60 Jahre und kein Ende in Sicht: Heinz Hortsch's ungewöhnliche Karriere
Heinz Hortsch, 73, feiert sein 60. Dienstjubiläum in der gleichen Steuerkanzlei. Obwohl er die Möglichkeit hatte, in den Ruhestand zu gehen, entschied er sich dagegen. Seine Arbeit und sein aktiver Lebensstil halten ihn fit und gesund.
Mit einem leichten Lächeln im Gesicht schwingt sich Heinz Hortsch auf sein Fahrrad. Sein Ziel: die Steuerkanzlei Kameter, Eckert und Luger in der Dachauer Altstadt. Rund 15 Minuten braucht er für die Strecke, die er seit Beginn seiner Lehre am 1. August 1964 schon 1000 Mal geradelt ist.
Nun, 60 Jahre später, hat Heinz Hortsch etwas geschafft, was nur wenigen Menschen in ihrem Leben gelingt: Der 73-Jährige feierte kürzlich sein 60. Dienstjubiläum bei seinem Arbeitgeber. Seit seinem 14. Lebensjahr ist er in der von Kurt Dubitzky gegründeten Steuerkanzlei angestellt. Und das ohne Unterbrechung! „Ein bisschen Glück gehört da aber schon dazu“, erklärt er.
Als er 2014 das Angebot der Regierung erhalten hatte, mit 63 Jahren in den Ruhestand zu gehen, spielte er kurz mit dem Gedanken, aufzuhören. Doch es kam anders. „Meine Frau war von dem Gedanken, dass ich dann ständig zu Hause bin, nicht so begeistert“, erzählt der Dachauer und grinst dabei. Und auch seine Chefs wollten den langjährigen Mitarbeiter nicht verlieren. Die Lösung war eine Teilzeitstelle in der Kanzlei – denn ganz ohne Arbeit ging es für Hortsch dann doch nicht.
Dreimal die Woche Fußball, zweimal zum Tennis
Und auch zehn Jahre später denkt er noch immer nicht ans Aufhören. „Es macht mir immer noch so viel Spaß und ich gehe immer noch gerne zur Arbeit. Wenn das nicht mehr so ist, dann mache ich aber wirklich Schluss“, sagt er. Außerdem ist er überzeugt, dass ihn die Arbeit gesund hält. Es sei schließlich nicht verkehrt, sich weiterhin geistig zu fordern.
Aber auch körperlich ist der Vater von drei Kindern noch fit. Einmal in der Woche kickt er mit den Alten Herren des ASV Dachau auf dem Fußballplatz, zweimal in der Woche steht er auf dem Tennisplatz. „Aber auch meine Frau ist noch sehr fit. Sie ist auch noch nicht in Rente und arbeitet mit 71 immer noch“, erzählt er.
Wenn Hortsch seine Anfangszeit in der Kanzlei mit heute vergleicht, muss er schmunzeln. „Es hat sich schon viel verändert. Früher mussten wir teilweise riesige Buchhaltungen per Hand erfassen. Heute geht das alles digital und auf Knopfdruck“, sagt der 73-Jährige. Das bereitet ihm hin und wieder etwas Mühe. „Ich bin definitiv kein Computerfreak“, sagt er. Am liebsten arbeitet er deshalb immer noch mit Bleistift, Papier und Radiergummi.
Das Besondere ist für ihn nach 60 Berufsjahren im Steuerrecht immer noch die Zusammenarbeit mit den Mandanten und Mitarbeitern. Manche kennt er inzwischen schon seit mehreren Jahrzehnten. Einen Kunden beispielsweise betreut er bereits in der dritten Generation. „In all den Jahren kennt man sich einfach sehr gut und vertraut sich. Das macht die Arbeit deutlich leichter“, erklärt er.
Er ist sich bewusst, dass es für viele schwer nachvollziehbar ist, warum er in seinem Alter nicht einfach den Ruhestand genießt. Doch die Arbeit mit Zahlen und die Auseinandersetzung mit den sich ständig ändernden Gesetzen erfüllen ihn. Und wenn er sich morgens auf sein Fahrrad schwingt, fährt er auch nach 60 Jahren noch immer mit einem guten Gefühl zur Arbeit.
