Die besten Geräte und Methoden: So messen Sie Ihren Blutdruck richtig

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Bluthochdruck ist Risikofaktor Nummer eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kardiologe Prof. Volker Klauss erklärt, wie Sie Ihren Blutdruck richtig messen und welche Fehler Sie vermeiden müssen.

Jeder Vierte in Deutschland leidet an Bluthochdruck, in der Fachsprache arterielle Hypertonie genannt. Bei dieser ist der Druck in den Gefäßen, die das Blut vom Herzen zu den Organen leiten, chronisch erhöht. Bei mehreren Messungen liegt der Blutdruck über 140/90 mmHg. Eine Studie stellte im Jahr 2021 fest, dass sich die Zahl der Menschen mit Bluthochdruck seit 1990 verdoppelt hat – auf inzwischen 1,3 Milliarden Betroffene. Alarmierend ist auch die Tatsache, dass fast die Hälfte dieser Menschen mit Bluthochdruck nichts von ihrer Erkrankung weiß. Das liegt daran, dass erhöhter Blutdruck lange keine Beschwerden macht. „Aber mit zu hohen Werten steigt das Schlaganfallrisiko mit den Jahren immens“, warnt der Münchner Kardiologe Prof. Volker Klauss.

Der Kardiologe Prof. Volker Klauss erklärt Redakteurin Susanne Sasse, wie man den Blutdruck richtig misst.
Prof. Volker Klauss erklärt Redakteurin Susanne Sasse, wie man den Blutdruck richtig misst. © Markus Götzfried

Blutdruck-Messung zu Hause: Viele Menschen messen falsch

Das riesengroße Problem sieht er auch darin, dass viele Menschen zu Hause falsch messen – und dann aus falschen Daten falsche Schlüsse ziehen. „Es können sich diverse Fehler eingeschlichen haben, die die Werte verfälschen und damit unbrauchbar machen“, sagt Prof. Klauss und führt aus: „Vom falschen Gerät über die falsche Messtechnik bis zu einem schlechten Zeitpunkt für die Messung kommt alles vor. Passieren mehrere Fehler auf einmal, kann es sein, dass die erhobenen Daten eine völlig falsche Ausgangsbasis für eine Therapieempfehlung sind.“

Eine Ärztin mit tättowiertem Arm misst den Blutdruck einer Patientin mit einem Blutdruckmessgerät.
Der Blutdruck lässt sich mit einer Blutdruckmanschette am Oberarm messen. © Anthony Photography/Imago

„Viele Messgeräte für den Heimgebrauch zeigen falsche Ergebnisse an“, warnt Prof. Klauss. Eine Untersuchung der Stiftung Warentest bestätigt seine alarmierende Beobachtung: Nur drei der zehn getesteten Geräte waren gut. Übrigens: Die Stiftung Warentest hat in ihrem Heft von November 2023 auch eine Smartwatch untersucht, die auch den Blutdruck per Pulswellenanalyse misst, und zwar die Samsung Galaxy Watch5 Pro. Sie kostet rund 300 Euro. Die Tester attestierten ihr eine „überraschend gute Messgenauigkeit“. Allerdings gibt es die Einschränkung, dass die Smartwatch nur dann gut ist, wenn sie regelmäßig alle 28 Tage kalibriert wird. Dazu müssen die Messergebnisse der Uhr mit denen eines klassischen Blutdruckmessgeräts abgeglichen werden. Zudem funktioniert sie leider bei stark erhöhtem Blutdruck nicht zuverlässig.

Bei allen geprüften Blutdruckmessgeräten für zu Hause war die Genauigkeit höchstens befriedigend

Um zu kontrollieren, ob die gegen Bluthochdruck verordneten Medikamente wirken, messen viele Patienten selbst den Blutdruck. Die Stiftung Warentest hat für ihr „test“-Heft (Ausgabe 11/2023) sechs Oberarm- und vier Handgelenkgeräte unter die Lupe genommen.

