Vier gewinnt! Darum steht der Weltcup für Ramona Hofmeister über einer WM
Die Titelhamsterin ist zurück! Mit zwei Siegen im Europacup hat sich Ramona Hofmeister (27) in Schwung gebracht für den Weltcupwinter - dort hat sie hohe Ziele.
Ein tief verschneiter Götschen – wann hat es das letztmals im Dezember gegeben? Auch aus diesem Grund entschied Ramona Hofmeister, den Europacup vor ihrer Haustür zu nutzen, um sich für den Weltcupstart am Donnerstag in Schwung zu bringen. Keine schlechte Idee, wie ein Blick auf die Ergebnislisten zeigt. Angefeuert von Schäferhündin Chili, die seit April bei ihr wohnt, raste die Snowboarderin aus Bischofswiesen zu zwei souveränen Siegen – und sagte mit Blick auf den Ernstfall in Carezza: „Diese zwei Tage am Götschen waren wichtig fürs Renngefühl. Ich bin jeden Lauf durchgekommen. Darum geht’s, um am Ende gute Ergebnisse einzufahren.“
Da ist sie also wieder, die rastlose Seriensiegerin. Titelhungrig wie eh und je. Es stört die 27-Jährige auch nicht im Geringsten, dass am Ende dieser Saison kein Großevent ansteht. Mögen andere ihr Sportlerleben nach WM oder Olympia ausrichten – für Hofmeister ist es der Kampf um die große Kristallkugel, der sie antreibt. „Der Gesamtweltcup ist für mich mehr wert als jede Medaille“, sagt sie. Konstant abzuliefern sei leistungsmäßig höher anzusiedeln, „als wenn ich an einem Tag da sein muss – oder an einem Tag Glück habe“. Daher sei für sie auch „jede Saison gleich wichtig“.
Der Gesamtweltcup ist für mich mehr wert als jede Medaille.
Drei große Kugeln hat sie mit dieser Einstellung bereits nach Hause gefahren. Letzte Saison hatte es wegen anfänglicher Rückenprobleme „nur“ zu einer kleinen Kugel gereicht. Ein Betriebsunfall, den Hofmeister tunlichst korrigieren möchte. Ihr Motto: Vier gewinnt! Daheim in der Vitrine sei noch Platz für eine vierte große Kugel. „Man ist stolz drauf, was man schon hat“, sagt sie, „trotzdem hat man immer Lust auf mehr.“
Der beachtlichen Frühform nach ein realistisches Ziel. Sie fühle sich um „Welten“ besser als vor einem Jahr, als sie schon bei den Auftaktrennen mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte. Weder beim Start in Winterberg noch in Carezza hat es 2022 fürs Stockerl gereicht. „Jetzt fühle ich mich top vorbereitet“, sagt sie. „Man schaut halt immer, was man am Training verändern kann. Daher – Gott sei Dank – bin ich jetzt schmerzfrei.“ Auch der Wechsel des Boardausrüsters habe ihr einen neuen Kick gegeben. „Ich hatte einfach mal Lust, nach so vielen Jahren etwas anderes zu probieren.“ Letztlich ist sie aber auch in Materialfragen pragmatisch veranlagt: „Am Ende kommt es nur darauf an, was schneller ist.“
Was Ehrgeiz und Siegeslust angeht, glaubt man einen inneren Oliver Kahn aus ihr herauszuhören. Weiter, immer weiter! Rekordgewinnerin von Snowboard Germany ist Hofmeister bereits (15 Siege), im Februar feiert sie ihr Zehnjähriges im Weltcup. Olympia 2026 hat sie zumindest „im Hinterkopf – „weil es schön ist, die Spiele mal wieder in Europa zu haben“. Bleibt sie fit und in Form, dürfte ein weiterer Start-Ziel-Sieg zur großen Kristallkugel kaum zu verhindern sein.
Der Saisonabschluss ist passend gewählt. Das Finale findet nicht wie zuletzt üblich am Götschen statt, sondern drüben am Obersalzberg. „An diesem Hang hab ich meinen ersten Snowboardkurs gemacht“, erinnert sich Hofmeister. Sich dort erneut krönen zu lassen, empfände die Ehrenbürgerin von Bischofswiesen als größtes Glück. Und danach: Anlauf nehmen für Weltcup-Coup Nummer fünf? „Ich glaube, alle wissen, dass ich nie weit vorausplane“, sagt Hofmeister: „Ich fahre halt einfach so weiter – von Jahr zu Jahr.“