CDU-Chef orakelt über Schwarz-Grün: Friedrich Merz’ neuer Ausflug ins Fettnäpfchen
Eine Koalition mit den Grünen hält CDU-Chef Merz plötzlich für eine gute Idee. Die ohnehin verunsicherten Unions-Wähler verwirrt er mit seiner unbedachten Wortmeldung einmal mehr. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.
Friedrich Merz hat wieder zugeschlagen. Die Grünen, die der Oppositionsführer vor einiger Zeit noch zum „Hauptgegner in der Regierung“ ausgerufen hat, sind für ihn jetzt doch wieder ein willkommener Koalitionspartner. Was der plötzliche Sinneswandel zu bedeuten hat? Wohl nur, dass der Kanzler Recht hat und Merz tatsächlich eine „Mimose“ ist. Über den verbalen Kinnhaken, den ihm Olaf Scholz kürzlich im Bundestag versetzte, war der empfindliche Sauerländer offenkundig so erbost, dass er auf Revanche sann – und die SPD jetzt mit Avancen an die Grünen zu triezen versucht.
Merz hat nicht bedacht, dass er in seinem Zorn seine Wähler tief verwirrt
Nur dass er damit seine Wähler tief verwirrt, das hat Merz in seinem Zorn nicht bedacht. Der tiefere Grund dafür, dass CDU und CSU trotz der erschreckenden Schwäche der Ampel im Bund kaum über bescheidene 30 Prozent hinauskommen, ist doch, dass viele eher konservativ denkende Bürger der Union seit Angela Merkel nicht mehr über den Weg trauen. So groß ist bei manchen die Angst, die Union zu wählen und die Grünen zu bekommen, dass sie ihr Kreuz lieber gleich bei der radikalen „Alternative“ machen. Oder gar nicht erst zur Wahl gehen.
Mit seiner unbedachten Wortmeldung hat Merz, der in Wahrheit eine Große Koalition mit der SPD ansteuert (oder, wenn es die Liberalen im nächsten Bundestag noch gibt, eine „Deutschlandkoalition“ mit SPD und FDP), dieser Befürchtung völlig ohne Not neue Nahrung gegeben – und einmal mehr gezeigt, dass man beim CDU-Chef leider immer auf spontane Ausflüge in diverseste Fettnäpfchen gefasst sein muss. Die Verzweiflung in Markus Söders CSU ist verständlich: Ihr erfolgreiches Geschäftsmodell in Bayern ist ja gerade die Abgrenzung zu den Grünen und deren bevormundender Politik. Dafür nehmen die Christsozialen sogar ihre Ober-Nervensäge Hubert Aiwanger als kleineres Koalitions-Übel in Kauf.
Georg Anastasiadis