CEO Rolf Buch schaltet in „Wachstumsmodus“ - Vonovia will ab sofort wieder Wohnungen kaufen statt losschlagen
Vonovia beendet nach zwei Jahren seine Verkaufsoffensive. Deutschlands größter Wohnungsvermieter setzt nun wieder auf Wachstum. Doch die hohe Verschuldung bleibt ein Problem.
Nach fast zwei Jahren stoppt der Bochumer Wohnungskonzern Vonovia seine großangelegte Verkaufsoffensive. Vonovia will zukünftig wieder auf Wachstum setzen und vermehrt als Käufer auftreten. Das berichtet die „Wirtschaftswoche“.
Vonovia beendet Verkaufprogramm
Deutschlands größter Vermieter plant Ende Oktober seine Bemühungen einzustellen, Wohnungen in großem Stil zu verkaufen. „Was bis dahin nicht vom Tisch ist, soll im Portfolio bleiben“, so ein Insider gegenüber der „Wirtschaftswoche“. Pflegeeinrichtungen- und Gewerbeimmobilien seien von dieser Entscheidung ausgenommen.
CEO Rolf Buch will „in den Wachstumsmodus schalten“
Vonovia-CEO Rolf Buch hatte bereits im August angedeutet, dass das Unternehmen wieder „in den Wachstumsmodus schalten“ wolle. Die „Wirtschaftswoche“ erwartet Details zur Strategie bei der Präsentation der Quartalszahlen am 6. November. Aufgrund der gestiegenen Zinsen hatte Vonovia seit Anfang 2022 Wohneinheiten im Wert von 13 Milliarden Euro verkaufen wollen, berichtet die „Wirtschaftswoche“.

Die Verkaufsoffensive war notwendig, da das Unternehmen in der Nullzinsära hohe Schulden aufgenommen hatte. Mit den steigenden Zinsen musste Vonovia sein Immobilienportfolio abwerten, was den Loan-to-Value (LTV) auf 47,3 Prozent erhöhte. Dieser Wert gibt an, wie hoch ein Unternehmen im Verhältnis zum Wert seiner Immobilien verschuldet ist. Das Ziel lag ursprünglich bei 40 bis 45 Prozent.
Immobilienmarkt beruhigt sich
Die Lage am Immobilienmarkt hat sich nun verbessert. Die Europäische Zentralbank senkte mehrfach die Zinsen, was die Finanzierungssituation für Vonovia aufhellt. Der Preisverfall am Wohnungsmarkt ist beendet, und die Mieten steigen. Laut „Wirtschaftswoche“ wertete Vonovia sein Portfolio in der ersten Jahreshälfte nur um 1,7 Prozent ab, weniger als Analysten erwarteten.
Experten bleiben skeptisch wegen hoher Verschuldung
Einige Branchenexperten halten die Rückkehr auf Wachstumskurs für verfrüht, insbesondere angesichts des hohen Verschuldungsgrades. Dennoch will Vonovia den Kapitalmarkt beruhigen. Die geplante Komplettübernahme der Deutschen Wohnen soll laut „Wirtschaftswoche“ demonstrieren, dass Vonovia die Krise überwunden hat.
Aktie im Aufwärtstrend
Die Vonovia-Aktie hat sich nach einem Tief im März 2023 erholt und seitdem um rund 86 Prozent zugelegt, bleibt aber weit unter den alten Höchstkursen. Am Donnerstag (Stand: 12:00 Uhr) steht die Aktie des größten Immobilienunternehmens Deutschlands bei 30,18 Euro. Seit Jahresbeginn hat sie 7,59 Prozent gewonnen.
Rauchmelder sorgen für Kritik bei Vonovia
Derweil steht der Konzern in der Kritik, weil er immer mehr Mieter dazu zwingt, neue vernetzte Rauchwarnmelder gegen Bezahlung zu kaufen und in ihren Wohnungen anzubringen. In einem aktuellen Bericht von „Zeit Online“ heißt es, dass die Rauchmelder für Bewohner ein nicht zu unterschätzendes Datenschutzrisiko darstellen. Demnach können aus den Daten der intelligenten Rauchwarnmelder abgeleitet werden, wann und ob jemand zu Hause ist.