Wales - Eltern beschweren sich, zum Windelwechseln in die Schule fahren zu müssen: „Unfair“

In Südwales beschweren sich Eltern über eine neue Regelung, wonach sie in die Schulen kommen müssen, wenn ihre Kinder volle Windeln haben. Die Verwaltung in den südlichen Tälern von Wales hat entschieden, dass Lehrer und Schulpersonal nicht mehr die Windeln der Schüler wechseln werden. 

„Sehr hohen Zahlen von Schülern, die in Windeln zur Schule kommen“

Grund dafür seien die „sehr hohen Zahlen von Schülern, die in Windeln zur Schule kommen“. Das berichtete die BBC.

Ein Sprecher des Rates von Blaenau Gwent erklärte, dass es die Verantwortung der Eltern oder Betreuer sei, sicherzustellen, dass ihre Kinder vor dem Beginn der Vorschule und Grundschule trocken sind. Daher auch die Richtlinie, die nun Eltern in die Pflicht rückt.

Einige Eltern äußern Bedenken, dass nicht alle medizinischen Bedürfnisse rechtzeitig erkannt würden. Die BBC zitierte Laura Doel vom NAHT Cymru Gewerkschaft, die meint: „Wir hören von Mitgliedern, dass Kinder im Alter von bis zu sieben und acht Jahren Schwierigkeiten mit der Toilettenbenutzung haben.“ Sie lobte Blaenau Gwent für ihren mutigen Schritt und forderte andere Behörden auf, diesem Beispiel zu folgen.

Kinderhilfsorganisation kritisiert Maßnahme: „Gleichbedeutend mit Missbrauch“

Der Kinderhilfsorganisation Eric zufolge führe die Maßnahme dazu, dass Eltern „beschuldigt“ würden, ihre Kinder nicht rechtzeitig trocken zu bekommen. Die Organisation sagte, es sei „gleichbedeutend mit Missbrauch“, ein Kind in nasser oder verschmutzter Kleidung sitzen zu lassen, bis ein Elternteil es wechseln könne. 

Ein befragter Elternteil nannte die Praxis „unfair“: „Wenn das Kind in der Schule ist, dann ist es dort, um betreut zu werden.“ Er denkt, es sei Teil des Lehrerjobs, den Schülern die Windeln zu wechseln.

BBC zitierte auch Claire Armitstead von ASCL Cymru, die erklärte, dass die Schulen Schwierigkeiten hätten, die benötigte Unterstützung zu bieten. „Wenn ich fünf Lehrassistenten in meiner Schule habe und vier von ihnen mit der Toilettenunterstützung beschäftigt sind, dann unterstützen sie das Lernen nicht“, sagte sie. 

„Wenn Elfjährige mit Windeln in die Schule kommen, ist das eine bedenkliche Entwicklung“

Auch Schweizer Lehrer beschwerten sich vor bereits vor mehr als einem Jahr, dass Windelwechseln nicht in ihren Aufgabenbereich falle. „Die Eltern sind in der Pflicht, sicherzustellen, dass ihre Kinder im Schulalter keine Windeln mehr tragen. Wenn Elfjährige mit Windeln in die Schule kommen, ist das eine bedenkliche Entwicklung. Lehrpersonen sind nicht dafür da, die Windeln ihrer Schülerinnen und Schüler zu wechseln. Das geht zu weit“, wurde Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, von „20 Minuten“ zitiert. 

Immer mehr Kinder auch im Grundschulalter tragen noch Windeln

Tatsächlich tragen immer mehr Kinder auch im Grundschulalter noch Windeln, was mit verschiedenen Gründen zusammenhängen kann. So hat sich beispielsweise die Qualität und Aufnahmefähigkeit der Windeln in den letzten Jahren deutlich verbessert, wodurch das unangenehme Gefühl, in den eigenen Ausscheidungen zu sitzen, für längere Zeit ausbleibt. 

Das kann dazu führen, dass Kinder weniger motiviert sind, trocken zu werden. Hinzu kommt, dass einige Eltern aus Bequemlichkeit oder Angst vor Veränderungen den Zeitpunkt des Töpfchentrainings hinausschieben und größere Windeln für ältere Kinder kaufen. Laut AOK werden in Deutschland die meisten Kinder zwischen drei und fünf Jahren trocken, wenn es später passiert, sei dies aber nicht besorgniserregend. Laut "EchteMamas" steige aber die Zahl der Kinder, die als Schüler Windeln tragen immer mehr.