Aufstehen für die Demokratie: 2.500 demonstrieren in Landsberg gegen rechts

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landsberg

Kommentare

Proppevoll: Zur Versammlung „Landsberg gegen rechts“ am Samstagvormittag kamen rund 2.500 Personen auf den Hellmairplatz. © Greiner

Landsberg - Selten ist der Hellmairplatz voller als am Lumpigen Donnerstag. Den ‚Lupido-Rekord‘ gebrochen hat die Versammlung „Landsberg gegen rechts – Deine Stimme für Vielfalt, Weltoffenheit & Toleranz“ am Samstagvormittag. Angemeldet waren 250 Personen. Gekommen sind mindestens zehnmal so viele.

Nicht nur den Hellmairplatz füllte die Menge, auch in der Ludwigstraße standen noch zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer, die dem Aufruf von landsbergbleibtbunt zur Demo gegen rechts gefolgt waren. Unter ihnen auch Natalie, eine Frau Mitte 20, mit dem Schild „Ich bleibe hier“: „Ich bin hier geboren und habe noch nie in einem anderen Land gelebt. Aber ich habe Migrationshintergrund“, erzählt Natalie, deren Mutter Japanerin ist. Die „wahnsinnigen Ausweisungs-Fantasien“, die durch die Correctiv-Recherche bekannt geworden seien, machten ihr Angst: „Nicht um mich, aber um meine Mutter, die ohne deutschen Pass hier lebt.“ Sie habe Rassismus durchaus selbst erfahren, erzählt Natalie. „Aber Ende der 90er dachte ich ‚Jetzt kommt ein anderer Spirit‘ – ein Trugschluss, wie sich jetzt zeigt.“ Sie begrüße, dass gerade so viele, die bisher geschwiegen hätten, auf die Straße gingen.

Probleme mit der Formulierung

Alle im Stadtrat vertretenen Fraktionen hatten mit zur Versammlung aufgerufen – bis auf die CSU. Sie habe sich an der Formulierung „gegen rechts“ gestoßen, hieß es. Laut CSU hätte es statt ‚rechts‘ ‚Rechtsextremismus‘ heißen müssen. Dennoch waren zahlreiche CSU-Stadträte in der Zuschauermenge. Unterstützt wurde die Versammlung auch von Organisationen wie dem Kreisjugendring, IWL der Europäischen Holocaustgedenkstättenstiftung oder auch dem Bund Naturschutz, ebenso stellten sich die Riverkings, der Landsberg XPress und die Handballer des TSV Landsberg hinter die Demo gegen rechts. Denn an keinem Ort funktioniere Integration „so geräuschlos und unaufgeregt“ wie in Sportvereinen, so der stellvertretende Kreisvorsitzende der SPD Marcus Noack, früher selbst XPressler.

Die AfD schüre Angst, weshalb die demokratische Mitte aufstehen müsse, um „sich für die beste Staatsform, die Demokratie, einzusetzen“, betonte Grünen-Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel. Es dürfe „kein Schweigen, kein Beschönigen und kein Relativieren mehr“ geben. „Die rote Linie ist hier in Bayern für mein Verständnis schon längst überschritten.“ Auch die Geigerin Monika Drasch verwies auf die Bayerische Verfassung und auf das Grundgesetz – natürlich singend und im Refrain gemeinsam mit dem Publikum.

Respekt vor den demokratischen Werten

Landsbergs dritter Bürgermeister Felix Bredschneijder (SPD) war sichtlich gerührt , als er von der Rebelz-Sound-Truck-Bühne auf die Menge blickte. So viele habe man nicht erwartet – „aber hier sind alle komplett tiefenentspannt“, weshalb die Polizei auch keinen Anlass sehe, die Versammlung mit gut 2.500 Teilnehmern abzubrechen. „Demokraten müssen sich nicht einig sein“, betonte Bredschneijder im Hinblick auf Diskrepanzen zwischen den Parteien. „Aber wir müssen Respekt voreinander, Respekt vor den demokratischen Werten haben.“ Er danke allen „von ganzem Herzen: Das heute ist ein Zeichen, das wir brauchen, um weiterzumachen.“ Denn demonstrieren allein, so Bredschneijder und auch alle weiteren Rednerinnen und Redner, werde auf Dauer nicht ausreichen. Oder wie Lino Sliwinski vom LGBTQ+ Verein VIDA Landsberg formulierte: „Seid laut und macht den Mund auf, wenn jemand rechten Mist von sich gibt.“

Rolf Kron, Impfgegner und Montagsspaziergänger (die letzte Woche mit den Landwirten durch die Altstadt zogen), hatte zuvor auf Telegram ein Foto von sich gepostet. Er gehe jetzt zur Demo gegen rechts, „nur zum Schauen“. In seiner Hand hielt der Kauferinger dabei eine Kettensäge.

Auch interessant

Kommentare