AKW-Sicherheitsverantwortlicher in Saporischschja stirbt durch Autobombe: „Hat mit Russen zusammgearbeitet“
Autobombe tötet AKW-Sicherheitschef in Saporischschja: „Hat mit Russen zusammengearbeitet“
Der Sicherheitschef des Atomkraftwerks Saporischschja ist laut ukrainischem Geheimdienst bei einem Autobombenanschlag getötet worden. Moskau spricht von einem „terroristischen Anschlag“.
Enerhodar – Im Ukraine-Krieg rückte das Atomkraftwerk Saporischschja immer wieder in den Fokus. Die Energieanlage geriet mehrfach unter Beschuss, Kiew und Moskau wiesen sich jeweils gegenseitig die Schuld zu. Seit März 2022 ist das Akw unter russischer Kontrolle. Nun kam offenbar der Sicherheitschef der Nuklearanlage bei einem Autobombenanschlag ums Leben. Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR teilte am Freitag (4. Oktober) ein entsprechendes Video auf der Plattform X.
Tödlicher Anschlag: Atomkraftwerks-Sicherheitschef stirbt durch Autobombe
Andrej Korotkij, der „Sicherheitschef“ des Atomkraftwerks, sei am Freitag gegen 7 Uhr morgens bei einem Autobombenanschlag getötet worden, hieß es in einer Mitteilung des Militärnachrichtendienstes der Ukraine (HUR) auf Telegram. Korotkij sei ein „Kriegsverbrecher“ und habe „freiwillig mit den Russen zusammengearbeitet“ und ihnen „Listen der Mitarbeiter des Werks mit ihren persönlichen Daten“ übergeben, „die auf Bürger mit einer pro-ukrainischen Haltung hinwiesen“, so der HUR weiter. Zudem soll der Akw-Mitarbeiter prorussische Veranstaltungen mitorganisiert haben und Mitglied von Wladimir Putins Partei Einiges Russland gewesen sein. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren.
Die Leitung des Atomkraftwerks, die Moskau nahesteht, bestätigte laut Deutscher Presse-Agentur den Tod des Sicherheitschefs und sprach von einem „terroristischen Anschlag im Auftrag Kiews“, der „bestraft werden muss“. Wie russische Ermittler mitteilten, soll die Bombe bei Korotkijs Zuhause in der Stadt Enerhodar unter seinem Auto angebracht worden sein. Kurz nachdem sich der Wagen in Bewegung gesetzt hatte, explodierte der Sprengsatz. Ein vom HUR auf der Plattform X geteiltes, unverifiziertes Video soll den Vorgang zeigen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters leitete Russland ein Strafverfahren ein.
Russische Militärstrategie? Atomkraftwerk als „Schutzschild“ gegen Angriffe
Seit Beginn der russischen Invasion ermordete die Ukraine laut Kyiv Post rund 50 prorussische Kollaborateure und Besatzungsbeamte – wahrscheinlich entweder durch die Geheimdienste oder mithilfe von Partisanen. Der jüngste Vorfall weist auch auf die weiter instabile Situation rund um das Atomkraftwerk Saporischschja hin. Der Chef der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Rafael Grossi warnt seit langem vor einem Nuklearunfall durch Kampfhandlungen in Saporischschja.
Die US-Kriegsexperten des Institute for the Study of War (ISW) stellten zuletzt visuelle Beweise für die Lagerung und den Einsatz von Waffen durch russische Streitkräfte auf dem Gelände des Atomkraftwerks sicher, wie es in einem ISW-Bericht hieß. Die Energieanlage dient Moskau laut ISW außerdem als Trainingsbasis für Drohnenbesatzungen, um die russischen Streitkräfte vor ukrainischen Gegenangriffen zu schützen.