Nahost-Konflikt im Ticker - Israel meldet Angriff auf Hamas-Kommandozentrum in humanitärer Zone – 40 Tote

Israel meldet Angriff auf Hamas-Kommandozentrum in humanitärer Zone - laut Zivilschutz 40 Tote

Dienstag, 10. September, 06.48 Uhr: Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben eine in einer humanitären Zone im Gazastreifen untergebrachte Kommandozentrale der islamistischen Hamas angegriffen. Nach Angaben des Direktors für Versorgung bei der Zivilverteidigung in Gaza kamen mindestens 40 Menschen bei dem Luftangriff ums Leben, mehr als 60 seien verletzt worden.

Demnach wurden Zelte getroffen, in denen Binnenflüchtlinge untergebracht sind. Laut dem israelischen Militär wurden vor dem Angriff mit Präzisionsmunition zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu verringern, dass Zivilisten zu Schaden kommen.

Angaben zu möglichen Opfern machte die Armee in der Nacht nicht. Sie erklärte lediglich, dass Terroristen von der Zone in Chan Junis im Süden des umkämpften Küstengebiets aus gegen die israelischen Truppen und den Staat Israel vorgegangen seien. Die Hamas erklärte auf ihrem Telegram-Kanal, Israels Behauptung, ihre Kämpfer hätten sich in der humanitären Zone Al-Mawasi bei Chan Junis aufgehalten, sei „eine eklatante Lüge“.

Ex-Minister Gantz warnt Israel vor Vernachlässigung des Konflikts mit Hisbollah

05.35 Uhr: Der frühere israelische Verteidigungsminister Benny Gantz hat sein Land davor gewarnt, den Konflikt mit der libanesischen Hisbollah-Miliz im Norden des Landes zu vernachlässigen. „Die Zeit im Norden ist gekommen und ich denke, dass wir in dieser Hinsicht zu spät dran sind“, sagte Gantz, der am Sonntag (Ortszeit) an einem Nahost-Diskussionsforum in Washington teilnahm.

Aus seiner Sicht hat Israel einen „Irrtum“ begangen, als es nach dem Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vom 7. Oktober so viele Menschen aus dem Norden des Landes evakuiert haben. Tausende Israelis sind seit Beginn des Gaza-Kriegs aus an den Libanon grenzenden Gebieten geflohen. Die pro-iranische Hisbollah-Miliz und die israelische Armee beschießen sich in dem Grenzgebiet fast täglich gegenseitig.

Gantz, der früher dem israelischen Kriegskabinett angehörte, hatte die rechtsreligiöse Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Juni verlassen. In Washington sagte der ehemalige Armeechef nun: „Ich denke seit einigen Monaten, dass wir über genügend Truppen verfügen, um uns um den Gazastreifen zu kümmern, und dass wir uns darauf konzentrieren sollten, was im Norden des Landes passiert.“

Im Gazastreifen habe Israel „einen entscheidenden Punkt des Einsatzes überschritten“, analysierte der Ex-Minister. „Wir können im Gazastreifen ausführen, was immer wir wollen.“ 

Gantz stellte sich hinter die Forderung zahlreicher Israelis an ihre Regierung, ein Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas abzuschließen, das die Freilassung aller von den Islamisten verschleppten Geiseln ermöglicht. „Ich denke, wir sollten versuchen, ein Abkommen zur Befreiung unserer Geiseln zu schließen, aber wenn wir das nicht in den kommenden Tagen oder Wochen schaffen, sollten wir in den Norden gehen“, sagte er.

Israel habe die notwendigen Kapazitäten und könne auch den „Staat Libanon treffen“, wenn sich dies als notwendig erweisen sollte. Zugleich betonte Gantz: „Die echte Frage ist der Iran“ mit seinen „Stellvertretern in dem ganzen Gebiet“.

Berichte: Mindestens fünf Tote bei israelischen Angriffen auf syrische Armee-Standorte

Montag, 09. September, 01.21 Uhr: Israel hat in Syrien Berichten zufolge fünf Armee-Standorte angegriffen und dabei mindestens fünf Menschen getötet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, die Angriffe am Sonntagabend seien in drei Wellen erfolgt. Sie hätten sich gegen Armee-Standorte in Masjaf östlich der Stadt Hama gerichtet, wo pro-iranische Gruppen sowie Experten für die Entwicklung von Waffen präsent seien. In dem Gebiet sei auch ein wissenschaftliches Forschungszentrum angesiedelt.

Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, bei den israelischen Angriffen seien mindestens fünf Menschen getötet worden. 19 weitere seien verletzt worden, einige von ihnen schwer, zitierte Sana den Leiter des staatlichen Krankenhauses in Masjaf, Faisal Haidar.

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Quellen in Syrien. Die Angaben lassen sich kaum unabhängig überprüfen. 

Gaza-Krieg: Borrell besucht Ägypten und den Libanon

18.47 Uhr: EU-Chefdiplomat Josep Borrell will sich mit einer Reise im Nahen Osten für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg einsetzen. Borrell wolle dafür am Montag in Kairo den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi treffen und auch den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen besuchen, teilte der Auswärtige Dienst in Brüssel mit. Die Bemühungen der Vermittler Ägypten, Katar und USA stünden bei den Gesprächen „weit oben auf der Agenda“. Am Dienstag will Borrell Ägyptens Außenminister Badr Abdel-Atti treffen und an einer Sitzung der Arabischen Liga teilnehmen.