Erste Sommer-Prognose: Muster zeichnet sich ab – Jetstream könnte extreme Hitzewellen verstärken
Deutschland soll diesen Sommer wieder von Hitzewellen überrollt werden. Müssen wir uns in den nächsten Jahren auf völlig neue Temperaturen einstellen?
Frankfurt – Deutschland könnte in diesem Jahr ein besonders heißer Sommer bevorstehen. Aktuelle Prognosen stellen zwar keine durchgängigen Rekordwerte in Aussicht, es könnten aber extreme Hitzewellen zwischen Juni und August über Europa hinweg rollen. Der Jetstream aus dem Nordatlantik könnte den Effekt zusätzlich verstärken, wie eine Studie zeigt.
„Der Sommer 2024 könnte recht warm ausfallen“, sagt unter anderem der Meteorologe Dominik Jung von wetter.net voraus. Man sollte auf „einige starke Hitzewellen“ in Deutschland vorbereitet sein. Zwischen Juni und August würden 1 bis 2 Grad höhere Werte im Vergleich zum Mittel 1991 bis 2020 erwartet, was eine starke Temperatur-Abweichung nach oben darstellt. Laut Jung würde das mal wieder „für einen Sommer in den Top 10 der wärmsten Sommer seit 1881 reichen.“ Einen generellen Rekordsommer könne man aus den aktuellen Daten aber noch nicht ableiten.
Heißer Sommer in Deutschland erwartet – Forscher stellen Muster hinter extremer Hitzeerscheinung fest
Nicht nur in Deutschland stehen teils extreme Temperaturen bevor. Wie Jung unter Berufung auf aktuelle Wettergrafiken erklärt, ist die Temperatur-Abweichung in ganz Europa zu erwarten, also auch in beliebten Urlaubsländern wie Italien, Frankreich und Spanien. „Die letzte Grafik zeigt, dass es nicht nur in Deutschland, sondern in fast ganz Europa einen spürbar zu warmen Sommer geben könnte“, erklärt der Wetterexperte weiter.

Die viel zu hohen Temperaturen scheinen längst keine Ausnahme mehr zu sein. Wie die Wissenschaftlerin Marilena Oltmanns vom Ozeanografischen Institut in Southampton mithilfe einer Studie herausfand, hängen die zehn heißesten und trockensten Sommer in Europa in den vergangenen 40 Jahren konkret mit dem Schmelzen des Eisschilds in Grönland zusammen.
Schmelzendes Eis in Grönland, Jetstream und heißer Sommer in Südeuropa – wie hängt das zusammen?
Durch das dünner werdende Eis werden immer wieder große Mengen an Süßwasser im Nordatlantik freigesetzt. Die Meeresoberfläche wird kälter, der Temperaturunterschied zu wärmeren Wasser weiter südlich wird größer. Durch den Temperaturunterschied im Wasser verstärkt sich die Wetterfront darüber. Dieser Effekt habe wiederum Einfluss auf die Stärke und Position des atmosphärischen Jetstreams über Europa, der für das Klima mitverantwortlich ist. Es wehen stärkere Winde, „die das nach Norden fließende warme Wasser – den Nordatlantikstrom – noch weiter nach Norden treiben als gewöhnlich“. Dadurch würde der Temperaturgradient noch weiter verstärkt.
„2018 und 2022 waren die jüngsten Beispiele“, schreibt Oltmanns in den Forschungsergebnissen, die Ende Februar in dem Wissenschaftsmagazin New Scientist veröffentlicht wurden. Im Jahr 2022 herrschte extreme Hitze in Europa, in Teilen Großbritanniens wurden erstmals 40 Grad Celsius im Sommer erreicht. Aufgrund der Trockenheit wüteten zudem zahlreiche Waldbrände.
„Dieses Jahr ein besonders heißer Sommer“: Forscherin rechnen 2024 mit extremen Temperaturen
Die Beobachtungen aus den vergangenen Jahren könnten laut der Wissenschaftlerin „bedeuten, dass dieses Jahr ein besonders heißer Sommer in Südeuropa bevorsteht“. Und nicht nur dieses. Das Abschmelzen des grönländischen Eisschildes beschleunigt sich laut der Forscherin aktuell. Dadurch zeichne sich ein klares Muster ab, nachdem Europa in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich immer heißer und trockener werden wird. Zusätzlich herrsche ein grundlegender Erwärmungstrend, „der auf die Emissionen fossiler Brennstoffe zurückzuführen ist“.
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Mit einer extremen Vorhersage für den Sommer 2024 sind Oltmanns und der Meteorologe Jung nicht alleine. Auch der Biologe Mark Benecke prognostizierte eine nie dagewesene Hitze für Deutschland. „Ich kann Ihnen aus den Erfahrungen der letzten Jahre mit fast völliger Sicherheit [...] sagen, dass wir den Höllensommer des Jahrhunderts und Jahrtausends kriegen werden“, sagte Benecke in einem Vortrag an einer Universität voraus. Er begründet die außergewöhnlichen Temperaturen ebenfalls mit dem Klimawandel. (nz)