Merz und Klingbeil setzen auf E-Auto-Förderung für Besserverdienende

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Die neue Bundesregierung unter Merz will E-Mobilität gezielt fördern – doch die Strategie bevorzugt ausgerechnet wohlhabende Zielgruppen.

Berlin – Die schwarz-rote Koalition setzt bei ihrer E-Auto-Förderstrategie weiterhin auf Anreize. Im Fokus stehen dabei Unternehmen und Besserverdienende. Und zwar nach dem Motto: „Wer hat, dem wird gegeben“, heißt es in Texten von Spiegel und Tagesschau über die Pläne der Regierung unter Kanzler Friedrich Merz.

Der Kauf von reinen Elektroautos soll für Unternehmen steuerlich attraktiver werden. Auch bei E-Autos als Dienstwagen will die Regierung ansetzen. Neuwagen mit einem Listenpreis von maximal 100.000 Euro sollen eine Sonderförderung erhalten. Damit wird die derzeitige Preisgrenze von 70.000 Euro angehoben.

In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag hat das Finanzministerium den Kurs der Regierung begründet. „Positive steuerliche Maßnahmen, wie die von der Bundesregierung bereits ergriffenen Regelungen, motivieren nachhaltig freiwilliges gewünschtes Verhalten, regen Investitionen und Innovationen an, stärken die Wettbewerbsfähigkeit und genießen eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz“, heißt es in der Antwort des Ministeriums von Anfang Juli.

E-Auto-Plan der Merz-Regierung: Klingbeil-Ministerium verteidigt Maßnahmen

Die Grünen wollten in ihrer Anfrage unter anderem wissen, welche Schlussfolgerungen die Bundesregierung „aus der wissenschaftlichen Einschätzung“ ziehe, „dass die steuerlichen Förderungen für Elektrofahrzeuge – insbesondere die Anhebung der Bruttolistenpreisgrenze auf 100 000 Euro und die arithmetisch-degressive Abschreibung – überwiegend einkommensstarke Haushalte und Unternehmen begünstigen“. Soziale Ungleichheit würde dadurch bestärkt, heißt es in dem Text.

Auf die Frage nach Zahlen zu begünstigten Einkommensgruppen, Haushaltskonstellationen, Unternehmensgrößen sowie Branchen, antwortete das Ministerium: „Der Bundesregierung liegen keine konkreten Zahlen vor.“

Merz und Klingbeil setzen auf E-Auto-Förderung für Besserverdienende. (Symbolbild) © IMAGO / photothek, IMAGO / Herrmann Agenturfotografie

Das Ministerium betont jedoch, dass die Maßnahmen „die Anschaffung oder Nutzung von Elektrofahrzeugen im betrieblichen Bereich – vor allem für kleine und mittlere Betriebe – attraktiver machen“ solle. Laut Antwort des Finanzministeriums geht die Regierung nicht davon aus, dass die Maßnahmen nur einkommensstarken Haushalten und Betrieben zugutekommen: Sie erwarte „Auswirkungen auf den sogenannten Zweitmarkt“.

E-Auto-Neuzulassungen erreichen Rekordhoch: 250.000 Fahrzeuge im ersten Halbjahr

Parallel zu den geplanten Maßnahmen der Bundesregierung zeigt sich bei Neuzulassungen von E-Autos im ersten Halbjahr ein positiver Trend: In Deutschland wurden so viele Elektroautos neu zugelassen wie noch nie. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte, wurden im ersten Halbjahr 2025 knapp 250.000 neue Elektro-Pkw zugelassen – ein Plus von rund 36 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil liegt demnach bis Juni bei 17,7 Prozent, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Bayern führt mit 50.700 Neuzulassungen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 50.600 und Baden-Württemberg mit 38.700 E-Autos. Laut Bundesamt erreichten auch die Neuzulassungen aller Autos mit einem Elektroantrieb – Elektroautos, Plug-in-Hybride und Autos mit Brennstoffzellenantrieb – einen Höchstwert im ersten Halbjahr.

Im Elektro-Segment laufe es derzeit jedoch „nur auf den ersten Blick“ gut, hatte Constantin Gall von der Beratungsfirma EY in der vergangenen Woche erklärt. Deutschland sei „immer noch weit entfernt“ vom Elektroboom. Gall begründete seine Einschätzung laut AFP-Bericht unter anderem damit, dass E-Autos in erster Linie von Gewerbetreibenden gekauft würde. Privatleute bevorzugten nach wie vor „eindeutig“ Verbrenner. (pav mit AFP und dpa)

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