▶ Testsieger Omron X7: Dieses Gerät für die Messung am Oberarm, das im Internethandel zu einem Durchschnittspreis von 85 Euro zu erhalten ist, bekam die Gesamtnote 2,3. Zwar ist die Messgenauigkeit nur befriedigend, doch die Genauigkeit von Wiederholungsmessungen sehr gut. Das Gerät kann mit einer App gekoppelt werden, die sensiblen Daten seien gut gesichert.

▶ Testsieger II: Omron RS4: Das OmronRS4 für das Handgelenk kostet durchschnittlich 49 Euro. Es erhielt ebenfalls die Note 2,3. Ebenso wie das andere Gerät des Herstellers erhielt es bei der Messgenauigkeit ein „Befriedigend“, bei der Wiederholgenauigkeit ein „Sehr gut“ – und ebenso beim Falltest. In Sachen Handhabung vergaben die Tester die Note 2,1, die Genauigkeit bei falscher Bedienung war „befriedigend“.

▶ VisocorOM60: Das Modell Visocor OM60 für die Messung am Oberarm ist mit 28,70 Euro ziemlich günstig und erhielt die Note „gut“ mit 2,5. Allerdings ist es in Sachen Messgenauigkeit auch nur befriedigend, die Wiederholgenauigkeit nur gut. Die Handhabung ist mit 1,8 als „gut“ bewertet, im Falltest bekam das Gerät dagegen nur ein „Befriedigend“, ebenso in der Genauigkeit bei fehlerhafter Bedienung.

▶ BeurerBM81: Das Oberarm-Blutdruckmessgerät Beurer BM 81 easy-Lock kostet durchschnittlich 126 Euro. Es bekam die Note „befriedigend“ (3,0). Messgenauigkeit und Wiederholgenauigkeit waren befriedigend. Die Handhabung ist mit 2,5 als gut bewertet, der Basisschutz persönlicher Daten des Geräts, das mit App kommt, mit 1,9 ebenfalls gut. Die Erstellung eines Benutzerkontos ist freiwillig.

▶ Boso medicus exclusive: Das Oberarm-Blutdruckmessgerät Boso medicus exklusive erhielt nur die Testnote „ausreichend“ (3,9). Die Messgenauigkeit des Geräts, das keine App hat, war nur ausreichend, die Wiederholgenauigkeit dagegen gut. Das Gerät bekam in Sachen Störanfälligkeit ein „Befriedigend“ (3,0), bei der Handhabung ein Gut. Die Genauigkeit bei fehlerhafter Bedienung ist ausreichend.

Kardiologe rät, dass Blutdruckmessgerät vom Arzt checken zu lassen

„Wichtig: Achten Sie darauf, dass Sie sich ein Blutdruckmessgerät mit pneumatischer, also aufpumbarer Manschette anschaffen“, rät Prof. Klauss. Andere Geräte hält er für ungeeignet. Generell rät der Kardiologe, das Blutdruckmessegerät einmal mit zum Arzt zu nehmen, um mit einem Kontrollgerät dessen Messgenauigkeit kontrollieren zu lassen.

Messen Sie immer mehrmals hintereinander

Um die Genauigkeit des Messergebnisses zu erhöhen, wird empfohlen, mehrfach hintereinander, aber mit zweiminütigem Abstand zu messen.
Um die Genauigkeit des Messergebnisses zu erhöhen, wird empfohlen, mehrfach hintereinander, aber mit zweiminütigem Abstand zu messen. © Westend61/Imago

„Es ist wichtig, immer zwei bzw. bestenfalls sogar drei Mal im Abstand von je einer Minute zu messen“, sagt Prof. Klauss. Denn es sei gar nicht so selten, dass man beim ersten Messen aufgeregt ist und dann der Wert falsch ist. Übrigens: Jeder sollte, bevor er zu Hause misst, bei einem Arzt den Blutdruck an beiden Armen messen lassen, rät Prof. Klauss. Denn oft unterscheiden sich die Werte an beiden Armen. Wenn sich die Messungen an beiden Armen um bis zu zehn mmHg unterscheiden, könne man das tolerieren, so Klauss. Aber ab einem Unterschied von 15 mmHg müsse man prüfen lassen, ob eine Gefäßerkrankung vorliegt. Liegen die Werte in einem Arm höher als im anderen, sollte man immer an dem Arm mit den höheren Werten messen.

