischen Streitkräfte an der eigenen Staatsgrenze zu unterstützen. Sowohl in Bezug auf die Logistik, Koordinierung, Technik, das Militär als auch auf die medizinische Versorgung.

Hilflos überfordert? Russlands Diktator Wladimir Putin findet offenkundig noch keine richtige Reaktion auf den Kursk-Vorstoß im Ukraine-Krieg. (Foto-Montage) © IMAGO / SNA, IMAGO / Russian Look

Nur stiftet das Vorhaben derzeit offenkundig mehr Verwirrung, als es nützt. „Der Kreml und das russische Militärkommando schaffen eine komplizierte, sich überschneidende und bislang ineffektive Befehls- und Kontrollstruktur für die russische Reaktion auf den ukrainischen Kursk-Vorstoß“, schreibt die US-amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW).

Nato-Kommandeur aus den USA zum Ukraine-Krieg: Russland nach Kursk-Vorstoß unbeholfen

Denn Russlands Machthaber Wladimir Putin hatte vorher bereits sowohl an das Verteidigungsministerium, den Sicherheitsdienst als auch an die Nationalgarde Russlands sich überschneidende Aufgaben in Kursk delegiert. Die verschiedenen Gremien und Institutionen seien demnach verwirrt gewesen, Absprachen zwischen diesen Parteien seien selten bis gar nicht vorgekommen. Nach dem Motto: „Einer wird sich wohl schon drum kümmern.“

Das ISW unterstreicht: „Die verzögerte Einrichtung einer komplizierten russischen Kommando- und Kontrollstruktur in Kursk unterstreicht erneut die Tatsache, dass der Kreml es versäumt hat, die Möglichkeit eines bedeutenden ukrainischen Einfalls in Russland einzuplanen.“

Christopher Cavoli, General der US-Armee und Nato-Kommandeur, pflichtete dieser Einschätzung bei einer Veranstaltung der US-Denkfabrik Council on Foreign Relations am Donnerstag (15. August): „Russland versucht noch immer, auf den Einfall der Ukraine zu reagieren. Die Reaktion darauf war ziemlich langsam und unzusammenhängend.“ 

Kreml startet nach Kursk-Vorstoß Kampagne gegen Berichterstattung im Ukraine-Krieg

Er ergänzte, dass es Russland aber auch an verfügbaren Truppen mangele, um in Kursk angemessen auf den Vorstoß der Ukraine reagieren zu können. Zumindest auf dem Boden. „Der Anteil der russischen Bodentruppen, die in der Ukraine eingesetzt werden, ist sehr groß“, sagte Cavoli. Bisher seien überwiegend nur russische Lufteinheiten auf dem Weg nach Kursk.

Während es bei der militärischen Reaktion Russlands auf den Kursk-Vorstoß der Ukraine noch hakt, läuft derweil die Propaganda-Maschine auf Hochtouren. Nach Ansicht des ISW hat der Kreml eine koordinierte Informations-Kampagne ins Leben gerufen, um gegen Kreml-kritische Internetkanäle vorgehen, die über die Lage in Kursk berichten.

Dort gräbt die Ukraine mittlerweile nach dem Kursk-Vorstoß eigene Schützengräben und zwingt russische Soldatinnen und Soldaten im Ukraine-Krieg zur Kapitulation. (pls)

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