„Illusion“: Was Bürgergeld-Empfänger auf Bundes-PK sagt, sorgt für Totenstille

Vier Minuten unangenehme Stille auf der Bundespressekonferenz. Bürgergeld-Bezieher Thomas Wasilewski stellte am Montagvormittag zusammen mit dem Verein Sanktionsfrei e.V. die Ergebnisse ihrer zweijährigen Bürgergeld-Studie vor. Dabei hatten die Studienautoren Bürgergeldbeziehende im ganzen Land zu den Themen Ernährung, Verzicht und Belastung befragt.

Jobs für alle? Bürgergeld-Empfänger spricht von "Illusion"

Nach der Vorstellung der Studienergebnisse durch Sanktionsfrei-Gründerin Helena Steinhaus kam Wasilewski zu Wort, der als erwerbsunfähiger Vater von drei Kindern selbst Bürgergeld bezieht. 

Wasilewski wörtlich: „Zu glauben, dass jeder, der Bürgergeld bezieht, einen Job findet, ist eine Illusion, die ich in 10 Jahren meiner Tätigkeit als Jobcoach nicht erfüllen konnte. Die meisten mussten enttäuscht wieder nach Hause. Das ist brutaler Alltag.“

Wasilewski berichtet von Zuständen an der Tafel

Wasilewski betonte, Verzicht gehöre für ihn „zum Leben dazu“. In einer Studie würden die Dinge nur theoretisch dargestellt. Als Ehrenamtlicher bei der Tafel Mönchengladbach erlebe er die Armut in Deutschland „tagtäglich“. Es seien „extrem bedrückende“ Zustände. Die Menschen würden Stunden darauf warten, eingelassen zu werden, „weil sie Hunger haben“. Während der zahlreichen Sprechpausen Wasilewskis herrscht im Konferenzsaal dröhnende Stille.

54 Prozent der Bürgergeld-Eltern hungern wegen ihrer Kinder

Die Studienautoren hatten zuvor den Alltag der befragten Bürgergeldempfänger vorgestellt. Demnach reiche für 72 Prozent der Befragten der Regelsatz nicht für ein würdevolles Leben aus. Neun Prozent halten eine gesunde Ernährung mit dem Regelsatz für möglich. 54 Prozent der befragten Eltern gaben an, auf Essen zu verzichten, damit ihre Kinder satt werden.

Thomas Wasilewski arbeitete 30 Jahre lang, davon zehn Jahre in einem Jobcenter, bevor er berufsunfähig wurde. Seitdem ist er auf Bürgergeld angewiesen. Wasilewski tritt regelmäßig öffentlich auf, um auf die Armutsprobleme in Deutschland aufmerksam zu machen.