TikTok unter Beschuss: Mediensucht-Experte warnt vor politischer Radikalisierung

Die Bundestagswahl 2025 steht bevor, und digitale Plattformen wie TikTok spielen eine immer bedeutendere Rolle in der politischen Meinungsbildung, insbesondere bei jungen Wählern. Doch welche Mechanismen wirken hier, und welche Risiken birgt die Nutzung solcher Plattformen?

Über Florian Buschmann

Florian Buschmann, Gründer der „Offline Helden“, engagiert sich zur Prävention von Mediensucht. Einst selbst betroffen, weiß er um die Gefahren. Jährlich führt er mit seinem Team über 300 Veranstaltungen mit mehr als 10.000 Teilnehmern in Schulen durch. Die „Offline Helden“ setzen sich für Medienkompetenz, Mediensuchtprävention und den richtigen Umgang mit KI ein. Sie wissen: Die Zukunft beginnt bei unseren Kindern.

Algorithmus fördert extreme Inhalte

TikToks Algorithmus ist darauf ausgelegt, Inhalte basierend auf Nutzerinteraktionen wie Likes, Kommentaren und Verweildauer zu empfehlen. Studien zeigen, dass dieser Mechanismus dazu führt, dass Nutzer zunehmend radikalere Inhalte sehen.

Eine Untersuchung der NGO Media Matters verdeutlicht, wie schnell der TikTok-Algorithmus problematische Inhalte und Filterblaseneffekte fördert: Innerhalb kürzester Zeit lenkte der Algorithmus die Nutzer von einer vielfältigen Auswahl an Videos hin zu dem vermeintlich erwünschten Inhalt. Der Algorithmus begann umgehend, die persönlichen Empfehlungen der Nutzer mit hasserfüllten und rechtsextremen Inhalten zu füllen.

AfD nutzt TikTok besonders effektiv

Die AfD hat das Potenzial von TikTok früh erkannt und nutzt die Plattform intensiv, um junge Wähler anzusprechen. Mit fast 500.000 Followern und über acht Millionen Likes übertrifft sie andere Parteien deutlich. Diese starke Präsenz trägt dazu bei, dass die AfD bei jungen Wählern zunehmend Zustimmung findet.

Wahrnehmung rechter Inhalte durch Schüler

In Schulveranstaltungen berichten Schüler zunehmend, dass sie sich auf Plattformen wie Instagram und TikTok über aktuelle Themen informieren. Dabei fällt ihnen auf, dass ihnen häufig rechte Inhalte angezeigt werden.

Diese Beobachtungen decken sich mit Studien, die zeigen, dass rechtsextreme Akteure soziale Medien nutzen, um gezielt Jugendliche anzusprechen. Sie verschleiern ihre Ideologien hinter Jugendsprache, Hashtags und Emojis und versuchen mit plattformgerechten Clips, Kinder und Jugendliche zu erreichen.

Risiken für die politische Meinungsbildung

Der Fokus des TikTok-Algorithmus auf Interaktionen kann dazu führen, dass polarisierende und extreme Inhalte bevorzugt werden. Dies birgt die Gefahr, dass junge Nutzer in eine einseitige Informationsblase geraten und ihre politische Meinungsbildung auf verzerrten oder extremen Ansichten basiert.

Fazit: TikTok hat das Potenzial, die politische Landschaft zu beeinflussen, indem es bestimmten Akteuren ermöglicht, ihre Botschaften effektiv zu verbreiten. Es ist wichtig, dass Nutzer sich der Funktionsweise des Algorithmus bewusst sind und kritisch mit den konsumierten Inhalten umgehen. Gleichzeitig sollten politische Akteure und Bildungseinrichtungen verstärkt auf digitale Medienkompetenz setzen, um eine ausgewogene und fundierte Meinungsbildung zu fördern.

Dieser Content stammt vom FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.