Ein wichtiges Kriterium für die Wiederaufnahme des Schienenpersonennahverkehrs auf der Fuchstalbahn zwischen Schongau und Landsberg ist erfüllt: Am heutigen Freitag gab die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) das Ergebnis ihrer Fahrgast-Potenzialanalyse bekannt.
Schongau/Landsberg – Die Befürworter der Reaktivierung hatten lange warten müssen, seit Freitag ist nun bekannt: Laut Potenzialanalyse liegt das Nachfragepotenzial bei 1.392 Personenkilometern pro Streckenkilometer. Das teilt die BEG mit, die im Auftrag des Freistaats Bayern den Regional- und S-Bahn-Verkehr plant, finanziert und kontrolliert.
Fahrgast-Potenzialanalyse: „Fuchstalbahn übertrifft Schwellenwert deutlich“
„Somit übertrifft die Fuchstalbahn den maßgeblichen Schwellenwert von 1.000 Personenkilometern pro Kilometer Streckenlänge deutlich“, fasst BEG-Pressesprecher Wolfgang Oeser zusammen. Diese Mindestanforderung an das Fahrgastpotenzial ist Teil der bayernweit einheitlichen Voraussetzungen, die für eine Reaktivierung von Bahnstrecken für den Schienenpersonennahverkehr erfüllt sein müssen. Die Berechnung des Nachfragepotenzials hatte die BEG im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr während der letzten zwei Jahre erstellt, nachdem sowohl der Landkreis Weilheim-Schongau als auch der Landkreis Landsberg am Lech Grundsatzentscheidungen pro Reaktivierung unter Anerkennung der bayerischen Reaktivierungskriterien getroffen hatten.
„Der Nachfrage-Prognosewert drückt die durchschnittliche Auslastung der untersuchten Bahnstrecke auf ihrer gesamten Länge aus“, erklärt Oeser. Bei der Untersuchung des Nachfragepotenzials wurde von einer Bedienung der Strecke mit Zügen im Stundentakt ausgegangen und mit Halt am Schongauer Bahnhof, am Medizinischen Zentrum SOGESUND, in Hohenfurch, Kinsau, Denklingen, Asch-Leeder, Unterdießen, Landsberg Süd sowie am Landsberg Bahnhof.
Im Gutachten seien aktuelle Angaben der Gemeinden zur Einwohner- und Arbeitsplatzentwicklung bis 2030 sowie ein durch die beiden Landkreise erstelltes Busangebot als Zubringer zur Fuchstalbahn berücksichtigt worden, fasst der BEG-Pressesprecher zusammen. Die Effekte der Verbundraumerweiterung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) auf die Landkreise Weilheim-Schongau und Landsberg am Lech wurden bei ebenfalls berücksichtigt. Die Ergebnisse der Potenzialermittlung bilden das Fahrgastaufkommen eines durchschnittlichen Werktags – also montags bis freitags – ab. „Unterstellt man eine längerwährende Etablierung des Deutschlandtickets zum künftigen Preis von 63 Euro, erhöht sich das Nachfragepotenzial sogar noch um weitere 107 Personenkilometer pro Kilometer Streckenlänge“, so Oeser.
Fuchstalbahn zwischen Landsberg und Schongau: Wie geht es weiter?
Bevor sich der Freistaat bereit erklärt, den Regionalzugverkehr auf der Fuchstalbahn zu bestellen, müssen drei weitere Kriterien erfüllt sein. Erstens muss die Infrastruktur ohne Zuschuss des Freistaats in einen Zustand versetzt werden, der einen attraktiven Zugverkehr ermöglicht. Zweitens muss ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen dazu bereit sein, die Strecke und die Stationen dauerhaft zu betreiben. Drittens müssen sich die Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr, also die Landkreise Weilheim-Schongau und Landsberg, verpflichten, ein mit dem Freistaat abgestimmtes Buskonzept im Bereich der Fuchstalbahn umzusetzen.
Die Fuchstalbahn ist eine 29 Kilometer lange, eingleisige und nicht elektrifizierte Eisenbahnstrecke zwischen Schongau und Landsberg am Lech. Seitdem der Personenverkehr im Jahr 1984 eingestellt wurde, wird die Strecke, die von der bundeseigenen DB InfraGO AG betrieben wird, ausschließlich vom Schienengüterverkehr genutzt.
Ein Bericht mit den wichtigsten Ergebnissen der Fahrgast-Potenzialanalyse werde voraussichtlich im Laufe der zweiten Novemberhälfte auf der Website der BEG veröffentlicht, kündigt Oeser an. Mehr Informationen gibt es hier.
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