Die Zukunft des Tölzer Badeteils: Stadtrat befürwortet Sanierungssatzung

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Hochpreisige Eigentumswohnungen, wie hier an der Schützenstraße, sollen im Tölzer Badeteil künftig verhindert werden. © Karl Bock

Bad Tölz - Die Stadt möchte den Tourismus im Badeteil fördern. Dazu hat das Gremium jüngst einen Satzungsbeschluss erlassen.

Mängel im Tölzer Kurviertel sind seit vielen Jahren nicht zu übersehen. Ob Bruckfeldareal, Wandelhalle oder das ehemalige Alpamare-Gelände, überall bröckelt es vor sich hin. Auf der anderen Seite sind zahlreiche Wohnbauten entstanden, die eine zahlungskräftige Klientel nach Tölz lockten. Um Letzteres zu stoppen, und um den Tourismus wieder zu fördern, hat der Stadtrat jetzt eine Sanierungssatzung erlassen. Damit soll das Gebiet Badeteil „für die Zukunft aufgestellt werden.“

Früher „Krankenhei“, heute „Badeteil“

Früher hieß das Stadtgebiet links der Isar „Krankenheil“, weil Menschen aus dem In- und Ausland kamen, um von Leiden geheilt zu werden. Das Jodwasser und später auch das Moor sowie die gute Luft lockten Tausende nach Tölz, man darf sich schon lange Bad nennen und das Gebiet zwischen Isar und Buchberg erlebte einen großen Aufschwung.

Die städtische Kurverwaltung und die Jodquellen AG teilten sich den „Kuchen“, es gab sogar zwei Kurorchester, zahlreiche Hotels und Sanatorien, die von den Krankenkassen bezahlte Sozialkur sorgte für volle Betten. Erst als der damalige Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) den Geldhahn zudrehte, wendete sich das Blatt.

Alparmare, Jodquellenhof sowie kleinere Pensionen und Hotels im Badeteil alles zu

Dafür lockte das Alpamare Jung und Alt nach Bad Tölz. Doch dann entstanden europaweit immer mehr Freizeitzentren, das Spaßbad wurde geschlossen, dazu der Jodquellenhof. Kleine Pensionen und Hotels machten zu, da die notwendigen Renovierungen nicht mehr zu stemmen waren, ausreichend Gäste kamen nicht mehr.

Findige Investoren kamen auf die Idee, aus den ehemaligen Tourismusbetrieben teure Eigentumswohnungen zu machen, ein Block nach dem anderen entstand an der Schützenstraße, Buchener Straße sowie auf den Arealen, die der Jodquellen AG gehören. Die verabschiedete sich vom Tourismus. Seitdem steht auf die denkmalgeschützte Wandelhalle leer, der ehemalige Kurpark nördlich der Ludwigstraße ist gesperrt und verwildert.

Tourismus im Tölzer Badeteil nicht ganz tot

Ganz tot sind Tourismus und Kur aber noch nicht, etliche Betriebe erfreuen sich guter Auslastung, dazu kommen die Kliniken (von Asklepios bis Median). Der Bodensee-/Königssee-Radweg bringt Radtouristen, Messebesucher kommen, Tagungen finden statt, das aktuelle Tölzer Gesundheits- und Tourismusangebot reicht von Hochzeiten bis zu Yoga und veganen Wochen. Und zu guter Letzt hat Johannes Tien auf der Wackersberger Höhe heuer ein Vier-Sterne-Hotel Hotel eröffnet.

„Die touristische Funktion der großen und besonderen Denkmäler mit ihren Parkanlagen wird nachhaltig von den vorhandenen baulichen und strukturellen Missständen negativ beeinflusst“, so Bauamtsleiter Christian Fürstberger in der jüngsten Stadtratssitzung über das Ergebnis der sogenannten Vorbereitungen Untersuchungen für das Sanierungsgebiet „Badeteil“. Sie bildet das rechtliche Fundament für die Sanierungssatzung, deren Ziele der Stadtrat schließlich einstimmig beschloss.

Sanierungsgebiet umfasst 155.000 Quadratmeter im Kurviertel

Mit diesem Instrument sollen Mängel behoben und das Badeteil für die Zukunft gut aufgestellt werden, so Fürstberger. Festgelegt wird ein Sanierungsgebiet, in dem Privateigentümer die Möglichkeit haben, erhöhte Abschreibungen oder auch Fördermittel bei Renovierungsmaßnahmen zu bekommen. Dies geschieht im vereinfachten Verfahren. Damit habe die Stadt zwar weniger Eingriffsmöglichkeiten als im umfassenden Verfahren, sagte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). Aber andernfalls müsste „fast jeder Mietvertrag bei der Stadt vorgelegt werden, ob er den Sanierungszielen entspricht oder nicht“.

Das Sanierungsgebiet umfasst 155.000 Quadratmeter im Kurviertel. Dies seien „nur noch 20 Prozent der Untersuchungsfläche“, so Fürstberger. Ziel sei es, städtebauliche Missstände zu beheben und neuen vorzubeugen, touristische Nutzungen im Zentrum des Kurviertels zu sichern und die Verkehrssituation zu verbessern. Allerdings sei die Satzung nicht in Stein gemeißelt. „Sie ist kein Dauerinstrument“, sagte Fürstberger. Ziele müssten immer wieder geprüft, die Sanierungen in einem Zeitrahmen bis zu 15 Jahren auch abgeschlossen sein. Deshalb soll flankierend eine neue Fremdenverkehrssatzung und ein städtebaulicher Rahmenplan entstehen.

Wenn wir uns am Rahmenplan entlang hangeln, werden wir die Einzelfall-Entscheidungen im Badeteil nicht mehr haben, die uns oft als Willkür ausgelegt wurden.

Mehner sagte, mit dem Rahmenplan bekämen alle Grundeigentümer Klarheit, wie es weitergehe. Ähnlich äußerte sich Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair (FWG). Das gelte obendrein auch für die Stadträte: „Wenn wir uns am Rahmenplan entlang hangeln, werden wir die Einzelfall-Entscheidungen im Badeteil nicht mehr haben, die uns oft als Willkür ausgelegt wurden.“ Wichtig sei, diesen historischen Stadtteil von seiner Struktur her und den touristischen Charakter zu erhalten, damit stärke man auch den Tourismus-Treibenden den Rücken. Karl Bock

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