Patienten-Ansturm auf beliebte Reha-Klinik am Starnberger See
Einen nie dagewesenen Ansturm erlebt die Klinik Höhenried derzeit. Wer einen Termin zur Rehabilitation buchen möchte, bekommt kaum einen und kann sich nicht einmal auf die Warteliste setzen lassen. Eine Entspannung ist laut Geschäftsführer Robert Zucker nicht zu erwarten.
Die idyllische Lage am Starnberger See und die hohe Qualität der Behandlungen, die laufend überprüft wird, sind Gründe, warum die Klinik schon seit vielen Jahren bei Reha-Patienten beliebt ist. Doch seit einer Gesetzesänderung zum 1. Juli 2023, die den Patienten ein umfangreiches Wunsch- und Wahlrecht gewährt, kommen die Patienten nicht nur aus der Region aus Schwaben oder Niederbayern, sondern aus ganz Deutschland. „Jeder, der nach Höhenried will, darf auch zu uns kommen“, so Zucker.
Das führt dazu, dass die Klinik stets ausgebucht ist. Wartezeiten werden über den Träger der Klinik, die Deutsche Rentenversicherung Bayern-Süd, gar nicht mehr angezeigt. Denn die Kostenzusagen der Krankenkassen oder der Rentenversicherungen für eine Reha oder eine Heilbehandlung gelten in der Regel nur ein halbes Jahr. Die Wartezeiten in Höhenried sind derzeit aber deutlich länger. „Das tut mir als Mensch und Kaufmann weh“, so Zucker, der die momentane Situation als „Fluch der guten Tat“ beschreibt. Auch andere Rehaeinrichtungen in der Region seien derzeit sehr gut gebucht.
Ein Ausbau der Klinik kommt nicht in Frage
Medizinische Aspekte und die Schnelligkeit bei der Anmeldung entscheiden, wer zum Zuge kommt. Ausnahmen gibt es für Menschen, die nach einer Herz-Operation sofort zur Reha müssen. Die werden laut Zucker weiterhin rasch aufgenommen. Was aber dazu führt, dass die Kapazitäten in anderen Bereichen noch geringer werden.
Eine Verkürzung der Verweildauer, die derzeit bei durchschnittlich 24 Tagen liegt und die für eine Entlastung sorgen würde, ist laut Zucker keine Option: „Das ginge zu Lasten der medizinischen Qualität.“ Auch eine Erhöhung der Bettenzahl, die mittelfristig Entlastung bringen würde, kommt nicht infrage: Das will der Gesetzgeber aus Wettbewerbsgründen gegenüber privaten Anbietern nicht.
Ab 2026 wird die wirtschaftliche Situation schwieriger
Aktuell bietet die Klinik 524 Betten in den Bereichen „Kardiologie“, „Orthopädie“ und „Psychosomatik“. Hinzu kommen 90 Betten für die Prävention (75 im Gebäude am Grundweiher), 15 im Schloss. Der Jahresumsatz liegt bei rund 42 Millionen Euro, die Zahl der Übernachtungen pro Jahr bei rund 200 000.
Wann der Ansturm abebbt, kann Zucker nicht vorhersagen: Was er aber weiß, ist, dass die Klinik, die aktuell finanziell auf gesunden Beinen steht, ab dem nächsten Jahr auch mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben wird. Denn ab 2026 gibt es – ähnlich den Fallpauschalen in den Krankenhäusern – Durchschnittspreise für die Leistungen im ambulanten und stationären Bereich. Individuelle Behandlungen können nicht mehr ohne weiteres abgerechnet werden. „Ich hoffe, dass wir 2026 eine schwarze Null schreiben werden – und das trotz Vollbelegung“, blickt Zucker voraus.