„Einfach Betrug“: Aufgeklappte Wurstsemmel geht viral – Sogar Polizei schaltet sich ein

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Die Fotos eines aufgeklappten Wurstbrötchens gehen bei X (Twitter) komplett durch die Decke. Uns erzählt die Käuferin die Geschichte dazu.

Köln - Belegte Backwaren sind bei vielen Teil des Frühstücksrituals, wie sie auch immer regional heißen mögen: Brötchen, Wecken, Semmeln oder Schrippen etwa (wir nutzen in diesem Artikel fortan die hochdeutsche Variante). Ein Exemplar ging nun bei X (ehemals Twitter) durch die Decke. So sehr, dass eine Userin schreibt, sie habe das Foto „jetzt wirklich schon bei Weitem öfter gesehen als meine komplette Familie väterlicherseits zusammengerechnet, was geht da bitte grade ab?!?!“ Wir klären auf.

Virales Wurstbrötchen: Es begann mit einem harmlosen Posting bei X (ehemals Twitter)

Es ging los mit einem Posting der Nutzerin Vivi. Sie veröffentlichte zwei Fotos ihres Mahls und schrieb dazu „Das ist einfach Betrug“. Was sie meint, wird sofort klar: Auf der unteren Brötchenhälfte verbirgt sich ein Mini-Salatblatt, das in zugeklapptem Zustand den Eindruck einer Extradosis Vitamine vermittelt, in Wirklichkeit aber äußerst karg ausfällt. Bis zum 22. Februar wurde ihr Beitrag „nur“ gut 8.000 Mal gesehen.

Virales Wurstbrötchen: User klaut Fotos und setzt sie in den falschen Kontext

Rund ging‘s dann erst, als ein anderer Nutzer mit rund 70.000 Followern die Fotos ohne Quellenangabe klaute und in einen falschen Kontext setzte. „Warum kostet die Scheiße eigentlich 3,95 Euro beim Bäcker, und man bekommt ein drittel Salatblatt?“, fragt er. Natürlich triggerte er damit einige, schließlich sind teure belegte Brötchen immer wieder ein Ärgernis. Doch das ist alles Fake. Es ist nicht sein Brötchen, und es hat auch nicht 3,95 Euro gekostet. Doch sein Posting wurde rund 100.000 Mal aufgerufen. In vielen Reaktionen geht‘s nicht mehr um den Snack, sondern um den Ärger, dass er einfach Fotos ohne Quellenangabe klaut und in den falschen Kontext setzt.

Virales Wurstbrötchen: Polizei Wien schaltet sich ein

Er legte noch ein weiteres mit dem Satz „Jetzt dicke Brötchen fetzen“ nach. Unter dem wird sogar die Landespolizeidirektion Wien markiert. Die reagiert tatsächlich, und zwar mit dem Kommentar „Wurschtsemmel haast des.“ Auf Hochdeutsch: „Das heißt Wurstsemmel“. Die Polizei schaltet sich also nicht etwa wegen des Urheberrechts oder des Preises ein, sondern mit einer Beschwerde über die Begrifflichkeit.

Es gibt noch weitere schräge Blüten, die der virale Snack treibt, aber wir erzählen lieber die tatsächliche Geschichte des Wurstbrötchens. Diese schildert X-Nutzerin Vivi auf Anfrage der Redaktion. Dass sie wirklich Urheberin der Fotos ist, kann sie untermauern, indem sie ein weiteres Bild bereitstellt, auch wenn das natürlich nicht komplett zu verifizieren ist.

Virales Wurstbrötchen
Dieses Foto ihres Wurstbrötchens hatte die Nutzerin bisher nicht veröffentlicht. © privat

Die wahre Geschichte des viralen Wurstbrötchens ist nicht so spektakulär

„Es ist eigentlich ziemlich lustig, dass das Ganze so viral gegangen ist. Hätte ich echt nicht gedacht“, erzählt sie. „Eigentlich hatte ich nur Hunger und wollte mir bei einem Restaurant/Imbiss etwas zu essen holen. Ich weiß gar nicht mehr, wieso ich die Semmel aufgeklappt hatte. Ich glaube, es war, weil ein Freund mir mal erzählt hatte, dass bei sowas oft gemogelt wird. Na ja, und da ich den Anblick dann irgendwie lustig, aber auch traurig und ärgerlich fand, hab ich es gepostet.“

Das gute Stück stamme aus einem nicht öffentlichen, nur für Mitarbeiter zugänglichen Imbiss ihres Arbeitgebers in Nordrhein-Westfalen. Mehr will sie nicht verraten, damit auf diesen keine Rückschlüsse gezogen werden können. Es habe auch keineswegs 3,95 Euro gekostet, wie der andere Nutzer, der sich die Fotos zu eigen gemacht hatte, behauptet hat. „Das Ding war tatsächlich eigentlich relativ günstig, weil es eben auch kein öffentlicher Bäcker war. Waren 2 Euro.“

Und natürlich soll auch noch die Frage beantwortet werden, die nur eine aufklären kann: Wie hat das virale Wurstbrötchen denn gemundet? „Geschmeckt hat es ganz okay. Na ja, was will man von ner relativ trockenen Semmel erwarten? Man hat aber gesehen, dass die Seiten von der Wurst schon etwas angetrocknet waren. Der Salat hat aber echt nicht gut geschmeckt. Man hat auch gemerkt, dass die schon länger wohl in der Theke lag.“ Das ist alles – und man darf gespannt sein, welcher seltsame Social-Media-Hype der nächste ist. Vielleicht ja das neue Produkt, das Paulaner-Spezi-Fans aufschreckt? (lin)

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