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Die Manschette für den Oberarm muss passen

Manschetten für den Oberarm gibt es bei den meisten Geräten in drei Größen. Hier ist es wichtig, die richtige Größe zu wählen, sagt Klauss: „Insofern sollte man nicht im Internet irgendetwas bestellen, sondern die Manschette in einem Fachgeschäft aussuchen.“ Für den Hausgebrauch empfiehlt Prof. Klauss Oberarm-Messgeräte. „Geräte für das Handgelenk sind in meinen Augen höchstens etwas für den Urlaub“.

Professor Volker Klauss steht im Herzkatheterlabor
Herzexperte Prof. Volker Klauss. © Andreas Koehler

Entwickeln Sie eine Messroutine

Prof. Klauss rät dazu, eine Routine für das Blutdruckmessen zu entwickeln. Messen Sie regelmäßig, am besten morgens und abends immer um die gleiche Zeit, und dokumentieren Sie die Werte schriftlich. Suchen Sie bei starken Unregelmäßigkeiten ärztlichen Rat.

Bewahren Sie beim Messen ruhig Blut

Bewahren Sie beim Messen ruhig Blut – und setzen sich schon fünf Minuten vorher ruhig hin. Stellen Sie die Beine nebeneinander auf den Boden und schlagen Sie sie nicht übereinander. Halten Sie sich während der Messung still, machen Sie nichts anderes nebenbei.

Auch schweres Essen wirkt sich auf den Blutdruck aus

Aufregung, falsche Armhaltung, die Zigarette oder ein koffeinhaltiges Getränk wie etwa ein Kaffee kurz vor der der Messung – die Werte sind schnell falsch. Dies gilt erst recht für Alkohol, aber auch ein schweres Essen kann sich auf den Blutdruck auswirken. „Das ist besonders tragisch, weil viele Patienten einen enormen Aufwand betreiben und dann Daten erhalten, die nicht korrekt sind und zu falschen therapeutischen Entscheidungen führen können“, warnt Prof. Klauss.

Messen Sie immer in Herzhöhe

Die Manschette darf weder zu fest noch zu locker sein. Krempeln Sie eng anliegende Ärmel nicht hoch, sondern ziehen Sie das Oberteil aus. Messen Sie in Herzhöhe. „Hier passieren viele Fehler, weil die Patienten entweder den Arm nach oben strecken oder ihn zu tief herabhängen lassen“, weiß Prof. Klauss. Wenn Sie am Oberarm messen, sollte das Messgerät in Herzhöhe angebracht sein und der Unterarm locker auf einem Tisch aufliegen. Wenn Sie am Handgelenk messen, dann strecken Sie dieses und bringen Sie das Messgerät durch Anwinkeln des Armes auf Herzhöhe.

Prof. Volker Klauss erklärt Redakteurin Susanne Sasse, wie man den Blutdruck richtig misst.
Die Manschette sitzt – und die Werte sind gut: Der Blutdruck, den Prof. Volker Klauss bei Susanne Sasse maß, lag bei 115 zu 73 mmHg. © Markus Götzfried

Viele Menschen messen falsch – und wiegen sich dann womöglich in falscher Sicherheit.

Das bedeuten die zwei Messwerte

Beim Blutdruck unterscheidet man zwei Messwerte: Der erste Wert – der höhere – gibt des systolischen Druck in den Gefäßen an, wenn sich das Herz zusammenzieht. An zweiter Stelle steht der diastolische Wert, wenn das Herz wieder erschlafft. Gemessen wird in der Maßeinheit mmHg, das bedeutet Millimeter Quecksilbersäule. Ab einem systolischen Wert von 140 mmHg und/oder einem diastolischen Wert von 90 mmHg gilt der Blutdruck als erhöht.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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