Wenn über deutsche Schulen berichtet wird, sind die Schlagzeilen meist negativ. Zumindest in der jüngsten Vergangenheit. "Unterrichtsausfall, Lehrermangel, weniger Schüler: Für die Schule fehlt der Plan" lautet etwa die Überschrift eines MDR-Beitrags aus dem September.
Das Fazit: Um das deutsche Schulsystem ist es nicht gut bestellt. Personalmangel, veraltete Lehrkonzepte, Digitalisierung und andere Faktoren stellen Eirichtungen, Lehrer, Eltern und Schüler vor große Herausforderungen.
So ähnlich klingt es auch, wenn Jonas Schreiber über seinen Job spricht. Er unterrichtet Wirtschaft, Betriebswirtschaftliches Rechnungswesen, IT und Sport an einer Realschule in München.
Lehrer über lustlose Schüler: "Sie sind anwesend, mehr aber auch nicht"
"Ich mache meinen Job als Lehrer super gerne. Aber wenn es noch 40 Jahre so weiterläuft wie bisher, gehe ich daran kaputt", so der 31-Jährige im Interview mit der "Welt".
Viele Schüler hätten gar keine Lust mehr auf den Unterricht, sagt Schreiber. "Sie sind anwesend, mehr aber auch nicht." Manche Schützlinge würden sogar Vorbereitungstermine für Projektpräsentationen streichen und sich lieber eine Sechs eintragen lassen.
"Was im Sportunterricht passiert, macht mir am meisten Sorgen", berichtet Schreiber der "Welt" weiter. "In meiner Schulzeit war Sport der Ausgleich für alle, die vielleicht in anderen Fächern nicht die Besten waren. Heute holen sich bereits Fünftklässler lieber eine Sechs ab, statt Fußball zu spielen."
Lehrer alarmiert: "Leistung zählt nicht mehr"
Grundsätzlich stellt er eine sehr geringe intrinsische Motivation bei vielen Schülern fest. Für Schreiber ein alarmierender Zustand. "Sport ist nicht versetzungsrelevant, Leistung zählt also nicht mehr. Jeder kommt in unserer Gesellschaft irgendwie durch", so der Lehrer.
Einige Schüler würden sogar sagen, dass sie Bürgergeldempfänger werden. Vielen ist laut Schreiber völlig egal, was nach der Schule aus ihnen wird. Die Lustlosigkeit, die er erkennt, treibt den Lehrer um. "Was sollen diese jungen Menschen später machen? Es kann doch nicht das Ziel sein, einfach in den Tag hineinzuleben."
Andere Probleme sind Schreiber zufolge Unpünktlichkeit, überforderte oder desinteressierte Eltern, fehlende orthografische Fähigkeiten, Diskussionen mit Schülern mit Migrationshintergrund und viel zu lange Bildschirmzeiten.